An der Westend-Synagoge in Frankfurt zünden Teilnehmer der Demonstration "Nie wieder ist jetzt" Kerzen an.

"Nie wieder ist jetzt" - unter diesem Motto haben in Frankfurt hunderte Menschen ihre Solidarität mit Jüdinnen und Juden zum Ausdruck gebracht. Oberbürgermeister Mike Josef forderte dazu auf, Haltung gegen Antisemitismus zu zeigen. Auch in Wetzlar wurde demonstriert.

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"Nie wieder ist jetzt!" - Protest gegen Judenhass in Frankfurt

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Auf dem Frankfurter Opernplatz haben am Freitagnachmittag etwa 1.500 Menschen gegen Judenhass demonstriert. Die Veranstalter sprachen von rund 2.500 Teilnehmern. Sie hatten Israel-Fahnen dabei und Plakate mit Aufschriften wie "Ihr seid nicht allein" und "Nie wieder Judenhass".

Im Anschluss an die Kundgebung zogen sie gemeinsam zur Synagoge im Westend und zündeten Kerzen an, um den wöchentlich von Freitagabend bis Samstagabend stattfindenden jüdischen Ruhetag Shabbat einzuläuten und ein Symbol für Frieden zu setzen.

Stadt zeigt sich solidarisch mit jüdischen Mitbürgern

Zu der Kundgebung unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!" hatte das Römerbergbündnis aufgerufen, das ein Zusammenschluss von Vertretern der Jüdischen Gemeinde, der Evangelischen Kirche, der Katholischen Kirche, des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Frankfurter Jugendrings ist und sich seit 1978 gegen Rechtsradikalismus in Frankfurt engagiert.

Unterstützt wurde die Aktion vom Magistrat der Stadt Frankfurt. Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) zeigte sich in einer Rede vor den Teilnehmenden emotional. Mit brüchiger Stimme sagte er, Frankfurt stehe an der Seite seiner jüdischen Mitbürger.

Die Stadt stelle sich gegen jegliche Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus. Jeder solle Haltung zeigen. "Nie wieder heißt auch nie wieder", sagte er und zitierte die im vergangenen Jahr gestorbene Holocaustüberlebende Trude Simonsohn: "Wenn Unrecht passiert, muss man sofort nein sagen."

Jüdische Gemeinde: Lassen uns nicht einschüchtern

Der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah sagte, er könne sich das Leid der betroffenen Familien nicht vorstellen. Der Jubel über Gewalt sei unerträglich.

Benjamin Graumann, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, zeigte sich erfreut über die vielen Demonstrierenden. "Wir sehen, dass wir nicht alleine sind." Statt trauern zu können, müssten Jüdinnen und Juden derzeit Hass ertragen. Man dürfe die Straßen aber nicht den Israel-Hassern überlassen. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", sagte er.

Teilnehmende der Demonstration "Nie wieder ist jetzt" in Frankfurt

Krieg auch Thema an Schulen

In scharfem Ton prangerte Graumann das Schweigen angesichts antisemitischer Vorfälle an: "Jüdische Kinder trauen sich nicht mehr in die Schule. Wo sind die Schulen, die das verhindern? Wo sind die Professoren, die ihren jüdischen Studenten beistehen?", so Graumann.

Der Vorstandsvorsitzende des Frankfurter Jugendrings, Julien Chamboncel, bestätigte, Krieg und Hass würden auch die Schülerschaft spalten. Er wünsche sich mehr sachliche Diskussionen über den Konflikt. 

"Zeigen, dass Frankfurt diesmal verstanden hat"

In seinem Demonstrationsaufruf hatte das Römerbergbündnis geschrieben, 85 Jahre nach den Novemberpogromen müssten Jüdinnen und Juden nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel weltweit "schon wieder um ihre Sicherheit fürchten".

Am 7. Oktober waren hunderte Hamas-Kämpfer nach Israel eingedrungen und hatten hunderte Menschen getötet. Mehr als 200 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel startete anschließend einen Gegenangriff.

Auch in Frankfurt seien auf Demonstrationen seitdem antisemitische Symbole gezeigt und antisemitischer Hass geäußert worden, heißt es in dem Aufruf. Mit der Kundgebung wolle man ein Zeichen dafür setzen, "dass Frankfurt diesmal verstanden hat".

Kundgebung und Mahnwache in Wetzlar

In Wetzlar gab es am Samstag in der Innenstadt eine Kundgebung unter dem Motto "Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten". Nach Polizeiangaben kamen ab 13.30 Uhr bis zu 200 Menschen. Die Beamten stellten eine gezeigte Fahne sicher. Gegen eine Frau sei Strafanzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erstattet worden. Etwa zeitgleich gab es eine Mahnwache mit etwa 60 Teilnehmern. Beide Veranstaltungen seien insgesamt ruhig verlaufen.

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