Fuentes, Berger, Lottermann

Vor ihren Linsen tummeln sich die Stars: Vanessa Fuentes und Nada Lottermann aus Frankfurt fotografieren zusammen Prominente, etwa bei der Oscar-Verleihung. Im Interview erzählen sie von knuddeligen Stars und ihrer geliebten Heimatstadt Frankfurt.

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Das Frankfurter Fotografinnenduo "lottermannandfuentes" war gerade noch in Hollywood, um die deutsche Crew bei der Oscar-Verleihung zu begleiten. Im hessenschau.de-Interview erzählen Nada Lottermann und Vanessa Fuentes, warum sie immer zu zweit arbeiten, wann sie selbst schon mal Fangirl waren, und warum ihr Job nicht nur aus Party machen und gut aussehen besteht.

hessenschau.de: Sie sind diese Woche von der Verleihung der Oscars aus Hollywood zurückkommen, wo Sie das deutsche Team des preisgekrönten Films "Im Westen nichts Neues" fotografisch begleitet haben. Wie war diese Arbeit, die ganze Zeit so nah am Team?

Nada Lottermann: Es ist natürlich nicht so einfach, jemanden die ganze Zeit um sich zu haben, den man nicht kennt. Aber einige vom Filmteam kannten uns schon und hatten ein gutes Gefühl bei uns. Das Team hat dann zugesagt, sich von uns exklusiv für ein Magazin fotografieren zu lassen, weil sie unsere Art zu fotografieren mögen. In den USA sind Fotos viel glatter, geleckter. Wir fotografieren ja eher rock'n'rollig, trashig, egal wo, wir finden irgendwas.

hessenschau.de: Können Sie ein Beispiel geben, was Sie mit "irgendwas" meinen?

Nada Lottermann: Es gab eine Situation, als wir den Edi (Regisseur Edward Berger, Anm. d. Red.) und den Musikkomponisten Volker Bertelmann für ein Foto auf eine Klimaanlage gesetzt haben und die Pressefrau von Netflix entgeistert gefragt hat: "Äh, here?" Edi meinte nur: "Trust me, we support them." ("Vertrau mir, wir unterstützen sie.")

hessenschau.de: Wie wichtig ist generell Vertrauen für die Arbeit mit Prominenten?

Nada Lottermann: Das ist fast das Wichtigste, dass die einen kennen und wissen, was man macht. Sonst verschließen sie sich und haben keinen Bock darauf.

Vanessa Fuentes: Gerade, wenn alle aufgeregt sind. In dem Fall kannten wir den Albrecht (Albrecht Schuch, Schauspieler in "Im Westen nichts Neues", Anm. d. Red.) und die Agentin. Einmal hat er geschrieben: "Ich bin gerade in der Sauna." Und wir so: "Das wäre bestimmt ein cooles Foto." Und er: "Ok, dann kommt vorbei." Um so ein Bademantel-Porträt zu bekommen, müssen die Leute dir vertrauen.

hessenschau.de: Sie fotografieren immer zu zweit. Was ist das Besondere daran?

Vanessa Fuentes: Wir müssen keine Situationen künstlich herstellen, sondern wir sind schon eine Situation, wenn jemand den Raum betritt. Dadurch, dass wir zu zweit sind, ist man abgelenkt von dieser Fotografiert-werden-Situation. Die US-Schauspielerin Kristen Stewart, die wir auf der Berlinale fotografiert haben, hat erst mal gefragt: "Was ist das hier? Macht Spaß mit Euch!"

Nada Lottermann: Als wir Angela Merkel fotografiert haben, hat sie gesagt: "Ah, ihr macht das immer zusammen? Doppelt hält besser."

Angela Merkel

Vanessa Fuentes: Sie hat dann ihre typische Pose gemacht, aber sogar gelacht. Ist echt ein schönes Foto geworden.

hessenschau.de: Welcher Prominente hat Sie besonders überrascht? Sie hatten ja schon viele Stars vor der Linse.

Nada Lottermann: Wir wollten schon immer mal den Comedian Teddy (Teddy Teclebrhan, Anm. d. Red.) kennen lernen, weil wir ihn so lustig fanden. Bei Comedians sagt man ja oft, die sind nur auf der Bühne lustig. Und dann waren wir total positiv überrascht, dass er es auch privat ist.

Vanessa Fuentes: Oder Keanu Reeves. Der ist noch knuddeliger, süßer und normaler, als er ohnehin wirkt. Wenn wir die großen Hollywood-Schauspieler erst mal vor der Kamera haben, ist das Nervige meist schon durch: Agenten, die sagen, ihr habt nur fünf Minuten, dürft nichts. Dann ist man oft positiv überrascht, weil die meisten nahbar und lustig sind und eigentlich nicht mehr zicken.

hessenschau.de: Gibt es bei so viel Prominenz auch echte Fanmomente?

