Blick vom Ufer des Teufelsees, wo die Leiche der 14-Jährigen entdeckt wurde.

Im Fall der getöteten Schülerin Ayleen kommen weitere Details zu Tage. Der Verdächtige aus Waldsolms soll schon im April ein anderes Mädchen belästigt haben. Kurz zuvor hatten die Behörden die Führungsaufsicht des vorbestraften Sexualstraftäters beendet.

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Fall Ayleen – Verdächtiger soll auch andere Schülerin belästigt haben

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Der im Zusammenhang mit dem Tod der Schülerin Ayleen festgenommene 29 Jahre alte Mann aus Waldsolms (Lahn-Dill) soll bereits im Frühjahr eine andere Schülerin belästigt haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen bestätigte gegenüber dem hr, dass eine Strafanzeige gegen den Beschuldigten wegen des Verdachts der versuchten Nötigung vorliege. Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) darüber berichtet.

Bisher war lediglich bekannt gewesen, dass der Tatverdächtige bereits als 14-Jähriger wegen einer versuchten Vergewaltigung an einer 11-Jährigen für zehn Jahre in ein psychiatrisches Krankenhaus kam. Danach kam er in ein Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter, wo er auch unter Führungsaufsicht stand, also behördlich überwacht wurde.

Führungsaufsicht sollte eigentlich unbefristet sein

Dieses Programm war zunächst auf drei Jahre ausgelegt, wie das Landgericht Limburg am Donnerstag mitteilte. Zum Jahresbeginn 2020 verlängerte das Amtsgericht Wetzlar diese Führungsaufsicht wegen Bedenken hinsichtlich der Resozialisierung auf unbefristete Zeit. Dagegen wehrte sich der 29-Jährige juristisch - und bekam Recht. Die "sehr strengen" Anforderungen an eine unbefristete Verlängerung wurden vom Landgericht Limburg "nicht als gegeben angenommen".

Der Mann aus Waldsolms sollte aber auch nicht aus dem Programm entlassen werden. Daher wurde dieses von drei auf fünf Jahren verlängert. Die Frage nach einer unbefristeten Führungsaufsicht stellte sich danach nicht mehr - auch weil das Verhalten des Tatverdächtigen dazu "keinen Anlass" gegeben habe, wie das Landgericht Limburg weiter mitteilte. Der Mann sei lediglich durch kleinere, nicht sexuell motivierte Straftaten aufgefallen. Im Januar 2022 endete die Führungsaufsicht daher. Im Anschluss befand sich der 29-Jährige in einem Programm für Mehrfach- und Intensivtäter, bei dem er jedoch weniger engmaschig begleitet wurde als vorher.

Der nun bekannt gewordene Vorfall ereignete sich offenbar nur kurze Zeit später: Wie die FAZ berichtet, soll der Mann Ende April auf dem Blütenfest in der Stadt Rosbach vor der Höhe (Wetterau) eine 17 Jahre alte Schülerin angesprochen und danach immer wieder per Smartphone kontaktiert haben. Auch auf dem Schulhof ihrer Schule in Bad Nauheim soll er sie mehrfach aufgesucht und bedrängt haben. Offenbar wollte er eine Beziehung mit ihr.

Verdächtiger reagierte nicht auf Vorladungen

Laut Gießener Staatsanwaltschaft wurde in diesem Zusammenhang Anfang Mai Strafanzeige gegen den Mann bei der Polizei in Friedberg erstattet, die der Staatsanwaltschaft seit Dienstag vorliegt. Die Polizei Friedberg teilte auf hr-Anfrage mit: Man habe nach der Anzeige verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter auch eine Gefährderansprache, bei der dem Mann signalisiert worden sei, dass man ihn "auf dem Schirm" habe.

Er sei zudem mehrmals vorgeladen worden, um sich zu dem Vorwurf auf dem Revier zu äußern. Der Mann habe darauf nicht reagiert, wozu er im Rahmen seines Rechts zu schweigen, berechtigt gewesen sei. Ob danach weitere polizeiliche Maßnahmen ergriffen wurden, ist derzeit nicht bekannt. Ebenfalls offen: Warum der Staatsanwaltschaft Gießen die Anzeige erst seit Dienstag vorliegt – also vier Tage nachdem der Mann bereits im Fall Ayleen verhaftet worden war.

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Verdächtiger soll bereits im April eine andere Schülerin belästigt haben

Foto eines Sees inmitten einer Landschaft
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Tatverdächtiger kannte Ayleen aus dem Internet

Die 14-jährige Ayleen war am Abend des 21. Juli in ihrem Heimatort Gottenheim bei Freiburg verschwunden. Ende vergangener Woche hatte die Polizei dann ihre Leiche im Teufelsee bei Echzell (Wetterau) entdeckt, die Wohnung des Mannes durchsucht und ihn kurz darauf festgenommen. Er und das Mädchen kannten sich aus Chats in sozialen Netzwerken und dem Online-Spiel Fortnite. In seiner Wohnung wurden persönliche Gegenstände von Ayleen sichergestellt.

Wo und auf welche Weise Ayleen getötet wurde, wird derzeit noch ermittelt. Es müssen beispielsweise noch große Mengen Datenmaterial ausgewertet werden. Auch die rechtsmedizinische Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit liegt die Federführung für die Ermittlung in Freiburg. Sollte sich herausstellen, dass Ayleen in Hessen getötet wurde, könnte das Ermittlungsverfahren an die hessischen Behörden abgegeben werden.

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