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Prozess nach mutmaßlich homophober Attacke in Marburg

Schild  Landgericht Marburg

Nach einer brutalen Attacke mit Eisenstangen müssen sich zwei Jugendliche in Marburg wegen versuchten Mordes verantworten. Sie sollen einen 21-Jährigen in einen Hinterhalt gelockt haben. Vor dem Gericht gab es eine Demo gegen Queerfeindlichkeit.

Nach einer mutmaßlich homophoben Attacke im vergangenen Sommer hat am Landgericht Marburg am Montag der Prozess gegen die Tatverdächtigen begonnen. Angeklagt sind zwei Jugendliche aus dem Kreis Marburg-Biedenkopf, die zum Tatzeitpunkt 15 und 16 Jahre alt waren, wie die Staatsanwaltschaft Marburg dem hr auf Anfrage bestätigte.

Den Beschuldigten wird demnach versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Ermittler sehen die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als erfüllt an.

Mit Eisenstangen veprügelt

Konkret geht es um einen Vorfall, der sich in der Nacht zum 17. Juni 2022 in der Marburger Innenstadt abgespielt haben soll. Auf einer Baustelle sollen die Jugendlichen dort einen Studenten in einen Hinterhalt gelockt und mit Eisenstangen auf ihn eingeschlagen haben, weil sie ihn für homosexuell hielten.

Dabei hätten sie "billigend in Kauf genommen", den Mann zu töten, teilte Staatsanwalt Timo Ide mit. Das damals 21 Jahre alte Opfer erlitt schwere Verletzungen, darunter Platzwunden, Armbrüche und Hämatome am ganzen Körper.

Die Polizei nahm die beiden flüchtigen Tatverdächtigen im Juli 2022 fest. Neben Zeugenaussagen hatten die Ermittler zuvor auch Funkzellen- und Handydaten ausgewertet.

Kundgebung vor dem Landgericht

Aktuell sitzen die Jugendlichen in Untersuchungshaft. Der Prozess gegen sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – so will es das Jugendstrafrecht. Die queere Organisation "Rosa Liste Marburg" hatte zum Prozessauftakt vor dem Landgericht zu einer Kundgebung aufgerufen, an der am Montagmorgen rund 20 Menschen teilnahmen.

junger Mann

Demo-Teilnehmer Jonas aus Marburg sagte: "Ich bin da, um sichtbar zu sein, ein Zeichen zu setzen und mich mit allen Opfern zu solidarisieren, die Queerfeindlichkeit erleben müssen." Der Fall habe ihn persönlich sehr schockiert, gleichzeitig sei Queerfeindlichkeit seiner Ansicht nach auch ein strukturelles Problem in der Gesellschaft. Er selbst habe sich mit seinem Partner in Marburg bisher sicher gefühlt, nach dem Vorfall habe sich das nun etwas verändert.

Demonstranten mit Schilder vor dem Marburger Landgericht

Bis Ende März sind noch sieben weitere Verhandlungstermine angesetzt. Das Opfer soll dabei ebenfalls aussagen.

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