Tops, Flops und etliche Überraschungen Das große Saison-Abschlusszeugnis von Eintracht Frankfurt

Eintracht Frankfurt zieht mit einem Kraftakt des Kollektivs in die Champions League ein. Doch natürlich gibt es Spieler, die andere überragen - und welche, die ganz abfallen. Das Saison-Abschlusszeugnis.

Bildcollage, im Hintergrund das Stadion im Vordergrund 3 Eintrachtspieler: links Ramsus Kristensen; Mitte: Elye Wahi; rechts: Hugo Ekitiké
Die Eintracht-Profis Rasmus Kristensen (von links), Elye Wahi und Hugo Ekitiké. Bild © Imago Images / Vitalii Kliuiev , Imago Images / Steinsiek.ch, Imago Images / Sebastian Frej, Imago Images / Hans-Jürgen Schmidt, Collage: hessenschau.de
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Eintrachts Spieler feiern in der Kurve.
Eintrachts Spieler feiern in der Kurve. Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt beendet die Saison 2024/25 auf Bundesliga-Platz drei, schafft damit den Einzug in die Champions League. Welch Erfolg! Etliche Spieler zeigen herausragende Leistungen, viele andere noch gute. Doch wo es Gewinner gibt, sind auch die Abgehängten nicht weit. Das Saison-Abschlusszeugnis der Eintracht-Profis.

Die Torhüter

Kevin Trapp: Welch komplizierte Saison für den Kapitän. Eine solide bis gute Hinrunde, dann einzelne Fehler - auch aufgrund körperlicher Wehwehchen. Das lädierte Schienbein setzte ihn schließlich ganz außer Gefecht, seine Ablösung als Stammkeeper schien beschlossene Sache. War nach der Verletzung des Kollegen Kaua Santos plötzlich wieder gefragt und erledigte diesen Job mit all seiner Routine. Mehr noch: Er hielt stark im Saisonendspurt, überragte etwa in Augsburg, strahlte viel Sicherheit aus. Nach dem Finale in Freiburg kullerten ihm die Tränen über die Wangen. Man ahnte, welch Bedeutung dieser Erfolg und die vergangene Saison für ihn hatten. Note 2

Kaua Santos: Schien gerade mit konstant-starken Leistungen das Torwartduell für sich entschieden zu haben, da patzte und verletzte er sich. Bitterer Abend gegen Tottenham, den er wohl nicht so schnell vergessen wird. Arbeitet nun nach seinem Kreuzbandriss an einer Rückkehr und wird sich nicht nur in der Reha in Geduld üben müssen, sondern anschließend auch wieder als Nummer zwei hinter Trapp. Doch: Bringt offenbar das passende Mindset mit, die torwartspezifischen Fähigkeiten sowieso. Sollte seine Patzer minimieren, dann führt auf absehbare Zeit kein Weg an ihm vorbei. Note 2-

Die Abwehr

Arthur Theate: Ist nicht nur ein kompromissloser Verteidiger, gerade am Boden bärenstark, sondern auch ein guter Aufbauspieler. Sucht ständig den Flachpass durch die Mitte oder den Chip hinter die gegnerische Abwehrkette. Er leitete damit etliche Angriffe, auch Tore, ein. Zudem ein Mentalitätsspieler, wie ihn sich jeder Trainer wünscht. Wenn er seine Mitspieler pusht, wirkt das authentisch, nicht aufgesetzt. Keine Frage, ein Schüsselspieler dieser Eintracht-Saison. Note 1

Robin Koch: Der Kapitän der Feldspieler. Darf nicht nur mit den Schiedsrichtern reden, sondern leitet auch die Kameraden an. Ein Anführer mit großem Standing innerhalb der Mannschaft, bei den Fans, im ganzen Club. Will er jetzt wirklich nach Leverkusen? Schade wär's. Ist ein guter Kopfballspieler und Zweikämpfer, zählt gewiss zu den besten Innenverteidigern der Liga. Note 1-

Tuta: Hatte eine starke Phase früh in diesem Kalenderjahr, streute dann jedoch wieder einzelne Fehler ein. Nie richtig mies, aber auch nie richtig toll - zumindest nicht konstant. Trotzdem von Trainer Dino Toppmöller sehr oft eingesetzt, ab und an sogar als Sechser. Es wird dennoch gemunkelt, dass ein Sommerwechsel anstehen könnte. Note 3+

