Enthüllung des Gedenksteins für Halit Yozgat

Zum Gedenken an das Kasseler NSU-Opfer Halit Yozgat hat die Stadt einen Platz nach ihm benannt. Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) bat die Hinterbliebenen um Entschuldigung für das Verbrechen.

"Kassel steht für ein Deutschland, in dem alle in Freiheit und mit gegenseitigem Respekt und ohne Angst leben können", sagte Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) in seiner Rede. Dies solle durch an dem jetzt in "Halitplatz" benannten Areal an der Holländischen Straße deutlich werden.

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Kasseler Halitplatz erinnert an NSU-Opfer

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Zur Einweihung sprachen auch der stellvertretende Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn (FDP) und der Vater des Ermordeten, Ismail Yozgat. Dieser bedankte sich in seiner Rede für die Würdigung seines Sohnes und rief alle Menschen zu einem friedlichen Miteinander auf. Er mahnte aber auch weitere Aufklärung an. Die Hintermänner der NSU und alle, "die ihre schützende Hand über diese halten", seien zur Verantwortung zu ziehen. Er glaube nach wie vor an die deutsche Justiz, betonte Yozgat.

Hahn: "Haben es nicht geschafft, ihren Sohn zu schützen"

Hahn entschuldigte sich bei der Familie Yozgat und anderen Hinterbliebenen dafür, dass die Täter so lange unentdeckt blieben und ungehindert morden konnten. "Wir haben es nicht geschafft, ihren Sohn zu schützen", sagte er in einer Ansprache. Die Familie des Ermordeten war zeitweise selbst verdächtigt worden, in kriminelle Geschäfte verwickelt zu sein.   Bei der Gedenkfeier wurde auch ein Grußwort von Bundespräsident Joachim Gauck verlesen. "Dieser Gedenkstein mahnt: Lassen Sie uns wachsam bleiben. Lassen Sie uns unermüdlich klarstellen, dass dieses Land keinen Extremismus duldet", so die zentrale Botschaft des Bundespräsidenten. Er forderte erneut weitere Aufklärung der NSU-Mordserie. Die zehn getöteten Menschen verdienten "unsere ganze Kraft, das Geschehene aufzuarbeiten". Versäumnisse müssten benannt, Verantwortung bekannt werden.

Der Platz sei ein Zeichen "für gesellschaftliche Solidarität in Hessen", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Ismail Tipi. Die SPD-Abgeordnete Nancy Faeser nannte den Platz "ein Mahnmal gegen Fremdenfeindlichkeit": "Nicht nur die furchtbare Tat vom 6. April 2006, auch die Tatsache, dass die tatsächlichen Umstände so lange im Dunkeln bleiben konnten, muss uns alle wachrütteln." Auch der Grünen-Abgeordnete Jürgen Frömmrich sprach von einem "wichtigen Zeichen gegen das Vergessen". Marjana Schott, Abgeordnete der Linkspartei, mahnte, es müsse alles getan werden, um die Mordserie aufzuklären. "Davon kann mit Blick auf das eklatante Versagen der Sicherheitsbehörden und das Verhalten der Bouffier-Regierung leider keine Rede sein", so Schott.

Kirschbaum als Symbol

Auf Wunsch der Familie Yozgat wurde auf dem Platz ein Kirschbaum gepflanzt. Seine Früchte sollen symbolisch an die guten Taten des Ermordeten erinnern. Der Platz ist in unmittelbarer Nähe zum Tatort in der Holländischen Straße.

Der türkischstämmige Halit Yozgat war am 6. April 2006 in seinem Internetcafé in der Holländischen Straße mutmaßlich von den NSU-Rechtsterroristen erschossen worden.  

Gedenkstein für alle NSU-Opfer

Auf dem neuen Halitplatz wurde zudem ein Gedenkstein mit Inschrift enthüllt. Sie erinnert an alle zehn Todesopfer des NSU. Die Initiative zum Gedenken an die Opfer war zuvor mit den weiteren sechs von der NSU-Mordserie betroffenen Städten Nürnberg, München, Hamburg, Rostock, Dortmund und Heilbronn abgestimmt worden.

"Der Text wird gleich sein. Uns war es wichtig, dass die Städte gemeinsam ein Zeichen setzen, dass sie ihrer Mordopfer, die ja Einwohner und Bürger - deutsche Bürger - ihrer Städte waren, gedenken", so Reinhold Weiß, Referent des Oberbürgermeisters, im Vorfeld der Veranstaltung. In Dortmund wurde bereits eine Gedenktafel angebracht.