Verdächtige noch Teenager Mutmaßliche rechte Terrorzelle zerschlagen: 14-Jähriger in Hessen festgenommen
Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch vier mutmaßliche Mitglieder und einen Unterstützer einer rechten Terrorzelle festnehmen lassen. Unter den Verdächtigen ist ein Jugendlicher aus dem Lahn-Dill-Kreis. Die Gruppe soll Anschläge auf Geflüchtete und politisch Andersdenkende geplant haben.
Die Justiz hat nach Angaben der Bundesanwaltschaft eine mutmaßliche rechtsextreme Terrorzelle zerschlagen. Bei einer Polizeiaktion am frühen Mittwochmorgen wurden in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg fünf Verdächtige festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Außerdem wurden 13 Häuser in Sachsen und Thüringen durchsucht.
Verdächtiger aus Hessen noch minderjährig
In Hessen war der Einsatz im Lahn-Dill-Kreis, wie die Karlsruher Behörde berichtete. Die teils noch minderjährigen mutmaßlichen Mitglieder und Unterstützer der Gruppe sollen Anschläge auf Geflüchtete und politisch Andersdenkende geplant haben. Unter den Vorwürfen nennt die Bundesanwaltschaft auch versuchten Mord, Brandstiftung und Sachbeschädigung.
Drei der Jugendlichen sind bereits in Untersuchungshaft, wie eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft mitteilte. Die zwei übrigen Beschuldigten sollen am Donnerstag ebenfalls in Karlsruhe vorgeführt werden.
Den Angaben zufolge handelt es sich bei dem in Hessen festgenommenen Tatverdächtigen um einen 14-Jährigen aus dem Gebiet um Haiger. Er soll für den Anführer der Terrorgruppe eine Rede geschrieben haben, um zu weiteren Anschlägen aufzurufen. Der Jugendliche sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft.
Aufgrund ihres Alters mussten einige der Beschuldigten mit ihren Eltern vor dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe erscheinen.
Vereinigung "Letzte Verteidigungswelle"
Die festgenommenen Personen im Alter von 14 bis 18 Jahren gehören der Bundesanwaltschaft zufolge zu einer rechtsextremen Vereinigung, die spätestens Mitte April 2024 unter dem Namen "Letzte Verteidigungswelle (L.V.W)" gegründet wurde. Einer der Festgenommenen sei zwar nicht Mitglied, aber mutmaßlicher Unterstützer der Gruppe gewesen. Die Mitglieder der Vereinigung verstünden sich als letzte Instanz zur Verteidigung der "Deutschen Nation".
Alle fünf Festgenommenen sollen bei Gründung der Terrorgruppe noch minderjährig gewesen sein, sagte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD). Das sei "besonders erschütternd". Laut Bundesanwaltschaft wollten sie durch Gewalttaten einen Zusammenbruch des demokratischen Systems in der Bundesrepublik Deutschland herbeiführen.
Brand- und Sprengstoffanschläge auf Asylbewerberheime
Zu solchen Taten zählen laut Bundesanwaltschaft insbesondere Brand- und Sprengstoffanschläge auf Asylbewerberheime sowie Einrichtungen des politisch linken Spektrums. Dabei habe man den Tod von Menschen in Kauf genommen.
Zur Umsetzung ihrer Ziele hätten zwei der Tatverdächtigen im Oktober 2024 mit Brandbeschleuniger ein Feuer in einem Kulturhaus in Altdöbern (Brandenburg) gelegt. Der Gebäudekomplex war von mehreren Personen bewohnt, die lediglich durch Zufall nicht verletzt wurden. Es entstand ein Schaden in Höhe von ungefähr 500.000 Euro.
Kugelbomben besorgt
Im Januar 2025 hätten zwei weitere Mitglieder in Schmölln (Thüringen) versucht, ein Fenster einzuschlagen und aus einer Feuerwerksbatterie entzündete Pyrotechnik in das Innere des Gebäudes zu schießen. Ein Feuer brach jedoch nicht aus. Während der Tat sprühten die beiden Beschuldigten mehrere Hakenkreuze an die Unterkunft, sowie die Schriftzüge "Ausländer raus", "Deutschland den Deutschen" und "NS-Gebiet".
Zur gleichen Zeit soll ein Brandanschlag auf eine bewohnte Asylbewerberunterkunft in Senftenberg geplant worden sein. Hierzu hätten Mitglieder der Vereinigung in Tschechien zwei Kugelbomben besorgt. Zur Tat kam es wegen der Festnahme der Verdächtigen nicht.
Poseck: "Rechtsextremismus größte Gefahr für Sicherheit und Demokratie"
Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) bezeichnete den Rechtsextremismus mit Blick auf die Ereignisse als "die größte Gefahr für unsere Sicherheit und für unsere Demokratie".
Es gebe einen "sehr starken Anstieg rechtsextrem motivierter Straftaten. Auch Gewalttaten nehmen massiv zu und dieser Komplex zeigt offensichtlich, dass gerade auch junge Menschen Teil von rechtsextremen Strukturen sein können", sagte der Minister in Wiesbaden. "Rechtsextremisten sprechen zum Teil auch junge Menschen gezielt an und das ist eine hochgefährliche Entwicklung."
Hessische Linke besorgt
Aus Sicht der Partei Die Linke in Hessen zeigt die Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle und die Festnahme im Lahn-Dill-Kreis "einmal mehr auf besorgniserregende Art und Weise, wie groß die Gefahr von rechts ist", wie Linke-Landesvorsitzender Jakob Migenda laut Mitteilung erklärte.
Die Hintergründe müssten vollumfänglich aufgeklärt werden. Besonders erschreckend sei, dass die mutmaßlichen Mitglieder der Gruppe teils noch minderjährig gewesen seien. "Insgesamt erleben wir aktuell eine massive Zunahme bei rechtsextremen Straftaten. Hierauf gibt die schwarzrote Landesregierung bislang keine Antwort", so Migenda.