Eine rot-weiße Fahne mit Hessen-Löwe

Hessen lässt sich ab sofort von einer weiteren Ratingagentur bewerten. Das erste Zeugnis kann sich sehen lassen.

Es ist die Bestnote, die das Bundesland Hessen ausgestellt bekommt: Triple-A oder einfach "AAA". Zu diesem Ergebnis kommt die europäische Ratingagentur "Scope". Das teilte das Finanzministerium am Samstag mit.

Im ersten Ratingbericht, der in der Nacht zu Samstag von Scope veröffentlicht wurde, heißt es, dass Hessen bonitätsstark sei, eine solide Haushaltsführung mit Überschüssen aufweise sowie sich für die Schuldenbremse engagiere. Auch eine überdurchschnittliche Flexibilität bei den Einnahme attestiert die Ratingagentur.

Risiken: Hohe Personalkosten

Scope weist laut der Mitteilung aber auch auf Risiken hin. Beim Geldausgeben sei man nicht sehr flexibel - insbesondere hohe Personalkosten könnten ein Risikofaktor sein. Sie machten einen großen Teil der Haushaltsausgaben aus. Die Agentur schreibt von "Ausgabendruck".

Finanzminister Alexander Lorz (CDU) freut sich dennoch über das Ergebnis. Es sei eine Bestätigung der Haushaltspolitik und des finanzpolitischen Weges, den Hessen bereits vor Jahren eingeschlagen habe.

Erstmals nicht nur "Standard & Poor's"-Rating

Bislang wurde Hessens Kreditwürdigkeit ausschließlich von der amerikanischen Ratingagentur "Standard & Poor's" bewertet - seit 2000. Die Ratings seien am Kapitalmarkt Voraussetzung dafür, dass Anleihen des Landes bei Investoren vermarktbar sind und führten auch zu einer Vergleichbarkeit, teilte das Ministerium mit. Je besser das Rating, desto niedriger seien Auf- oder Abschläge zu den Kapitalmarktzinsen, die das Land für seine Anleihen bezahlen müsse. Deshalb lassen sich alle Bundesländer von mindestens einer Ratingagentur bewerten.

In Hessen sind es nun zwei: Standard und Poor's und Scope. Lorz freut das, weil es ein Gegengewicht zur "beherrschenden Marktmacht" der amerikanischen Agenturen herstelle. Mit Scope dränge erstmals eine europäische Ratingagentur mit deutschem Hauptsitz auf den Markt.

Ratingagenturen sind in der Vergangenheit in die Kritik geraten - gerade in der Zeit der Finanz- und Eurokrise 2007, als die amerikanischen Agenturen Standard and Poor's, Moody's und Fitch den Ländern in der Eurozone mit ihren Bewertungen regelrecht gefährlich werden konnten. Dennoch gehörten sie, heißt es vom Finanzministerium, zu einem unverzichtbaren Teil der Finanzmärkte. Die Zulassung der europäischen Agentur Scope würden der Bestrebungen zu einer eigenen Bonitätsbewertungen im Euro-Raum Aufwind geben.