Fans der Eintracht verlassen die Kurve

Die Frankfurter Polizei hat weitere Details zur Entstehung und dem Hergang der Auseinandersetzungen mit Fans von Eintracht Frankfurt veröffentlicht. In der Kommunikation gab es Fehler, die Zahl der Verletzten steigt weiter an.

Videobeitrag

Video

Nach Krawallen vor Eintracht-Spiel – Polizei rechtfertigt Einsatz

Zwei Polizeisprecher auf einer Pressekonferenz
Ende des Videobeitrags

Die von der Frankfurter Polizei eingerichtete Sonderkommission hat am späten Sonntagabend die ersten Ermittlungsergebnisse nach den schweren Ausschreitungen vor dem Spiel von Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart bekanntgegeben. Die Auswertung von Videomaterial und Zeugenbefragungen hätten den bereits am Sonntag dargestellten Verlauf der Geschehnisse bestätigt, hieß es in der Mitteilung.

Fans attackieren Ordner, dann eskaliert die Situation

Demnach sei ein in Zivil gekleideter Ordner, der einer Person ohne Ticket den Zugang zu Block 40 verweigert hatte und diesen festhielt, von Eintracht-Fans attackiert und ins Gesicht geschlagen worden. Im Zuge der Auseinandersetzung alarmierte der Stadion-Sicherheitsdienst die Polizei, die beim Eintreffen vor der Fankurve unmittelbar von "mindestens 300 bis 400 Personen der Frankfurter Risikoszene – vielfach vermummt" angegriffen worden sei.

Die Frankfurter Anhänger hätten die zahlenmäßig klar unterlegenen Beamten massiv mit Schlägen und Tritten attackiert sowie mit Flaschen, Fahnenstangen, Eisenstangen und Eisengittern beworfen. Zudem sollen die Einsatzkräfte mit Schaum aus Feuerlöschern besprüht worden sein.

Polizei revidiert Meldung zum Zusammenstoß von Fangruppen

Die Polizei, die weitere Einsatzkräfte hinzuzog, wehrte sich mit "einfacher körperlicher Gewalt, Pfefferspray und Schlagstöcken". Die Lage beruhigte sich erst nach rund 30 Minuten und nach dem Rückzug aus dem Bereich vor der Fankurve.

Die zunächst von der Polizei über X verbreitete Meldung, dass der Zusammenstoß zweier rivalisierender Fangruppen den Einsatz ausgelöst habe, sei auf eine "falsche Bewertung des Geschehens" zurückzuführen und ausdrücklich falsch.

Videobeitrag

Video

Highlights: Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo vom VfB Stuttgart
Ende des Videobeitrags

Mehr als 100 Verletzte

Die Bilanz der Ausschreitungen: 59 verletzte Personen des Ordnungsdienstes, 57 verletzte Polizeibeamte. Die Verletzungen reichen laut der Mitteilung von Hämatomen, Stauchungen, Prellungen, Augen- und Atemwegsreizungen, bis hin zu einem Sehnenabriss und mindestens einer Fraktur. Acht Beamte wurden im Krankenhaus behandelt.

Gesicherte Informationen zu verletzten Fans liegen aktuell weiter nicht vor. Fanvertreter der Eintracht hatten am Sonntag von knapp 100 Verletzten gesprochen, darunter auch Kinder. Diese werden aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden. Auch Zeugen werden weiter gesucht.

Kritik von Fanvertretern

Die Frage, ob der massive Einsatz von Reizgas verhältnismäßig war, steht weiter im Raum. Die Frankfurter Fanhilfe "Der 13. Mann" hatte den Darstellungen der Polizei am Sonntag widersprochen. Die Polizei sei massiv in den Bereich vor dem Block eingedrungen und habe Schlagstöcke und Reizgas eingesetzt, "auch ohne Rücksicht auf Verluste unter normalen Fans, Frauen und Kindern", hieß es in einem Statement. Die Fan-Vertreter verurteilten den Einsatz als "Gewalteskalation der Polizei".

Audiobeitrag

Audio

Polizei-Gewerkschaft fordert Runden Tisch: "Muss gehandelt werden"

Die Fans von Eintracht Frankfurt verlassen den Block
Ende des Audiobeitrags

Ähnlich Worte wählte Ina Kobuschinski vom Frankfurter Fanclubverband, die den Einsatz im Gespräch mit dem hr ebenfalls als unverhältnismäßg kritisierte. "Es kann nicht sein, dass es durch einen dermaßen aufgeblasenen Einsatz so viele Verletzte gibt. Zwei Leute waren bewusstlos." Die Fanvertrererin vermutet, dass die Sicherheitskäfte vor der anstehenden EM in Deutschland Stärke demonstrieren und die Kontrolle über die Fankurven gewinnen wollen. "Die Polizei fährt bundesweit eine härtere Gangart."

Eintracht untersucht die Geschehnisse

Weiterhin unklar ist auch die Sicht der Eintracht, die sich nach einem kurzen Statement am Samstagabend nicht mehr geäußert hat. "Wir werden in den kommenden Tagen jeden Stein umdrehen und jedes Mosaiksteinchen zusammenfügen, um ein genaues Bild davon zu haben, wie es zu diesen Szenen kommen konnte", hatte Vorstand Philipp Reschke angekündigt.

Die hessische Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte derweil eine vermehrte Anwendung von Stadionverboten und einen Runden Tisch aller Innenminister.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen