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Cimen über die neue Rolle des FC Gießen in der Hessenliga

Trainer Daniyel Cimen will mit dem FC Gießen eine gute Rolle in der Hessenliga spielen.

Nach dem Abstieg aus der Fußball-Regionalliga in die Hessenliga will sich der FC Gießen einen neuen Anstrich verpassen. Die Veränderungen in der Struktur haben Trainer Daniyel Cimen zum Bleiben bewegt.

Tabellenschlusslicht, nur sieben Saisonsiege, 29 Zähler auf dem Konto: Der Abstieg des FC Gießen aus der Fußball-Regionalliga nahm in der vergangenen Saison frühzeitig konkrete Formen an. Die Mittelhessen waren nicht konkurrenzfähig, die etlichen Corona-Infektionen im Frühjahr taten ihr Übriges.

Cimen begründet Verbleib in Gießen

Den Gang in die Hessenliga nur damit zu begründen? Das wäre zu einfach. Daniyel Cimen ist seit 2018 Trainer in Gießen. Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt ist dem Club treu geblieben und wird seinen bis 2023 laufenden Vertrag erfüllen, wagt nach einigen Schwierigkeiten den Neustart. Am Samstag (15 Uhr) startet mit einem Derby beim SC Waldgirmes die neue Saison.

"Wir haben viele Gespräche in der Sommerpause geführt. Der Verein hat ein Budget genannt und gleichzeitig einen Ratenplan vorgestellt, wie die Altlasten abgebaut werden können. Ich muss darauf vertrauen, dass wir die Herausforderung meistern. Dieses Vertrauen habe ich", nennt Cimen im Gespräch mit dem hr-sport die Gründe für seinen Verbleib.

Der FCG strebt vor allem die nötige Ruhe im Verein an. Die Berichte der vergangenen Jahre waren meist negativer Natur. Sie drehten sich um ausbleibende Gehaltszahlungen, den unglücklichen internen Umgang mit einzelnen Akteuren und die mangelhafte Kommunikation. Not-Vorstand Turgay Schmidt stand dabei in den Medien häufig in der Kritik.

Schutz für Turgay Schmidt: "Hätte auch gehen können"

Sein Führungsstil sei sehr autoritär, locke keine neuen Menschen und Geldgeber in den Club. Cimen nimmt Schmidt allerdings in Schutz: “Er versucht, Lösungen zu finden. Turgay Schmidt hätte auch gehen und den Insolvenzverwalter machen lassen können. Er hat aber um mich gekämpft und mit allen Mitteln versucht, den Verein aufrechtzuerhalten."

Finanziell befinden sich die Gießener weiterhin in einer komplizierten Lage, doch es gibt Bewegung bei den Mittelhessen - und daran hat der häufig gescholtene Schmidt seinen Anteil. Er hat neue Sponsoren hinzugewonnen und alte Partner gehalten. Zudem war er offen für Veränderungen. Die Installation von Michél Magel für die Kommunikation etwa ist ein elementarer Aspekt für Cimen. Magels Aufgabengebiet ist gewaltig: Marketing, Pressearbeit, Schaffen von bislang nicht vorhandenen Strukturen.

So stellt sich Gießen neu auf

Cimen schätzt Magel, dessen Instagram-Kanal "deinestory2021" rund 17.000 Follower hat: "Du brauchst Leute, die das Projekt nicht nur als Aufgabe, sondern als Leidenschaft sehen. Magel hat diese Leidenschaft und Identifikation mit dem Club", sagt Cimen.

Mit Björn Lehrmund holte er sich einen Social-Media-Betreuer an die Seite, zudem kam ein weiterer Mitarbeiter für Aufgaben im administrativen Bereich hinzu. Der Verein will nach dem Abstieg wieder sichtbarer, greifbarer und transparenter werden.

In den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren gilt es, jeden Stein im Club umzudrehen. Der FC Gießen benötigt diesen Neuaufbau, einen anderen Anstrich. Das Potenzial in der Region ist durchaus vorhanden. 2018/19 waren nach dem Aufstieg durchschnittlich 1.771 Zuschauer in dem 5.000 Plätze fassenden Waldstadion nahe des Universitätssportgeländes am Kugelberg. Nur Kickers Offenbach (5.622 Zuschauer), der 1. FC Saarbrücken (3.188) und Aalen (2.227) begrüßten damals mehr Fans.

Gießen will Fans wieder begeistern

Erneut in diesen Bereich zu stoßen ist das große Ziel von Cimen: "Die Fans waren damals begeistert von uns. Das will ich nicht ganz aufgeben. Deshalb bin ich geblieben. Wir wollen die Menschen wieder für den Verein begeistern. Sie sollen gerne ins Stadion kommen." Dafür ist neben Ruhe im Club auch sportlicher Erfolg auf dem Rasen nötig.

Das Team wurde auch mit Unterstützung des Sportlichen Leiters Christian Memmarbachi runderneuert. Mit Aykut Öztürk, Matheus Beal und Routinier Michael Fink sind nach dem Abstieg nur drei Akteure in Gießen geblieben. "Wir müssen abwarten, wie schnell das Team zusammenwächst", sagt der Coach mit Blick auf die vielen jungen Spieler, die nach Gießen gewechselt sind.

Cimen formuliert das Ziel: "Wollen eine gute Rolle spielen"

Cimen will sich jedoch nicht verstecken: "Wir wollen eine gute Rolle in der Hessenliga spielen." Die Konkurrenz ist groß, neben Eintracht Stadtallendorf oder Eddersheim ist auch die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt im Fokus. Es wird sich zeigen, ob der runderneuerte FC Gießen mit Cimen am Ruder schon wieder bereit ist für die baldige Rückkehr in die Regionalliga.