Nnamdi Collins: Erster Ersatzkandidat, wenn die Stammverteidiger mal nicht konnten. Ersetzte Tuta oder Rasmus Kristensen meist ordentlich, sehr solide. Einmal gegen Stuttgart aus personellen Nöten heraus gar als Rechtsaußen aufgeboten, da war er ein bisschen fehl am Platz. Versucht aber immer alles, haut seinen imposanten Körper stets rein, sehr unangenehm für seine Gegenspieler. In der Crunchtime wirkte er mitunter etwas zu hippelig, aber ist halt erst 21 Jahre alt. Note 2-

Aurèle Amenda: Fiel in der Hinrunde verletzt aus und war im zweiten Saisonteil ab und an der Turm in der Schlacht. Bedeutet: Kam dann, wenn der Gegner drückte und hohe Bälle nach vorne bolzte. Das kann er, das Wegköpfen. Ansonsten konnte er aufgrund der geringen Einsatzzeiten noch nicht so viel zeigen. Note 4

Nathaniel Brown: Wenn es einen Senkrechtstarter unter all den Frankfurter Senkrechtstartern gibt, dann ihn. Zu Saisonbeginn ein beliebiger Neuzugang aus der zweiten Liga, heute ein berechtigter Kandidat für die Nationalmannschaft. Mit viel Vorwärtsdrang ausgestattet, auch einer guten Flanke. In die Defensive hat er sich reingefuchst, regelrecht reingebissen. Man sieht, dass er lernen will. Das betont auch Trainer Toppmöller immer wieder. Hier und da mal mit schwachen Leistungen, gehört bei solch einem jungen Kerl aber schlicht dazu. Note 2+

Niels Nkounkou: Rechnete sich zu Saisonbeginn noch Chancen auf den Stammposten als Linksverteidiger aus, wurde am Ende kaum mehr eingewechselt. Zu Recht. Ist einfach zu wankelmütig in seinen Leistungen. Einer gelungenen Aktion folgen oft genug drei schlechte. Klarer Verkaufskandidat, die Gründe sind benannt. Note 5

Rasmus Kristensen: Das Gesicht dieser Eintracht-Saison, in vielerlei Hinsicht. Wortwörtlich, weil sein Gesicht stets Bände spricht, schreit, flucht, jubelt wie kaum ein anderer, immer volle Lotte. Im übertragenen Sinne, weil ohne ihn dieser Erfolg kaum möglich gewesen wäre. Er treibt an, sich und die Mitspieler. Er sprintet voran, nach vorne und hinten. Er grätscht, er kämpft, er schießt sogar Tore. Drei Stück an den letzten drei Spieltagen, und das als Verteidiger. Der Däne ist sicher nicht der technisch beste Fußballer dieser Welt, nicht mal in Frankfurt, sehr wohl aber ein Typ, wie ihn jede Mannschaft gebrauchen kann. Die Eintracht ganz besonders. Note 1

Das Mittelfeld

Ellyes Skhiri: Der Dauerläufer zählte für Trainer Toppmöller zu den wichtigen Stützen des Teams. Strahlt enorme Ruhe aus, ist dabei manchmal auch zu ruhig. Taucht weiterhin zu oft unter. Gerade in diesem Frühjahr aber mit einigen Topleistungen am Stück, gab dem jungen Team da viel Halt. Note 3+

Hugo Larsson: Über jeden Zweifel erhaben, absoluter Stammspieler, oft genug auch Schlüsselspieler - und das mit immer noch erst 20 Jahren. Abgezockt, fleißig, teils auch torgefährlich. In den wichtigen Spielen manchmal noch etwas zu dezent im Auftritt, aber das ist wirklich ein kleiner Makel. Der Schwede steht ja nicht umsonst auf der Insel bei einigen Topclubs auf dem Einkaufszettel. Ein weiteres Jahr in Frankfurt, sein erstes in der Champions League, würde ihm aber wohl guttun - und der Eintracht sowieso. Note 2+

Oscar Höjlund: Meist nur mit kurz- oder mittellangen Einsätzen, da aber durchaus mit guten Aktionen. Hat sein Talent mehrfach bewiesen, bringt Willensstärke und fußballerische Klasse mit. Wird in seiner zweiten Saison bestimmt deutlich mehr Spielzeit bekommen, das wäre jedenfalls keine Überraschung. Note 3

