Automatensprengung Viernheim

Die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen in Hessen ist in diesem Jahr wieder angestiegen. Der entstandene Schaden geht in die Millionen. Polizei und Banken setzten auf verbesserte Sicherheitssysteme und Datenanalysen.

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Polizei wirbt für "Allianz Geldautomaten"

Die Sparkassen-Filiale in Fernwald-Steinbach am Morgen nach der Automaten-Sprengung.
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Die Zahl der vollendeten und versuchten Geldautomatensprengungen in Hessen ist wieder stark angestiegen. Bis September zählte das Landeskriminalamt (LKA) insgesamt 38 absichtlich herbeigeführte Explosionen an Geldautomaten - 2022 waren es im selben Zeitraum 24 gewesen. Bei den erfolgreichen Versuchen erbeuteten die Täter rund 3,8 Millionen Euro. Dies teilte der Präsident des LKA, Andreas Röhrig, am Freitag in Frankfurt bei einer Pressekonferenz mit.

Damit deutet sich an, dass die Zahl der Automatensprengungen wieder zunimmt. Im vergangenen Jahr belief sie sich am Jahresende auf 41 - ein Rückgang gegenüber dem Rekordjahr 2021 mit 56 Sprengungen.

Gebäudeschäden in Millionenhöhe

Die Zunahme in Hessen entspricht dabei der Entwicklung im gesamten Land. Bundesweit wurden nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) im laufenden Jahr 496 Geldautomatensprengungen gezählt. 2022 lag deren Zahl noch bei 392. Bundesweit gibt es aktuell rund 55.000 Geldautomaten, davon etwa 5.500 in Hessen.

Weil Kriminelle inzwischen meist hochexplosiven Sprengstoff einsetzen, gehen die Schäden - auch an den betroffenen Gebäuden - in die Millionen. In Hessen beläuft sich der 2023 entstandene Sachschaden bislang auf 6,8 Millionen Euro.

Allein bei der Frankfurter Sparkasse, die seit Ende November fünf Mal von Geldautomatensprengungen betroffen war, summieren sich die Gebäudeschäden nach Angaben des Geldinstituts auf einen einstelligen Millionenbetrag.

Nebelanlagen und Klebesysteme

Aus Sicht der Polizei ist es zwingend erforderlich, dass die Banken mehr in Sicherheitssysteme investieren. Als gelungenes Beispiel nannte Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller, die Filiale der Frankfurter Sparkasse im Stadtteil Fechenheim. Bei einem Sprengungsversuch hatte eine dort installierte Nebelanlage, den Tätern die Sicht geraubt. Vier von fünf Automatensprengern konnten festgenommen werden und müssen sich nun wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.

Die Frankfurter Sparkasse habe bisher einen "mittleren einstelligen Millionenbetrag" in Sicherheitssystem für Automaten investiert, erklärte Vorstandsvorsitzender Ingo Wiedemeier. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hatte im Mai angekündigt, zum Schutz vor Angriffen auf Geldautomaten künftig auch auf Klebesysteme setzen zu wollen. Dabei werden die Geldscheine nach der Explosion zu einem Klumpen, lassen sich nicht mehr nutzen und meist auch nicht mehr zählen.

Daten sollen Risiko-Analyse ermöglichen

Bis diese Technik eingesetzt werden könne, seien noch rechtliche und technische Fragen zu klären, betonte LKA-Präsident Röhrig aus. Er sei aber zuversichtlich, dass der Prüfprozess bald abgeschlossen sei.

Röhrig appellierte zudem an die Geldhäuser in Hessen, der "Allianz Geldautomaten" beizutreten. Der Zusammenschluss von LKA, Polizei, Banken und der Justiz soll dafür sorgen, dass die Ermittler Daten über die rund 5.500 Geldautomaten in Hessen erhalten. So soll das Risiko eines Angriffs bereits im Vorfeld analysiert werden.

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