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Schiedsrichter im Interview über den Umgang mit Gewalt bei Fußballspielen

Leeres Fußballspielfeld

Ein für hirntot erklärter 15-Jähriger, ein tatverdächtiger 16-Jähriger: Nach einer Schlägerei auf einem Turnier in Frankfurt ist das Entsetzen groß. Schiedsrichter-Obmann Goran Culjak spricht im Interview über den Umgang mit Eskalationen auf dem Spielfeld.

"Wir sind ein Stück weit alle noch schockiert", sagte Goran Culjak am Mittwoch zum Fall des inzwischen für hirntot erklärten 15-Jährigen aus Berlin, der auf einem Jugendfußball-Turnier in Frankfurt offenbar durch Schläge eines 16-Jährigen lebensbedrohlich verletzt worden war. Culjak ist Schiedsrichter und Obmann im Schiedsrichterausschuss des Kreises Frankfurt.

Das Gespräch führte Marion Kuchenny.

hessenschau.de: Hat die Gewalt auf dem Platz wirklich dramatisch zugenommen?

Goran Culjak: Aus Schiedsrichter-Sicht auf jeden Fall. Wir spüren das Woche für Woche. Wir merken das auch schon an den persönlichen Strafen, also bei gelben und roten Karten. Das hat extrem zugenommen - und vor allem auch die Spielabbrüche haben zugenommen.

hessenschau.de: Wie gehen Sie abseits von den sportlichen Strafen als Schiedsrichter damit um?

Culjak: Die erfahrenen Akteure auf dem Platz kriegen das schon hin. Aber die jungen Schiedsrichter haben ein Problem, weil sie noch nicht so geschult sind und nicht wissen, was zu tun ist. Wir schulen unsere Leute. Der Verband tut auch seinerseits etwas in Sachen Gewaltprävention, was enorm wichtig ist. Also wir machen da was, aber es ist nicht einfach.

Goran Culjak

hessenschau.de: Ganz praktisch: Wie kann man als Schiedsrichter eine eskalierende Situation in den Griff bekommen?

Culjak: Mein Vorschlag ist, dass wir die Möglichkeit bekommen, so ein Spiel zu unterbrechen, wenn wir Beleidigungen und Bedrohungen hören. Damit wir einfach reagieren können, so dass die Vereine und auch die Platzordner die Möglichkeit haben, für Ruhe zu sorgen, ehe das Spiel weitergeht. Das wäre eine Lösung, die wir ganz ohne Satzungsänderung durchführen können.

hessenschau.de: Machen die Vereine noch nicht genug?

Culjak: Definitiv nicht. Wir sehen, dass da zu wenig passiert. Ordner sind vorgeschrieben, sind aber nicht da. Schiedsrichter und Betreuer sind vorgeschrieben, sind aber nicht da. Und wir reden auch von jugendlichen Schiedsrichtern, um die muss sich doch jemand kümmern am Ende. Wer macht das?

hessenschau.de: Braucht es bei solchen Spielen in Zukunft Security?

Culjak: Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt. Das könnte auch kein Verein bezahlen. Wir sollten besser bei uns nach Lösungen suchen. Ich spreche gerne mit den Vereinen. Es haben sich jetzt viele Vereine in Frankfurt geäußert und sind erzürnt über die Gewalt, die gerade passiert ist, auch über Gewalt gegen Schiedsrichter kürzlich. Es stimmt mich optimistisch, dass die Vereine Bereitschaft erklären. Das ist ein guter Ansatz.

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