Mo Dahoud: Erfüllte zu Saisonbeginn noch seine Aufgabe als Einwechselspieler, machte das nicht besonders toll, aber okay. Nach dem Jahreswechsel quasi nicht mehr existent, zumindest nicht auf dem Platz. Nur noch fünfter Mann fürs zentrale Mittelfeld, zurückgefallen hinter Höjlund und sogar den eigentlichen Verteidiger Tuta. Sagt einiges aus. Eine Trennung im Sommer wäre sinnvoll. Note 4

Junior Dina Ebimbe: Spielte in der Rückrunde elf Minuten gegen Union Berlin - warum auch immer? Ansonsten weg vom Fenster, sollte im Winter nach Monaco abgegeben werden, körperliche Probleme funkten dazwischen. Trainierte zuletzt tatsächlich auch nur noch individuell, und das nicht mal mehr in Frankfurt. Soll den Club im Sommer verlassen, macht Sinn. Note 5

Can Uzun: Er kann etwas, das steht außer Frage. Hat eine gute Technik, einen sehr guten Abschluss. Dennoch kam er nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus - aus Gründen: Wenn er eingewechselt wurde, hatte er gelungene Aktionen. Durfte er jedoch starten, fiel er meist ab. Zu wenig Konstanz, ab und an auch zu wenig Biss. Wird wohl ein wegweisender Sommer für ihn. Schafft er es, Trainer Toppmöller noch zu überzeugen? Kämpft er sich durch? Oder geht's doch am Ende in die Türkei? Note 3-

Farès Chaibi: Bekam irgendwann den Stempel des Lieblingsspielers verpasst, durfte nämlich häufig ran, auch dann, wenn die Leistungen nicht stimmten. Toppmöller gewährte ihm viele (zu viele?) Chancen, selten zahlte der Spielmacher zurück. Erst im Saisonendspurt wieder verbessert, da mit teils ganz guten Aktionen. Dennoch: War ein klarer Rückschritt im Vergleich zur Frankfurter Premierensaison. Note 4+

Mario Götze: Nach durchwachsener Hinrunde, in der er ab und an nur Ersatzkraft war, blühte der Spielmacher nach dem Jahreswechsel richtig auf, war dauerhafter Dreh- und Angelpunkt. Mit ihm hatten die Eintracht-Auftritte stets Struktur, er hat wie kein anderer Profi im Kader das Gespür für die Situation. Hier das Spiel schnell machen, dort lieber beruhigen. Dass er Kicken kann, steht ja sowieso außer Zweifel. Haut dann auch mal wie gegen Ajax Amsterdam einen Schuss aus 40 Meter ins Netz. Fast tragisch seine Verletzung gegen Tottenham, die womöglich das Europa-League-Halbfinale kostete. Fehlte sichtbar im Endspurt. Zudem wichtig: Lächelte auffällig viel, scheint sich wohlzufühlen in Frankfurt. Von Wechselgerüchten, die es immer mal gab, ist derzeit nichts zu vernehmen. Note 2+

Jean-Mattéo Bahoya: Brauchte ein knappes Jahr, bis er Bundesligareife aufwies, wurde ja schon im Winter 2024 verpflichtet. Hatte in diesem Frühjahr dann aber wirklich gute Momente. Sammelte drei Tore und zwei Vorlagen (in Liga und Europacup) in der Rückrunde ein, sprintete zudem in die Bundesliga-Geschichtsbücher. Das System mit den vielen Umschaltmomenten passt perfekt zum 20-Jährigen. In den letzten drei Wochen ging ihm etwas die Puste aus. Ein Mann mit Zukunft, keine Frage. Note 3+

Ansgar Knauff: Hat einige Beinamen, der Unterschätzte, Euro-Ansgar, Mister Underrated. Soll heißen: Knauff ist wichtiger, als man denkt, besser auch. War in der Rückrunde einer der entscheidenden Frankfurter, schoss wichtige Tore, riss riesige Lücken bei Gegnern mit seinen Sprints und ist obendrein einfach ein feiner Kerl. Steht nach Siegen und Niederlagen auch vor den Medien seinen Mann. Sein 1:1 in Freiburg brachte die Eintracht endgültig auf Königsklassen-Kurs. Note 2+

