VBL-Immobilien vor Verkauf Hunderte Mieter haben Angst vor drohender Privatisierung
Noch wohnen sie vergleichsweise günstig in Frankfurt und Umgebung – hunderte Mieter der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL). Doch diese möchte mehrere Mietshäuser in Hessen verkaufen und das schürt Ängste.
Grauweiße Wohnblöcke im Frankfurter Nordend, die zum Teil seit Jahren leerstehen, aber auch schmucke Altbauten im Stadtteil Bornheim – die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) mit Sitz in Karlsruhe hat nach eigenen Angaben 15 Immobilien in Hessen auf dem Markt geworfen. Das öffentliche Unternehmen ist "aktuell in fortgeschrittenen Verkaufsverhandlungen", wie ein Sprecher mitteilt.
Die genauen Standorte teilt die VBL auf Anfrage nicht mit, nur so viel: Ein großer Teil befinde sich in Frankfurt und Umgebung. Auf Nachfrage haben aber viele Mieter von den Verkaufsplänen erfahren, wie etwa Axel Gruppe, der seit 40 Jahren mit seiner Frau in einem Altbau der VBL in Frankfurt-Bornheim lebt. Unter den Bewohnern herrsche nun "große Aufregung", sagt er.
Angst vor Luxussanierung und Spekulation
Gruppe sagt, er lebe sehr gern in dem Bornheimer Altbau und die VBL habe sich in all den Jahren als verlässliche Vermieterin erwiesen. Die Miete sei vergleichsweise günstig. Die Sorge der Mieter ist nun, dass die Immobilien in die Hände von Spekulanten kommen und Luxussanierungen drohen. Dann könnten er und seine Frau gezwungen sein auszuziehen.
Per Brief haben die Mieter mehrerer Wohnhäuser in Frankfurt an die VBL appelliert, dieses Szenario zu verhindern. Die Mieter schlagen vor, dass die VBL die Immobilien entweder behält oder an die Frankfurter Wohnungsgesellschaft ABG verkauft, denn dann blieben die Mieten dauerhaft bezahlbar.
VBL schließt Luxussanierer vom Verkauf aus
Die VBL beschwichtigt auf hr-Anfrage: Ein Verkauf ändere grundsätzlich nichts an den bestehenden Mietverträgen. Außerdem verhandele man mit "potenziellen Verkäufern, die als langfristige Bestandshalter bekannt sind". "Luxussanierer" habe man bewusst nicht in den Verkaufsprozess einbezogen.
Mit wem genau sie verhandelt, verrät die Versorgungsanstalt nicht. Sie macht aber klar, dass es eine Mietpreisgarantie nicht geben könne: Mieterhöhungen seien "nach den Verkäufen zu erwarten, insbesondere nach Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen." Dass teilweise Modernisierungsbedarf besteht, räumen auch manche Mieter im Gespräch mit dem hr ein.
Stadt schaltet sich ein
Die Sorgen der Mieter haben inzwischen den Frankfurter Planungsdezernenten Marcus Gwechenberger (SPD) auf den Plan gerufen. Gwechenberger hat nach eigenen Angaben mit VBL-Vertretern gesprochen und für ein sozial verträgliches Vorgehen geworben. Er hat demnach auch die stadteigene Wohnungsgesellschaft ABG als Käuferin ins Spiel gebracht.
Die ABG hat laut Frankfurter Rundschau durchaus Interesse an den Immobilien. Ob sie aber auch konkret verhandelt, ist unklar. Auf hr-Anfrage teilt die ABG mit, zu Verkaufsprozessen nehme immer der Verkäufer Stellung – in diesem Fall also die VBL. Und die VBL hält sich vorerst noch bedeckt: "Die Mietenden werden nach Abschluss der Vertragsverhandlungen informiert."