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hr-Intendant Florian Hager: Was der rbb-Skandal für die ARD und den hr bedeutet

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Der Skandal beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat Auswirkungen auf den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es gehe nun darum, Reformen konsequent anzugehen und Vertrauen zurückzugewinnen, sagt hr-Intendant Florian Hager im Interview. "Alles muss auf den Tisch."

Nach den Vorwürfen um Vetternwirtschaft beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sieht der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Florian Hager, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "in der größten Krise, wahrscheinlich seit jeher".

Aber in der Krise liege eine Chance: "Reformen, die wir seit Jahren vor uns herschieben, nun auch konsequent anzugehen - im hr, aber auch in der ARD", sagte er im Interview mit hessenschau-Reporter Volker Siefert.

"Alles muss auf den Tisch"

Hager befand, es gehe darum, Vertrauen zurückzugewinnen, Relevanz unter Beweis zu stellen und ein nachhaltiges Angebot für die Zukunft zu formen. "Unsere Aufgabe ist es aber auch, uns zu überlegen: Ist das noch zeitgemäß, was wir da an vielen Stellen machen? Inhaltlich, aber auch von unseren Strukturen her und wie wir auftreten. Sind wir wirklich ein modernes Medien-Unternehmen? Wir haben da noch einiges vor uns. Das wird leider nicht von heute auf morgen gelingen."  

Hager fordert in der Affäre um die fristlos entlassene rbb-Intendantin Patricia Schlesinger bedingungslose Aufklärung: "Alles muss auf den Tisch. Nur dann ist auch wirklich ein Neubeginn möglich", sagte er. Ihn hätte die kritische Berichterstattung über den rbb-Skandal durch Mitarbeitende aus der ARD beeindruckt: Das hätten sie "ganz stark gemacht". Das sei ein Beweis dafür, dass das öffentlich-rechtliche System sehr wohl funktioniere.

Mechanismen im hr funktionieren besser

Hager sagte, dass der Skandal auch Auswirkungen auf den hr habe: "Wir nehmen den Fall zum Anlass, wirklich noch mal ganz minutiös zu überprüfen, ob die ganzen Auftrags- und Kontrollgremien wirklich gut funktionieren."

Beim hr seien aber bereits Mechanismen aufgebaut, mit denen wie beim rbb geschehene "starke Verfehlungen" nicht passieren könnten. Er gibt aber zu bedenken: Wer genug kriminelle Energie mitbringe, könne jedes System korrumpieren.

Der 46-Jährige verwies auch auf eine Compliance-Beauftragte beim hr, die in der Geschäftsleitung sehr aktiv sei. Das schon sehr ausgeprägte Thema solle künftig noch stärkere Beachtung finden, sagte Hager. Compliance beschreibt im rechtlichen Bereich die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen sowie interner Richtlinien durch Unternehmen und ihre Mitarbeitenden.

Hager: "Es wird streng kontrolliert"

Kontrolle erfolgt beim hr unter anderem über den Verwaltungsrat, der die Finanzen im Blick haben soll. Die Mitglieder brächten "sehr hohe wirtschaftliche Kompetenz" mit und sie würden "wirklich auch sehr streng kontrollieren", versicherte Hager. Besonders im Fokus rund um den rbb-Skandal ist die enge persönliche Beziehung zwischen Ex-Intendantin Schlesinger und dem ehemaligen Verwaltungsratsvorsitzenden Wolf.

Zu seinen Befugnissen mit Blick auf den Verwaltungsrat sagte Hager, er habe nicht die Möglichkeit diesen zu umgehen - "wie es jetzt anscheinend beim rbb möglich war."

Regeln beim hr anders als beim rbb

Insgesamt gebe es beim hr strengere Regeln als beim rbb. Zudem gebe es ein Vier-Augen-Prinzip, das auch für den Intendanten gelte, erklärte Hager. Er betonte, es sei wichtig, nun klare Zeichen zu setzen, dass Vorkommnisse wie im rbb im hr nicht möglich seien.

Hager machte im hessenschau-Interview auch Angaben zu seinem Gehalt: Er verdiene 255.000 Euro, dazu kämen auch keine weiteren Boni. Das sei viel Geld. "Das ist mir völlig bewusst", sagte er. Sein Vorgänger bekam sogar noch 50.000 Euro mehr pro Jahr.

Mit Dienstwagen vom Vorgänger gar nicht glücklich

Da es in dem rbb-Skandal auch um Luxus-Ausgaben geht, nahm Hager auch zu seinem Dienstwagen Stellung. Er habe den BMW 745e und den Leasingvertrag von seinem Vorgänger übernommen. Glücklich sei er damit aber nicht. Er hätte gern einen kleineren Wagen - ohne Leder- und Massagesitze. Solch einen Wagen könne er als vierfacher Familienvater ohnehin nicht gebrauchen. Doch die Beschaffung seines neuen Dienstwagens, ein vollelektrischer 5er BMW iX, dauere noch.

Einen eigenen Fahrer habe er nicht. Er könne sich aber für Dienstreisen einen Fahrer buchen, wenn er es für notwendig halte, sagte Hager.

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