Nada Lottermann: Mein Traum war es immer, Dave Grohl von den Foo Fighters zu fotografieren. Dann kam er bei "Rock am Ring" backstage an, fragte: "Who are you?" und nahm mich in den Arm, und das war's dann. Ich konnte kein einziges Foto machen, wusste vorher nicht, dass ich so ein Fangirl bin. Ich war total überfordert. Mittlerweile haben wir ihn ja mehrfach fotografiert, und ich kann damit umgehen, Quatsch mit ihm machen.

Dave Grohl (Foo Fighters), Nada Lottermann beide mit der gleichen Brille auf der Nase

Vanessa Fuentes: Auch von Penelope Cruz, die wir bei einer Bambi-Verleihung fotografiert haben, waren wir angetan. Die ist ja voll die Beauty, und da hätte es ja auch sein können, dass sie genaue Vorstellungen hat, nur aus einem bestimmten Winkel fotografiert werden will, aber sie hat total gut mitgemacht.

hessenschau.de: Sind Sie generell aufgeregt, wenn Sie Stars treffen?

Nada Lottermann: Klar, das ist, glaube ich, wie Lampenfieber vor einer Theateraufführung oder wenn man vorsingen muss. Das sind die ersten drei, vier Minuten, bei denen man fast stirbt. Und dann fokussiert man sich auf die Person und das Fotografieren, und wenn sie dann noch was Nettes sagt, ist alles super.

hessenschau.de: Sie sind sehr präsent auf Instagram, fotografieren sich auch viel selbst. Gehört das heute zum professionellen Arbeiten dazu?

Nada Lottermann: Wir machen immer Lichttests und sind unser eigenes Modell. Das heißt, es gibt immer ein Foto von mir oder von Vanessa von der Situation. Und dann das Ergebnis mit dem Celebrity oder dem Schauspieler.

Bildkombination aus zwei Fotos: links eine Frau vor einem grünen Samtvorhang; rechts Helen Mirren in ähnlicher Pose vor dem grünen Samtvorhang.

Aber natürlich benutzen wir Instagram auch, um Aufmerksamkeit zu bekommen, unsere Marke voranzubringen, die eben aus Zweien besteht. Ich sage meinen Kindern immer, dass Instagram wirklich nur Werbung ist und man nicht immer alles für das echte Leben halten soll.

hessenschau.de: Man könnte denken, Sie haben ein glamouröses Leben. Wie viel Prozent davon ist harte Arbeit?

Nada Lottermann: Die Schauspielerin Lary hat mir gerade eine Nachricht geschrieben: "Digga, ihr seid einfach the hardest working women in Showbusiness." Weil sie mitbekommen hat, dass wir kurz zu den Oscars geflogen sind, L.A. durchfotografiert haben und wieder zurück geflogen sind. Wir arbeiten schon viel. Es ist nicht nur Party und gut aussehen. Wir probieren nur, möglichst viel Spaß dabei zu haben. Wenn wir Hunger haben, gehen wir auch was essen. Wir kennen viele verbissene Kollegen, die über Leichen gehen würden.

hessenschau.de: Sie haben beide jeweils zwei Kinder. Wie wichtig ist es, dass die Männer mitmachen?

Nada Lottermann: Total. Die unterstützen uns und sind voll dabei. Wir haben hier zwar auch die Omas und Opas wohnen. Aber trotzdem hat man ja manchmal im Hinterkopf: Kann ich jetzt echt so weit weg fahren, auch wenn mein Mann weg ist? Wenn er dann sagt: "Du musst das machen, wir kriegen das hin!", dann bin ich auch viel positiver.

Vanessa Fuentes: Wenn man zusammen Kinder hat, ist es doch klar, dass sich beide Elternteile kümmern. Wenn wir verreisen, müssen wir Dinge eben besser absprechen. Aber zwischen unseren Reisen sind wir ja auch viel zu Hause und machen das volle Kidsprogramm.

hessenschau.de: Warum wohnen Sie eigentlich noch in Frankfurt, wo es ja nicht gerade die höchste Promidichte gibt?

Vanessa Fuentes: Weil Frankfurt die schönste Stadt der Welt ist! Wir haben natürlich unsere Familie hier, unsere Männer sind von hier. Frankfurt ist für mich aber auch so ein helles, gutes Wort. Wenn du sagst, dass du von hier kommst, weiß jeder, dass du cool bist.

Nada Lottermann: Die Stadt ist total praktisch für alles, was mit Kindern und mit Reisen zu tun hat. Es ist eine einfache Stadt, wir brauchen alle kein Auto. Berlin wäre mir viel zu stressig. Frankfurt ist real.

Das Gespräch führte Grete Götze.

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