Niels Nkounkou bei der französischen U21.

Eintracht Frankfurt soll sich mit dem Linksverteidiger-Talent Niels Nkounkou einig sein. Laut französischen Medien blitzten die Hessen mit einem ersten Angebot beim Klub ab. Doch das könnte nur die nächste Runde im Poker einläuten.

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So läuft der Poker mit Nkounkou

Niels Nkounkou bei der U21-EM (rechts).
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Am Mittwoch steigt Niels Nkounkou nach seiner Nationalmannschaftspause wieder ins Training ein. Allerdings (noch) nicht bei Eintracht Frankfurt, sondern bei der AS Saint-Étienne, seines Zeichens französischer Zweitligist. Der 22 Jahre alte Linksverteidiger soll sich mehreren Medienberichten zufolge mit den Frankfurtern einig sein und machte bereits öffentlich, dass er sich selbst in der obersten Spielklasse sieht.

Diese Spekulationen waren Grund genug, dass sich nun Saint-Étiennes Geschäftsführer Jean-Francois Soucasse zu Wort meldete: "Ich habe gehört, dass Niels Ambitionen pflegt. Aber wir zählen darauf, dass er sich dem Projekt verschreibt, ASSE wieder in die erste Liga zu führen." Man wolle Nkounko behalten, das sportliche stehe über dem finanziellen Thema, bekräftigte Soucasse. Und sagte dann in Bezug auf einen Transfer: "Heute ist die Tür geschlossen." Dennoch dürfte sich mehr als ein Spalt noch öffnen lassen.

Vertrag in Saint-Etienne bis 2026

Saint-Étienne hält ohne Frage die Zügel in der Hand: Der Klub hat jüngst die Kaufoption für zwei Millionen Euro gezogen und Nkounko so bis Sommer 2026 an sich gebunden. Wie die Zeit Le Progrès berichtet, hat der Klub zudem ein erstes Angebot der Eintracht über sechs Millionen Euro inklusive Boni abgelehnt. Doch selbst Fans des Klubs und enge Beobachter gehen nach den jüngsten Aussagen von einem Pokerspiel aus.

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Impressionen aus dem Eintracht-Trainingslager

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Olivier Guichard, Sport-Chefredakteur von "Le Progrès", schätzt die Lage auf Nachfrage des hr-sport so ein: "Das ist momentan eine Kommunikationsstrategie. Wenn Frankfurt ein zweites Angebot unterbreitet, könnte sich die Meinung im Klub schnell ändern. Der Spieler will nach Frankfurt - und es ist nicht unbedingt gut, einen wechselwilligen Spieler mit aller Macht zu halten." In Saint-Étienne gehen sie von einem nachgebesserten Angebot aus Frankfurt aus.

13 Scorer-Punkte in 20 Spielen

Doch greift die Eintracht noch tiefer in die Tasche? Nkounkous Marktwert wird auf bekannten Portalen mit fünf Millionen Euro taxiert. Und Markus Krösche äußerte sich im Trainingslager zugeknöpft: "Er ist ein interessanter Spieler. Alles weitere wird man sehen." Sollte aber Christopher Lenz wie kolportiert die Eintracht verlassen, würde nur noch Philipp Max als etatmäßiger Linksverteidiger bereitstehen.

Für einen Transfer von Nkounkou sprechen vor allem die vergangenen sechs Monate. "Er hat ein überragendes halbes Jahr hinter sich, das 3-5-2-System des Trainers liegt ihm", so Redakteur Guichard. Niemand habe den Youngster auf diesem Niveau erwartet, als Saint-Étienne ihn im Januar von Everton auslieh. Nkounko hatte dann mit 13 Scorer-Punkten in 20 Spielen maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt von "les Verts". Beim Auswärtsspiel in Paris gelangen ihm gar ein Doppelpack und eine Vorlage. Für Frankreich absolvierte er im Juni drei der vier Spiele bei der U21-EM über die volle Distanz.

Der Spieler passt zur Idee des Trainers

Allerdings: Im System mit einer Viererkette bei der französischen Juniorenauswahl offenbarte er Schwächen im Defensivbereich. Nkounkou profitierte im Klub also von der Absicherung auf seiner linken Seite in der Dreierkette. Bei den Hessen werden beide Systeme erprobt, in den vergangenen Jahren spielte die Eintracht allerdings bevorzugt eben mit jener Dreierkette.

Zudem würde Nkounkou zum mutigen Ansatz des Trainers mit offensiven Außen passen - und er wäre auch nicht das erste Talent aus Frankreich, das sich die Eintracht schnappt. Neben Überflieger Randal Kolo Muani holte Vorstand Markus Krösche in der vergangenen Saison auch Junior Dina Ebimbe aus Paris. Der Austausch mit einer ganzen Reihe von Mitspielern wäre kein Problem, auch Trainer Dino Toppmöller spricht fließend französisch. Doch verständigen müssen sich die Frankfurter anscheinend momentan nicht mehr mit dem Spieler, sondern nur noch mit dem abgebenden Verein.