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Faire Sportmode ohne Plastik aus Frankfurt

Das Bild zeigt einen Mann und eine Frau in einem Altbau mit hohen Decken. Vor ihnen ist ein Tisch aufgebaut, auf dem T-Shirts liegen. Die Frau hält eines davon hoch, um es in einen Versandkarton zu legen.

Nachhaltige Mode gilt längst nicht mehr als alternativ und langweilig. Immer mehr Labels bieten fair und umweltschonend hergestellte Kleidung an. Ein Start-up aus Frankfurt will nun den Sportmarkt revolutionieren.

Sie bezeichnen sich selbst als "talentfreie Hobbysportler" - und trotzdem könnten sie die Szene revolutionieren. Vor drei Jahren haben Rouven Kneipp und Christoph Behroz ein eigenes Label für Sportmode gegründet. "Wir haben irgendwann festgestellt, dass es nichts anderes gibt auf dem Markt als diese typische Plastik-Sportkleidung", sagt Kneipp.

Mit "Vidar Sport" wollen sie es besser machen. Anders als der Großteil der Sport-Outfits auf dem Markt bestehe ihre Kleidung nicht aus Materialien, die aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl hergestellt werden, erklärt Kneipp. Stattdessen setze man auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz- und Algenfasern.

Produktion in Portugal

Was als Teilzeit-Projekt im heimischen Wohnzimmer angefangen hat, ist für die Gründer inzwischen ein Vollzeitjob geworden. In einem Co-Working-Space in Frankfurt, der Villa Gründergeist, teilen sie sich einen Raum mit weiteren sozialen und nachhaltigen Start-ups; ihre plastikfreie Sport-Shirts, Jogginghosen, Sweater werden in Portugal gefertigt.

Inzwischen haben sie ein großes Netzwerk und eine überschaubare Produktionskette. "Wir kennen jede einzelne Näherei und Produktionsstätte, die Menschen und Arbeitsbedingungen dort", sagt Kneipp.

Vom Internet in den stationären Handel

Bislang verfolgen er und sein Gründungspartner ein reines E-Commerce-Konzept, bieten ihre Ware also ausschließlich im Internet an. Das bedeute für sie weniger Kosten als ein stationärer Laden.

Auf lange Sicht wollen sie laut Kneipp aber ein Hybrid-Modell fahren. "Unsere Sportkleidung hat wegen der natürlichen Materialien eine besondere Haptik". Und davon kann man sich am besten überzeugen, wenn man etwas anfassen kann.

Einen ersten Versuch machen sie derzeit schon: In einem Concept Store in Hanau bieten sie gemeinsam mit anderen nachhaltigen Marken ihre Sportkleidung an.

Immer mehr Fair-Fashion-Labels

Das Image, alternativ und langweilig zu sein, hat die nachhaltige Modeindustrie längst abgelegt. Immer mehr Green-Fashion-Labels würden auf den Markt drängen, sagt Maike Thalmeier von der Initiative "Fashion Revolution Frankfurt". Die Innatex etwa, eine Fachmesse für nachhaltige Textilien in Hofheim (Main-Taunus), könne sich vor Anmeldungen kaum retten.

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Fashion Revolution Week

Seit zehn Jahren setzt sich die weltweite Bewegung "Fashion Revolution" für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilbranche ein. Anlass für die Initiative war der Einsturz der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013, bei dem mehr als 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter getötet wurden. Mittlerweile ist sie in mehr als 90 Ländern aktiv.

Mit der weltweiten "Fashion Revolution Week" veranstaltet sie jedes Jahr rund um den Gedenktag von Rana Plaza eine alternative Fashion Week. In Hessen sind diesmal zum Beispiel Events in Darmstadt und Frankfurt geplant. In Darmstadt stehen unter anderem Filmvorführungen und Upcycling-Workshops auf dem Programm. Im Museum Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt finden Kleidertauschpartys und Workshops zur Kleiderherstellung statt, weitere Informationen gibt es hier.

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Obwohl viele Firmen mittlerweile umdenken würden, gebe es immer noch schwarze Schafe auf dem Markt, so Thalmeier. Es sei nicht leicht zu erkennen, ob man ein wirklich fair produziertes Kleidungsstück in der Hand halte oder ob es sich um Greenwashing handele, eine Marke also nur vorgibt, nachhaltig zu produzieren.

"Da ist ein hübsches grünes Schild dran und ich kann das gar nicht greifen: Ist das jetzt ein echtes Label oder nutzt da jemand Spielräume aus?", sagt die Fair-Fashion-Expertin. Sie hofft auf Entscheidungen auf EU-Ebene und entsprechende Gesetze, etwa die Öko-Design-Richtlinie oder das Anfang des Jahres vom EU-Parlament auf den Weg gebrachte Anti-Greenwashing-Gesetz.

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Welches Siegel steht wofür?

Das Portal "Siegelklarheit" vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will Orientierung liefern und eine bewusste Kaufentscheidung fördern. Grundlage dafür ist laut BMZ ein transparentes, unabhängiges und umfassendes Bewertungssystem, dem sich Siegel auf freiwilliger Basis stellen können. 

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Inflation wirkt sich aus

Trotz allem Interesse spürten auch die Green-Fashion-Labels die Inflation, sagt Thalmeier. "Die Menschen haben weniger Geld im Geldbeutel und tun sich schwerer, mehr Geld für Kleidung auszugeben." Und faire Mode könne nun einmal nicht so günstig sein wie Fast Fashion.

Bei Vidar Sport aus Frankfurt kostet ein fair hergestelltes Sport-T-Shirt aus Algenfasern zum Beispiel 59 Euro. Das kann sich nicht jeder leisten. Das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für nachhaltige Mode sei in den vergangenen Jahren aber gestiegen. "Die Leute haben einfach Lust darauf, Mode anders zu konsumieren", glaubt Thalmeier.

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