Die Eintracht-Frauen verlieren in Lissabon

Die Fußballerinnen der Frankfurter Eintracht verlieren ihr Champions-League-Spiel in Lissabon, weil sie sich von der Atmosphäre beeindrucken lassen. Den Spieß wollen sie im Rückspiel nächste Woche nun umdrehen.

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Die Stimmen zur Niederlage der Eintracht-Frauen in Lissabon

Laura Freigang applaudiert in Richtung der Fans.
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Sara Doorsoun kam als Letzte aus der Kabine, und vielleicht brauchte es genau diese Zeit, um den gerade erst erlittenen Nackenschlag ins Gegenteil umzukehren. Aus Doorsoun sprach nicht nur der Frust oder die Enttäuschung, nein, die erfahrenste Spielerin im Eintracht-Ensemble schickte gleich mal eine kernige Kampfansage an den siegreichen Gegner. "Die müssen nächste Woche in unser Wohnzimmer kommen. Das wird schwierig für Benfica", sagte Doorsoun dem hr-sport, und irgendwo hat sie ja Recht.

Denn wenn die 0:1-Niederlage der Eintracht Frankfurt Frauen vom Mittwochabend etwas Gutes hat, dann, dass sie schon am kommenden Donnerstag (18.45 Uhr) im Rückspiel zu Hause in Frankfurt revidiert werden kann. Noch ist nichts passiert, noch haben sie alle Trümpfe in der eigenen Hand. Doch die Aufgabe, so ehrlich muss auch man sein, ist nach dem Trip in den Süden nicht gerade leichter geworden.

Eintracht lässt sich von Stimmung beeindrucken

Wer nach den Gründen für die verdiente Pleite sucht, der muss ganz vorne anfangen – und zwar noch vor dem Anpfiff. Zum ersten Mal überhaupt hatte Benfica für die Frauen das große Stadion aufgeschlossen, das Estádio da Luz, eine riesige Schüssel, bekannt für seine hitzige Atmosphäre. Und genau das wurde es dann auch: ein kleiner Hexenkessel. Mit Lichtershow und Dauerbeschallung brachte die Stadionregie die fast 11.000 Besucher so sehr in Wallung, dass einem schon vor dem Spielbeginn eine zarte Gänsehaut wachsen konnte. "Ich habe das Gefühl, wir haben uns davon zu sehr beeindrucken lassen", gab Laura Freigang hinterher zu. Und auch Trainer Niko Arnautis meinte: "Normalerweise mögen wir so eine Atmosphäre, aber diese Bühne ist eben nochmal eine andere."

Selbst während des Spiels gab es lautstarken Support von einer Gruppe Benfica-Ultras. Die Rechnung der Gastgeberinnen, die Tickets zum aberwitzigen Preis von zwei (!) Euro zu verschleudern, ging jedenfalls voll auf. Die Portugiesinnen brannten, wuselten, kämpften, kreierten ständig neue Überzahlsituationen und hatten große Chancen. "Die erste Viertelstunde war wild, da sind wir noch nicht mal in die Nähe von Zweikämpfen gekommen", ärgerte sich Doorsoun. "Jeder zweite Pass war ein Fehlpass", kritisierte Freigang.

Doorsoun selbstkritisch

Es dauerte lange, sehr lange, ehe die Eintracht besser ins Spiel fand und dann selbst zu guten Gelegenheiten kam. Nicht ausgeschlossen, dass die Partie komplett anders verläuft, wenn Lara Prasnikar kurz nach dem Seitenwechsel die Führung gelungen wäre. Ausgerechnet in diese gute Phase der Gäste fiel dann das Siegtor durch Marie Alidou (71.).

Einerseits zeigte sich gestern erneut, dass dem Team die Optionen fehlen, wenn es mal nicht so läuft. Frühzeitige Auswechslungen, um neue Impulse zu setzen, sind aktuell nicht drin, dafür ist der Leistungsunterschied zwischen Startelf und Bank zu groß. Andererseits sind die elf, die auf dem Platz standen, auch sehr kritisch mit sich selbst. "Das war nicht das Gesicht, das wir zeigen können", so Doorsoun. Am Donnerstag soll es dann wieder das bessere Gesicht sein, dann kommt Benfica zum Rückspiel in den Stadtwald. Es wird eine vorentscheidende Partie im Kampf um den zweiten Platz der Vorrundengruppe, der zum Einzug ins Viertelfinale berechtigt.

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Knappe Niederlage für die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt

Laura Freigang applaudiert in Richtung der Fans.
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Eintracht hofft auf die Fans

Aktuell hat Lissabon drei Punkte mehr gesammelt, eine Niederlage darf sich die Eintracht deshalb nicht leisten. Dann wären sie im Grunde raus. Gewinnen die Hessinnen aber, sind sie wieder punktgleich, hätten das bessere Torverhältnis auf ihrer Seite und bei einem Sieg höher als 1:0 auch den direkten Vergleich. Nun, sagt Arnautis, wolle man den Spieß im Heimspiel umdrehen. "Schließlich haben wir bei uns in Frankfurt auch einen Kessel."