Der Angriff

Hugo Ekitiké: Spielte schon eine starke Hinrunde, Note 2 vom hr-sport damals, und legte nach dem Jahreswechsel eine Schippe drauf. Dribbelte rein in die Omar-Marmoush-Lücke, erzielte überragende Tore, bereitete andere vor, riss das Publikum mit seiner furioses Spielweise mit. Satte 34 Scorerpunkte in allen Wettbewerben. Er liebt das Scheinwerferlicht, spielt gerne damit und steht nicht umsonst im europäischen Schaufenster. Er wird wohl gehen und der Eintracht viele, viele Millionen einbringen. Agierte zwischenzeitlich einen Tick zu eigensinnig, gehört aber halt zu seinem Stil. Verschoss zwei Elfer. Trotzdem: très bien! Note 1

Elye Wahi: Eine einzige Enttäuschung. Lange beobachtet, teuer verpflichtet - allerdings komplett unfit. Brauchte eine ganze Weile, um sich körperlich einigermaßen auf Profiniveau zu bringen. Entsprechend gingen seine Kurzeinsätze stets schief, er hatte keine wirklich gelungene Aktion in insgesamt 214 Minuten. Bezeichnend der Auftritt in Freiburg, als die Zeichen längst auf Champions League standen, der Franzose aber nur durch Fehlleistungen auffiel. Was ihn vor der Note 6 bewahrt? Ehrlicherweise wohl nur die Hoffnung auf Besserung. Note 5-

Igor Matanovic: Der Senkrechtstarter der Sommervorbereitung krachte aus großer Höhe auf den Boden - und stand nie mehr richtig auf. Erzielte zwei Törchen, eins im Pokal in Braunschweig, eins in der Liga in Kiel, das war's. War in der Rückrunde lange verletzt, spielte keine Rolle mehr. Ist ein guter Typ, kein Quertreiber. Er kann bestimmt auch etwas, hat er in Karlsruhe bewiesen, braucht dafür aber Selbstvertrauen. Das wird er sich kommende Saison jedoch woanders holen müssen, gilt als Leih- oder gar Verkaufskandidat. Note 5+

Michy Batshuayi: Als Last-Second-Transfer gekommen, überzeugte der Belgier nur bedingt. Die erhoffte Soforthilfe war der erfahrene Stürmer nicht, schon mal gar kein adäquater Marmoush-Ersatz, punktuell aber lieferte er. Drei Tore erzielte er in der Bundesliga in zehn Einsätzen, traf alle 99 Minuten. Bekommt er vor der Kiste den Ball, hat er seine Stärken. Sich Chancen selbst erarbeiten, ist dagegen nicht sein Ding. Note 3-

Omar Marmoush: Es ist schon erstaunlich, selbst ein halber Marmoush ist ein Weltklasse-Marmoush. 24 Scorerpunkte sammelte er in der Bundesliga-Hinserie und ist in dieser Kategorie (Quelle: sportschau.de) damit auch ein halbes Jahr später noch führender Frankfurter. Selbst ligaweit konnten mit Harry Kane (35), Michael Olise (28) und Serhou Guirassy (25) nur drei Leute vorbeihuschen. Des Stürmers Abschied im Januar war einer der emotionalen Höhepunkte der Saison. Entsprechend schnell flatterten jetzt die Gratulations-Whatsapps nach dem Königsklassen-Einzug von der Insel rüber an den Main. Die Bindung zu den Ex-Kollegen ist weiterhin eng und freundschaftlich. Note 1

Die Ausnahme

Timothy Chandler: Spielte nur 22 Minuten, aufgeteilt in drei Einsätze. Daher sportlich nicht zu bewerten. Bekommt dennoch einen eigenen Eintrag, ist schließlich wichtig fürs große Ganze. So etwas wie der Kitt in der Kabine, hält alles zusammen mit seiner Art, die meistens locker und manchmal auch sehr deutlich sein kann. Die kürzlich beschlossene Vertragsverlängerung ist für alle gut, für ihn, die Fans, die Mitspieler, den Trainer, für die Eintracht.

Nicht zu bewerten

Jens Grahl, Krisztián Lisztes.

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Quelle: hessenschau.de