Giovanni van Bronckhorst

Eintracht Frankfurt will gegen die Glasgow Rangers den ersten internationalen Titel seit 1980 holen. Die Rangers kommen als zweiterfolgreichste Mannschaft der Welt, mit einem erstaunlich gefährlichen Kapitän und einem weltbekannten Trainer - die Historie spricht jedoch für die Eintracht.

Finale, ohoo: Eintracht Frankfurt will in Sevilla gegen die Glasgow Rangers den ersten internationalen Titel seit 1980 holen. Hier ist der Eintracht-Gegner im Check.

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Das Europa-League-Finale in Sevilla: die Eintracht-PK beim Mediaday

Oliver Glasner auf der Pressekonferenz
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Der Verein

Genau 150 Jahre ist es her, dass vier Teenager auf einem Gelände mit dem schönen Namen Fleischer-Ufer (Flesher’s Haugh) einer Gruppe junger Männer beim Kicken zusahen und die Idee hatten, selbst einen Fußballverein zu gründen. Wenig später fand das erste Spiel statt, unter dem Namen "Argyle", was die Bezeichnung eines bestimmten Karo-Musters meint. Kurz darauf folgte die Umbenennung in Rangers Football Club. Den Namen Glasgow Rangers, der vor allem im Ausland benutzt wird, gibt es in der Form gar nicht. Dafür haben die Fans schöne Spitznamen: Die "Gers", die "Teddy Bears" und die "Bluenoses".

Es war wohl nicht die schlechteste Idee der vier Jungs, denn anderthalb Jahrhunderte später sind die Rangers nach Titeln der zweiterfolgreichste Klub des Weltfußballs, einzig Al Ahly aus Ägypten hat noch ein wenig Silberware mehr im Schrank. Allein 55 schottische Meisterschaften sackten die Rangers ein. Bekannt sind sie bei allen Titeln aber auch durch die Rivalität zu Celtic Glasgow. Das "Old Firm" gilt als das heißeste Derby der Welt, was vor allem an der religiös-politischen Konnotation liegt. Die Rangers sind ein traditionell protestantischer Klub, Celtic der Klub katholischer Einwanderer. Über 100 Jahre war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass keine Katholiken bei den Rangers spielen dürfen. Erst Stürmer Mo Johnston brach mit seinem Wechsel 1989 mit dieser Regel – und löste bei den Rangers-, vor allem aber bei Celtic-Fans Empörung aus.

Aktuell sind die Rangers wieder in der nationalen Spitze, es ist allerdings erst zehn Jahre her, dass der Klub wegen Steuerschulden insolvent ging und in der vierten Liga neu anfangen musste. Auf dem Weg durch die Ligen zurück in die erste Liga brachen die Rangers sämtliche Zuschauerrekorde, stiegen 2016 wieder auf und wurden 2021 erstmals wieder Meister. Die Meisterschaft 2022 geht indes wieder an den Rivalen von Celtic.

Die Mannschaft

Die ganz großen Stars sind im Kader der Rangers nicht zu finden, dennoch hat Trainer Giovanni van Bronckhorst eine starke Truppe zusammen. Dem ein oder anderen dürfte der Name Aaron Ramsey noch etwas sagen, 72-facher walisischer Nationalspieler und Ex-Juwel von Arsenal. Bei den Rangers kommt Ramsey, im Winter von Juventus ausgeliehen, aber noch nicht allzu sehr zum Zug.

Ebenfalls erwähnenswert ist Linksaußen Ryan Kent, den die Rangers vor der Saison von Liverpool holten und der wettbewerbsübergreifend bereits bei 19 Vorlagen steht. Ähnlich viele hat Kapitän James Tavernier gesammelt, nämlich 17, nur dass beim 30-Jährigen noch 18 Tore dazukommen – und das als Rechtsverteidiger. Allein in der Europa League traf Tavernier siebenmal, also Vorsicht.

Keine Vorsicht ist geboten bei Alfredo Morelos, mit 19 Treffern bester Stürmer der Rangers, der mit einer Knieverletzung ausfällt. Und: Zwei bekannte Gesichter finden sich auch im Kader der Rangers. Linksverteidiger Leon Balogun kickte eine Weile bei Mainz 05 und Darmstadt 98, Stürmer Cedrick Itten traf noch in der Hinrunde für die SpVgg Fürth gegen die Eintracht – verlor aber 1:2.

Der Trainer

Für seine Trophäenschrank braucht Giovanni van Bronckhorst zuhause ein eigenes Zimmer, stolze 17 Titel holte der Mann während seiner Laufbahn als Spieler. Und das für so namhafte Klubs wie Arsenal, den FC Barcelona – und die Glasgow Rangers. Seit 2011 arbeitet der Ex-Kapitän der holländischen Nationalelf als Trainer, bei seiner ersten Station bei Feyenoord Rotterdam wurde er 2016 Pokalsieger und holte im Jahr darauf die Meisterschaft. Nach einem kurzen Intermezzo bei Guangzhou in China ist er seit 2021 bei den Rangers.

Van Bronckhorst – wenig verwunderlich als Holländer – lässt am liebsten im 4-3-3 spielen. Das System ist auf Attacke ausgelegt, der Stil leidenschaftlich, vor allem über die Außen sind die Rangers gefährlich. Übrigens: Co-Trainer von van Bronckhorst ist ein alter Bekannter. Kein geringerer als Ex-Bayern-Stürmer Roy Maakay stellt für Van Bronckhorst die Hütchen auf.

Schnittmengen mit der Eintracht

Erst in zwei Spielen standen sich die Eintracht und die Rangers gegenüber, die aber hatten es in sich: Im Halbfinale des Landesmeisterpokals 1960 empfing die Eintracht die favorisierten Rangers in Frankfurt, die Rollen schienen dabei klar. Hier die Amateure aus Hessen, da die Rangers, die zu dieser Zeit als bestes britisches Team galten. Aber die Eintracht überrollte die Gäste mit 6:1. Kein Ausrutscher, im Rückspiel in Glasgow siegten die Hessen 6:3, das gesamte Stadion applaudierte der Eintracht. Emil Östreicher, Manager des Finalgegners Real Madrid, nannte den Finaleinzug der Eintracht "den größten Erfolg des deutschen Fußballs außer Bern." Im Endspiel, das ausgerechnet in Glasgow stattfand, kam es dann wenige Wochen später zum Jahrhundertspiel, das die Eintracht mit 3:7 gegen Real verlor.