Ein Rehkopf schaut aus einem Getreidefeld heraus. Im Hintergrund Gebüsch.

Eine angekündigte Rehjagd auf einem Fuldaer Friedhof hat unter Tierschützern Kritik hervorgerufen. Die Landestierschutzbeauftragte und ein Naturschutzverband halten die Entscheidung für richtig.

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Landestierschutzbeauftragte: Reh-Jagd auf Fuldaer Friedhof ist angeraten

Rehe
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Hessens Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin hält den angekündigten Abschuss von Rehen auf dem Fuldaer Zentralfriedhof für nötig. "Das ist eine Abwägungssache – in diesem Fall zum Nachteil der dortigen Tiere. Ich wüsste auch keine andere Möglichkeit als die Rehe zu töten", sagte die Veterinärin auf hr-Anfrage am Donnerstag.

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Wichtig sei, so Martin, dass zuvor andere, mildere Maßnahmen geprüft und ausprobiert worden seien. "Wenn das gescheitert ist oder unter Umständen nicht weiter in Frage kommt, ist es legitim, die Tiere zu töten." Einerseits mit Blick auf die zerstörten Gräber der dort bestatteten Menschen. Andererseits im Hinblick auf die Inzucht unter den Rehen, wie Martin erklärte.

Tierschutzverein will rechtliche Schritte prüfen

Die Stadt Fulda hatte vor einigen Tagen angekündigt, Rehe abschießen zu wollen, die auf dem Friedhof ihr Unwesen treiben. Mittlerweile hat die Jagd begonnen, wie eine Sprecherin sagte. Zuvor hatte es vermehrt Beschwerden gegeben, dass die Tiere dort Blumen, Pflanzen und Grabschmuck zerstören und fressen.

Daraufhin hatte die Stadt bei der Unteren Jagdbehörde eine Ausnahmegenehmigung erwirkt, um die Tiere jagen zu dürfen. Als das publik wurde, entbrannte Kritik in Social-Media-Kanälen und bei Vereinen. Ein Fuldaer Tierschutzverein etwa zeigte kein Verständnis: "Es kann nicht sein, dass Tiere, wo immer sie sich auch ansiedeln, getötet werden", sagte eine Sprecherin des Vereins der Fuldaer Zeitung und kündigte an, rechtliche Schritte prüfen zu wollen.

Aufruf für Tierschutz-Demo am Friedhof

Auch die Jägervereinigung St. Hubertus Fulda befand: Man solle die Tiere nicht erschießen, nur weil sie sich Schlupflöcher im Zaun gesucht hätten. Zu einer Demo am Sonntag (15 Uhr) gegen den Reh-Abschuss hat derweil auch die Pfötchenrettung Fulda aufgerufen.

Doch der Wildfraß an den Gräbern ist nicht das einzige Problem, dass die Rehe verursachen. Ein weiterer Grund für die Abschuss-Entscheidung ist: Unter den sieben auf dem Friedhof lebenden Rehen gibt es Inzucht. Es habe schon tote oder kranke Tiere gegeben, weil sich die Tiere innerhalb der sehr kleinen Population paaren, berichtete die Stadt.

Gnadenhof? Keine gute Idee!

Ein Sprecher des Naturschutzverbands Nabu Hessen sagte dem hr angesichts der Inzucht: "Wenn es schon zu degenerierten Erscheinungen gekommen ist, geht es in Richtung Tierquälerei. Wenn es zu keinem genetischen Austausch mit anderen Populationen kommt – dann macht es keinen Sinn. Sie würden es in freier Wildbahn mit diesem Handicap auch nicht mehr schaffen."

Die ins Gespräch gebrachte Option, die Tiere zu betäuben und auf einen Gnadenhof zu bringen, hält die Tierschutzbeauftragte Martin nicht für sinnvoll: "Das ist tierschutzwidrig. Die Tiere in ein Mini-Gehege zu stecken, wenn sie die freie Wildbahn gewohnt sind, ist keine gute Lösung." Und bei allen Abwägungen müsse man auch bedenken: Rehe seien keine artgeschützten Tiere. In Hessens Wälder gebe es keinen Mangel an Rehwild.

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