Retro-Gaming im Flipper- und Arcade-Museum Zocken wie damals - Die goldene Ära der Spielautomaten lebt in Seligenstadt

Pac-Man, Donkey Kong, Space Invaders: Man muss nicht in den 1980er-Jahren gelebt haben, um diese Spiele zu lieben. Im Flipper- und Arcade-Museum in Seligenstadt kann man sie auf Originalgeräten zocken, manche von ihnen gibt es nur noch dort.

Eine Gruppe von Menschen spielt an einer Reihe von Rennspiel-Automaten. Auf den Bildschirmen sind Rennszenen zu sehen. Oben links ist ein großer, beleuchteter Schriftzug mit der Aufschrift "INDY 500" zu erkennen. Drei Personen sitzen in den Spielesesseln und steuern virtuelle Rennwagen. Weitere Menschen stehen im Hintergrund und schauen zu.
Großer Andrag herrscht bei den offenen Samstagen im Flipper- und Arcade-Museum Seligenstadt Bild © Arcade Museum Seligenstadt

Andere regionale Geschichtsmuseen werden neidisch auf das Flipper- und Arcade Museum in Seligenstadt gucken: Die 600 jeden Monat zur Verfügung stehenden Tickets, die es nur online zu ergattern gibt, sind meistens innerhalb von Minuten ausverkauft. Der Andrang ist riesig, wenn das Museum einmal im Monat zum offenen Samstag einlädt.

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Öfter ist es nicht möglich, denn die großen blinkenden Spielkisten sind alt und müssen regelmäßig repariert werden - wie auch das Gebäude. Darum macht das Museum derzeit eine "kleine Reparaturpause", wie auf der Museumshomepage vermerkt. Betrieben wird das Museum vom Verein "For amusement Only", der das Event jeden Monat mit bis zu 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern stemmt.

Atmosphäre wie bei einem Rockkonzert

Stolz steht Vereinsenthusiast Reiner Krapohl inmitten der 250 eng aneinander gereihten Spielautomaten. "Die Atmosphäre am offenen Samstag ist wie ein Rockkonzert." Ein Drittel der Besucher sind Kinder und die seien keineswegs handysüchtig, lächelt Krapohl. Da brauche man sich keine Sorgen zu machen. In Slots von jeweils zwei Stunden können sich die Besuchenden an allen Maschinen ausprobieren und an allen Flippern spielen.

Ein älterer Mann mit Brille und kariertem blauem Hemd spielt an einem klassischen Arcade-Spielautomaten. Der Automat hat bunte Grafiken und ein beleuchtetes Display. Im Hintergrund sind weitere Spielautomaten zu sehen. An einem Gerät ist das Atari-Logo sichtbar.
Vereinsmitglied Reiner Krapohl liebt die Atmosphäre an den Offenen Samstagen. Bild © hr

Krapohl, Spielerkürzel rkr, hat sich wohl in vielen Highscores auf Arcade-Automaten der Bundesrepublik verewigt. Er hat die goldene Ära der Spielautomaten miterlebt und lässt sie zusammen mit seinen Mitstreitern im Museum wieder auferstehen - mit etwa einer japanischen Maschine, auf der vier Personen gleichzeitig spielen können, dem einzigen Exemplar in Deutschland.

Vier Personen sitzen vor einem Arcade-Spielautomaten und spielen. Über dem Bildschirm steht „DARIUSBURST ANOTHER CHRONICLE“. Links befinden sich zwei Personen, die die Szenerie betrachten. Mehrere weitere Arcade-Automaten sind im Hintergrund zu sehen.
"Darriusburst Another Chronicle" kann man im Arcade Museum in Seligenstadt auch zu viert spielen. Bild © Arcade Museum Seligenstadt

Vom Elektroschrott zum Sammlerschätzchen

Alle Vereinsmitglieder sind selbst Spielautomatensammler und die meisten haben ihre Automaten in den 1980er-Jahren den Flipper- und Arcade-Vertrieben für kleines Geld abgekauft. Auch damals schon waren die Spielmoden schnelllebig und die Automaten damit für die Händler nach wenigen Monaten teurer Elektroschrott.

Aus ihren Schätzchen haben die Sammler im Museum das Spielhallengefühl der namensgebenden "Arcades" nachgebaut, das sie so geliebt haben. Im Wert sind die Geräte mit den Jahrzehnten wieder gestiegen und werden heute deutlich teurer verkauft - wenn sie denn jemand aus den Händen geben möchte.

In einem gut besuchten Arcade-Raum stehen mehrere Spielhallenautomaten nebeneinander. Links sind Automaten mit den Aufschriften "Pengo" und "Poly Play" sichtbar. Mehrere Personen spielen an den Maschinen oder schauen zu. Im Hintergrund sind weitere Automaten und spielende Personen zu sehen.
"Pengo" und "Poly Play" kommen auch bei jungen Besuchern gut an. Bild © Arcade Museum Seligenstadt

Gemeinschaftliche Atmosphäre in den Spielhallen

Natürlich sei die Grafik der Spielautomaten nicht so schick wie die von heutigen Computerspielen, sagt Reiner Krapohl. "Aber das Zeug hier ist nicht nur Retro, sondern die Spielideen sind auch einfach toll! Sie sind einfach zu begreifen und man kann sich hinstellen und losspielen." Er vermisse vor allem die gemeinschaftliche Atmosphäre der Spielhallen.

Mehrere Personen spielen an verschiedenen Arcade-Automaten. Ein junger Mann steht auf einer Skisimulationsmaschine und hält sich an den Griffen fest. Der Bildschirm der Maschine zeigt die Nachricht "READY" in einem Wintersportspiel. Links sitzen Personen in Autositzsimulatoren. Über einem Gerät ist das Logo "NAMCO Prop Cycle" sichtbar. Im Hintergrund sind bunte, beleuchtete Spielmaschinen zu sehen.
Voller Körpereinsatz an der Skisimulationsmaschine Bild © Flipper- und Arcade-Musem

Die goldene Ära der Arcade-Spiele ging nach nur wenigen Jahren in Deutschland zu Ende, vor allem nachdem die Spielautomaten aus Jugendschutzgründen nach 1985 nicht mehr an für Jugendlichen zugänglichen Orten stehen durften und mit einer höheren Steuer bedacht wurden.

Betreiber: Nur der Spaß macht süchtig

Krapohl versteht die Bedenken gegenüber den Glücksspielautomaten, aber betont den Unterschied zu den Flipper- und Arcadeautomaten. Die seien zwar definitiv auch suchtgefährdend, aber nur "weil sie unheimlich viel Spaß machen."

Eine Gruppe von Personen spielt an einer Reihe von Flipperautomaten. Die Automaten sind bunt beleuchtet. Im Hintergrund sind weitere Flipperautomaten und an den Wänden sind Poster zu sehen. Es ist viel los und die Stimmung scheint lebhaft.
Echtes Spielhallen-Feeling im Flipper- und Arcade-Museum Seligenstadt Bild © Flipper- und Arcade-Museum Seligenstadt, Flipper- und Arcade-Museum Seligenstadt

Im Flipper- und Arcade Museum Seligenstadt stehen alle Maschinen sowieso auf Freispiel. "For amusement Only", wie der Vereinsname das Motto vorgibt. "Wir sorgen dafür, dass diese Kulturgüter nicht aussterben, die früher als Spielhöllen und Geldschluckmaschinen belächelt wurden. Das ist Kultur, die nicht verloren gehen sollte."

Das Engagement des Vereins für die Gaming-Geschichte hat der Deutsche Computerspielpreis dieses Jahr mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de