Vier junge Männer beim Fußballspiel.

Die Champions-League-Teilnahme von Eintracht Frankfurt wirkt sich auch auf die Jugend aus. Die U19 der Hessen in der Youth League ist ein Zusammenschluss aus Top-Talenten der verschiedenen Jahrgänge. 

Sporting Lissabon, Olympique Marseille und Tottenham Hotspur. Die klangvollen Namen aus der Champions-League-Gruppe von Eintracht Frankfurt sind auch gleichzeitig die Gegner in der Youth League, die Königsklasse für die Jugend-Mannschaften. Die U19-Teams aller Champions-League-Teilnehmer duellieren und präsentierten sich einige Stunden vor Anpfiff der Profi-Partien auf internationaler Bühne. 

Eintracht-U19 holt gegen Tottenham ersten Sieg

Blickpunkt Dienstagnachmittag, 4. Oktober. Bei spätsommerlichen Temperaturen rund um die 22-Grad-Marke empfängt die Eintracht die Spurs im Sportpark in Dreieich. Dort, wo eigentlich die Hessenliga-Duelle der zweiten Mannschaft stattfinden, verdienen sich die Juwele der Frankfurter vor rund 1.000 Zuschauern den ersten Erfolg in der noch so jungen Youth-League-Historie. Flanke Marcel Wenig, Tor Nacho Ferri: fertig war das Tor des Tages. 

Damir Agovic, Trainer der Eintracht-U19, sprach nach Abpfiff von "Genugtuung". Die ersten beiden Partien gegen Lissabon (1:1) und in Marseille (2:2) "hätten wir gewinnen können, wenn nicht sogar müssen. Am Ende hatten wir auch heute noch Bedenken, dass ein Ball ins Tor fallen könnte. Aber umso glücklicher sind wir über den Sieg." 

Mit Boakiye-Osei wirkt ein 15-Jähriger mit

Beeindruckend war dabei der Blick auf den Spielberichtsbogen. Wenn der erst 18 Jahre alte Wenig, ein hochambitionierter Neuzugang vom FC Bayern München, zu den Routiniers der Mannschaft zählt, dann sagt das einiges über die Zusammensetzung des Teams aus.

Mit Noah Fenyö (16 Jahre) und Derek Boakiye-Osei (erst 15!) standen zwei Juwele aus der starken U17 (Tabellenführer in der Bundesliga Südwest) in der Startelf, im zweiten Durchgang wurden die ebenfalls 16 Jahre alten Junior Awusi Boddien, Aiden Harangi und Ausnahmestürmer Anas Alaoui (13 Tore und zwei Vorlagen in sieben Ligapartien) eingewechselt.  

Durchschnittsalter 17,27: So setzt sich das U19-Team zusammen

Durchschnittlich 17,27 Jahre war die U19-Mannschaft der Eintracht alt. Umso höher ist der verdiente Erfolg zu werten. "Wir stehen immer wieder vor der Frage: Welches Talent spielt wann und wo? Wir treten in der Youth League mit einem komplett zusammengewürfelten Team an, das vor den Spielen ein oder zweimal zusammentrainiert hat", erklärt Agovic.

Eine "Herausforderung" sei diese Mannschaftszusammenstellung mit den größten Talenten aus der U17, U19 und U21, die in der fünftklassigen Hessenliga antritt. "Dafür macht es die Mannschaft spielerisch und taktisch super", findet Agovic. Es sind erste kleine Erfolge auf einem Weg, den Sportvorstand Markus Krösche vor einigen Monaten eingeleitet hat. 

NLZ-Leiter Richter: "Mischung ist gewollt"

Zunächst die Wiedereinführung der zweiten Mannschaft und dann die Installation von Alexander Richter als Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums der Frankfurter. Der aus Bochum gekommene Richter erklärte: “Die Mischung auf dem Platz ist in der Youth League gewollt. Wir hatten insgesamt fünf Spieler aus der U17, zwei in der ersten und drei in der zweiten Halbzeit auf dem Platz und haben die Belastung bewusst verteilt. Die Wechsel sind vorher schon abgesprochen.”  

 

Die Nominierungen der Youngster geschieht einerseits aus Überzeugung, andererseits aber auch regeltechnisch. Artikel 36.04 des UEFA-Reglements schränkt ein: "Der Spieler war während den zwei Jahren unmittelbar vor dem 6. September 2022 ununterbrochen oder während zwei der drei Jahre unmittelbar vor dem 6. September 2022 für den betreffenden Verein spielberechtigt und während des dritten Jahres ununterbrochen für bis zu einem Jahr bei maximal einem anderen Verein desselben Verbands registriert."

Da die U19 mit zehn Neuzugängen - die auch aus Dortmund, Stuttgart oder dem Ausland kamen - verstärkt wurde, scheitert ein großer Teil des Kaders an diesen Forderungen. Dennoch sind die Frankfurter von ihrem eingeschlagenen Weg überzeugt. Die Eintracht sieht sich noch am Anfang einer Entwicklung. 

Wann kommt der nächste Barkok?

Ergebnisse zu erzielen sei generell wichtig, so Richter. Vor allem gehe es aber um die Förderung der Juwele. Das letzte Eigengewächs, das den Sprung zu den Profis schaffte, war Aymen Barkok im Herbst 2016. Seitdem herrscht Ebbe im Bereich Profi-Nachwuchs.

Richter hat dafür eine Erklärung: "In der Vergangenheit stand nicht immer die Ausbildung der Spieler im Mittelpunkt. Ich habe gesagt, dass wir uns auf die Aufgabe konzentrieren und Dinge, egal in welchem Bereich, verändern müssen." Datensammlung, Videoanalyse oder Leistungsdiagnostik hat er dabei besonders im Blick. "Vor allem mit Daten müssen wir in Frankfurt noch mehr arbeiten", so der NLZ-Boss.

In London den zweiten Platz festigen

Auftritte wie gegen Tottenham helfen dabei, Argumente für den eingeschlagenen Pfad zu sammeln. Wer in der Youth League mithalten will, der braucht gewisse Qualität in seinen Reihen. In London will die zusammengewürfelte U19 am Mittwoch den nächsten Schritt gehen und den zweiten Rang sichern. Es wäre zu Beginn einer noch langen Strecke ein echter Coup für den Talente-Schuppen der Eintracht.