SEK mit Spürhund vor dem Haus in Viernheim

Spezialkräfte belagern in Viernheim die Wohnung eines Mannes, der Bombenanschläge auf zwei Häuser verübt haben soll. Stundenlange Verhandlungen können ihn nicht zum Aufgeben bewegen.

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Mann zündet Sprengsätze in Viernheim

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Der Mann hat nach Einschätzung der Polizei möglicherweise weitere Bomben bei sich und im ganzen Haus angebracht. Er drohte damit, sie zu zünden. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei stellt sich auf eine längere Belagerung ein. Seit dem Vormittag ist das Haus umstellt und weiträumig abgesichert. Der Mann ist offenbar allein und hat niemanden in seiner Gewalt.

Die Sicherheitszone wurde im Laufe des Tages immer wieder erweitert. Knapp 20 Häuser wurden evakuiert, die Bewohner können vorerst nicht in ihre Wohnungen zurück. Das älteste Feuerwehrauto der Stadt wurde auf der Straße platziert, um im Falle einer Explosion Trümmerteile abzufangen. Für die seit Stunden ausharrenden Rettungskräfte und Polizisten wurden Essen und Getränke herbeigeschafft.

"Voller Rauch und Qualm"

Der Täter hatte gegen 6 Uhr am Eingang der Garage des Wohnhauses in der Viernheimer Theodor-Heuss-Allee laut Polizei "unbekannte Substanzen" gezündet. Dabei trug er einen Tarnanzug und eine Gasmaske. Die Bewohner, ein Ehepaar mit zwei Kindern, konnten sich ins Freie in Sicherheit bringen.

"Das Haus war sofort voller Rauch und Qualm. Meine Frau und ich konnten uns durch einen Sprung in den Garten retten. Dann haben wir die Kinder durch Einschlagen der Scheiben aus dem Kinderzimmer gerettet", sagte der Vater dem hr. Angeblich hatte der Täter sogar eine Handgranate in das Haus geworfen, die der Familienvater als solche erkannte und aus dem Fenster warf. Nach dem Anschlag verschanzte sich der mutmaßliche Täter in einer etwa 100 Meter entfernten Wohnung über einem Supermarkt.

Verdächtiger als Sprengstoffsammler bekannt

Der 32-Jährige und seine 31 Jahre alte Frau wurden leicht verletzt, ihre 7 und 9 Jahre alten Kinder erlitten einen Schock. "Wir haben einen großen Knall gehört. Dann folgten kurz hintereinander einige Schüsse", berichteten Nachbarn.

Für die Polizei ist der mutmaßliche Täter kein Unbekannter: Er soll Sprengstoff gesammelt und Experimente damit in seinem Garten durchgeführt haben. Unklar ist, in welchem Verhältnis der Mann zu der Familie steht. Der 44-Jährige und die Opfer seien nicht verwandt, sagte ein Sprecher. Möglicherweise geht es in dem Fall um Mietstreitigkeiten. Seit Monaten soll der 44-Jährige kein Geld für seine Wohnung bezahlt haben. Die Vermieterin habe bereits eine Räumungsklage angestrengt, erzählt ein Nachbar.

Zusammenhang mit Explosion in Weinheim?

Kurz vor der Explosion in Viernheim hatte es auch eine Detonation im benachbarten Weinheim in Baden-Württemberg gegeben. Wie die Polizei mitteilte, kam es dort gegen 5 Uhr früh zu einer kleineren Explosion. Verletzt wurde dort offenbar niemand.

Die Detonation war laut Polizei von "einer Art Granate" ausgegangen. Auf dem Balkon des Hauses wurde später ein "sprengstoffverdächtiger Gegenstand" gefunden, der offenbar auch hochgehen sollte. Das ähnlich wie eine Zigarettenstange aussehende Päckchen werde nun von Spezialisten des Landeskriminalamts untersucht. In Weinheim wurde die Evakuierung der umliegenden Gebäude bereits wieder aufgehoben. Die Bewohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren.

Die Polizei in Baden-Württemberg vermutet, dass die Explosion in Weinheim ebenfalls auf das Konto des Viernheimers geht. Der mutmaßliche Täter hatte nach der Explosion in Viernheim die Polizei angerufen und auch auf die Detonation in Weinheim hingewiesen.