Sicherheitsmaßnahmen greifen offenbar Weniger Geldautomaten in Hessen gesprengt

Vor drei Jahren gründeten Sicherheitsbehörden und Banken wegen einer hohen Zahl an Geldautomatensprengungen ein Netzwerk. Seitdem sind die Fallzahlen rückläufig.

Menschen in weißen Schutzanzügen stehen hinter einem rot-weißen Absperrband auf einem Bürgerateig vor einer Banfiliale mit zertrümmerten Scheiben.
In Frankfurt-Fechenheim wurde 2024 ein Geldautomat gesprengt. Bild © Saskia Klingelschmitt (hr)

Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Hessen ist zuletzt stark gesunken. Innenminister Roman Poseck (CDU) sagte am Montag, die Sicherheitsbehörden hätten zusammen mit den Banken "eine Trendwende erreicht". Und auch für dieses Jahr spreche alles dafür, dass die Zahl der Sprengungen weiter signifikant sinken werde.

2025 gab es bis zum 19. Mai erst vier Sprengungen in Hessen, zuletzt vor wenigen Tagen in Wetzlar. Im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum neun Sprengungen. Und auch auf einen längeren Zeitraum betrachtet sind die Zahlen stark rückläufig: Im ganzen Jahr 2023 wurden 61 Fälle registriert, im vergangenen Jahr waren es nur 24. Das ist ein Rückgang um 60 Prozent.

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Präventionsinitiative vor drei Jahren gegründet

Diese Entwicklung führt Hessen auf eine vor nunmehr drei Jahren gegründeten Präventionsinitiative zurück. Mitte Mai 2022 wurde die Allianz Geldautomaten ins Leben gerufen. Dort wurden und werden vorbeugende Maßnahmen entwickelt, vor allem individuelle Sicherheitskonzepte für Kreditinstitute.

2022 waren es zur Gründung gerade einmal 15 Mitglieder. Mittlerweile umfasst die Allianz mehr als 80 Mitglieder. Dazu zählen neben Banken auch verschiedene Bundes- und Landesbehörden. Beim Hessischen Landeskriminalamt (LKA) etwa wurde eine "Besondere Aufbau Organisation" (BAO effectus) eingerichtet.

Früher Banküberfall, heute Automatensprengung

Innenminister Poseck lobte in seiner Bilanz die Präventionsinitiative, die nach eigenen Angaben bundesweit einmalig ist: "Mit der Gründung der Allianz Geldautomaten hat Hessen vor drei Jahren einen neuen Weg in der Kriminalitätsbekämpfung von Geldautomatensprengungen eingeschlagen."

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Was früher der Banküberfall gewesen sei, sei heute die Geldautomatensprengung, so Poseck. "Der Bankraub 2.0 fügt nicht nur den betroffenen Bank- und Kreditinstituten erhebliche finanzielle Schäden zu, sondern besorgt auch Anwohner. Die Täter gehen skrupellos und rücksichtslos vor, um an das Bargeld der Bankautomaten zu kommen."

Risikokonferenzen von Behörden und Banken

In dem Netzwerk zwischen Kreditwirtschaft und Sicherheitsbehörden gab es den Angaben zufolge bereits mehr als 60 sogenannte Risikokonferenzen. Dabei sprechen die Experten und Sicherheitsbehörden mit den Banken, welche Vorsichtsmaßnahmen sie ergreifen können und welche nach einer Analyse der Standorte empfohlen werden.

Zu den empfohlenen Präventionsmaßnahmen zählen vor allem der Nachtverschluss der Bankenvorräume mit den Automaten, Alarm- und Einbruchmeldeanlage, Videoüberwachung, Nebeltechnik, Hebelschutz, aktive Schachtabdeckung und die Verwendung von Einfärbetechnik.

Banken investieren in Sicherheit

Mehr als 80 Banken der Allianz haben dem LKA bereits Daten für Risikoanalysen geliefert. Mehr als 75 Prozent der rund 2.500 Standorte und 4.000 Geldautomaten wurden durch das LKA hinsichtlich ihres Risikos unter die Lupe genommen.

Die Banken haben bereits erklärt, den Ausbau von Sicherheitsmaßnahmen zu priorisieren. Viele hessische Institute hätten inzwischen Budgets – teilweise in Millionenhöhe – freigegeben, um Standorte mit verschiedenen Sicherungselementen nachzurüsten, berichtete das Ministerium.

Bei VR Banken sind unter anderem in Osthessen sprengsichere Geldautomaten im Einsatz. In einem Live-Test präsentierte das Geldinstitut sein Portfolio an Sicherheitsmaßnahmen.

Wegen erhöhter Sicherheitsmaßnahmen und geringerer Fallzahlen haben die Täter auch weniger Beute gemacht und Sachschäden hinterlassen. Im Jahr 2024 wurden etwa 740.000 Euro erbeutet (2023: rund 4,6 Millionen Euro). Die Höhe der Sachschäden ging von 10,5 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 4,2 Millionen Euro im Vorjahr zurück.

Im laufenden Jahr wurden erst 130.000 Euro erbeutet. Die Höhe des Sachschadens beläuft sich auf rund 190.000 Euro, wie dasd Ministerium bilanzierte.

16 Festnahmen, 14 Verurteilungen

Nach gestiegenem Ermittlungsdruck wurden im vergangenen Jahr auch 16 Tatverdächtige ermittelt. Darunter seien auch Logistiker gewesen, die unter anderem Tatmittel, Fluchtfahrzeuge und Unterkünfte zur Verfügung gestellt sowie bei der Tatplanung vor Ort unterstützt hätten.

14 Beschuldigte wurden laut Ministerium zu jeweils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Dabei ging es um Taten aus den Jahren 2017 bis 2024. Den Ermittlern gelinge es immer häufiger Tatzusammenhänge zu erkennen, Täter zu identifizieren und sie festzunehmen.

Redaktion: Jörn Perske

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de