SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer

In wenigen Tagen startet für den SV Wehen Wiesbaden die Zweitliga-Saison. Geschäftsführer Nico Schäfer spricht im Interview über Lehren aus der Vergangenheit, das Zuschauerinteresse – und den Hickhack um Flügelflitzer Benedict Hollerbach.

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Schäfer: "Das habe ich so in Wiesbaden noch nicht erlebt"

SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer jubelt.
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Nach einer kurzen Vorbereitung und durchaus vielversprechenden Testspielen wird es für den SV Wehen Wiesbaden am kommenden Wochenende ernst: Der 1. FC Magdeburg kommt zum ersten Spieltag der neuen Zweitliga-Saison nach Wiesbaden (Samstag, 13 Uhr).

Im Interview mit hessenschau.de spricht SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer vor dem Liga-Start am Samstag gegen Magdeburg (13 Uhr) über die Saisonziele, den Vergleich zur Zweitliga-Saison 2019/2020, den Schub durch die Relegationsspiele und den Wechselpoker um Stürmer Benedict Hollerbach.

hessenschau.de: Nico Schäfer, wie groß ist Ihre Vorfreude auf die Zweitliga-Saison, die in wenigen Tagen startet?

Nico Schäfer: Die Vorfreude ist natürlich riesig. Die Jungs sind gut drauf, das hat man auch im letzten Test am Samstag wieder gesehen. Wir haben jetzt zwei internationale Tests auf einem sehr guten Niveau bestritten. Das macht uns Mut und ich hoffe, dass wir auch wieder alle mitnehmen.

hessenschau.de: Das logische Ziel für einen Aufsteiger ist natürlich der Klassenerhalt. Wird das auch im Verein so ausgegeben?

Schäfer: Für mich stellt sich die Frage nach Saisonzielen immer erst nach einer gewissen Zeit. Wir wollen am Anfang guten Fußball spielen und viele Punkte sammeln und dann stellt sich irgendwann die Frage nach dem Saisonziel. Denn wenn man den Klassenerhalt knapp verfehlt, ist man abgestiegen, das ist kein gutes Saisonziel.

hessenschau.de: In der bislang letzten Zweitliga-Saison des Vereins hat es nicht geklappt, gleich zu Beginn viele Punkte einzusammeln. Am Ende stand der Abstieg. Was sind die Lehren aus 2019/2020?

Schäfer: Learnings sind immer da, wenn vorher Fehler gemacht worden sind. Wir sind deutlich breiter aufgestellt. Wir hatten im letzten Jahr eine sehr stabile Saison. Wir sind damals aufgestiegen, als wir eigentlich noch nicht bereit waren, das hatte auch ein bisschen was mit der Infrastruktur zu tun, die man ja rund um das Stadion hat oder eben nicht. Deswegen sage ich: Damals war es ein Jahr zu früh. Dieses Jahr hat es, auch von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, deutlich mehr Substanz.

hessenschau.de: Was macht den Verein denn konkret besser als damals?

Schäfer: Wir sind wie gesagt in der Breite sehr gut aufgestellt, auch mit unseren Spielern. Wir haben damals schon viele Spieler vorher geholt, weil man vielleicht gar nicht mehr damit gerechnet hat, dass es noch um den Aufstieg geht. Dieses Mal ging es schon mehr in die Richtung, dass wir auch überzeugt waren, dass wir aufsteigen. Dass wir den Umweg über die Relegation nehmen mussten, hat uns einfach nur die Pause etwas verkürzt.

hessenschau.de: Was kann man denn aus der Relegation und vielleicht auch der verfrühten Party am letzten Spieltag gegen Halle mitnehmen? Gibt das noch mal einen Extra-Schub?

Schäfer: Endlich hat der Verein eine Geschichte. Den Vier-Minuten-Aufstieg, den wir erlebt haben und dann die Relegation, wo wirklich eine Stadt und eine Region hinter uns standen. Das habe ich persönlich, und das muss ich wirklich emotional auch so zugeben, so noch nicht erlebt in Wiesbaden. Ich bin ja jetzt schon eine Weile hier. Und ich habe gemerkt: Es geht. Wenn wir das in die neue Saison mitnehmen können, ist mir nicht bange.

hessenschau.de: In der vergangenen Drittliga-Saison war der Zuschauerschnitt mit über 4.000 für den Verein gar nicht so schlecht. Was kann man tun, damit es noch mehr werden?

Schäfer: Ich glaube schon, dass der Schnitt in dieser Saison deutlich besser geht, wenn man die Liga-Zusammensetzung sieht. Das ist äußerst reizvoll. Viele Vereine waren in den 1970er-Jahren Teile der Bundesliga, die jetzt dort spielen. Von daher kann man sich darauf freuen. Wir wollen gerne alle Generationen haben und man sieht sehr deutlich, dass wir unglaublich viele Jugendliche inzwischen bei uns haben.

hessenschau.de: Wer sind für Sie die Favoriten in der Liga?

Schäfer: Ich will es mir jetzt nicht zu einfach machen. Da sind natürlich vier bis fünf Mannschaften, die immer genannt werden und sicherlich eine Rolle spielen. Für mich sind die Geheimfavoriten aber Düsseldorf und St. Pauli.

hessenschau.de: Über eine Personalie müssen wir noch reden: Glauben Sie, dass Benedict Hollerbach die Saison hier beim SV Wehen Wiesbaden spielen wird?

Schäfer: Wir kommentieren solche Dinge nicht, bis sie irgendwann mal fix sind. Wir sind schon seit langem im Gespräch. So lange er hier ist, ist er unser Spieler und wir haben sehr viel Freude mit ihm. Er hat auch gegen Sittard 80 Minuten gespielt. Wie es weitergeht, werden wir sehen. Aber wir sind auf jeden Fall vorbereitet.

hessenschau.de: Sie haben gute Kontakte zum 1. FC Köln und zu Ihrem alten Verein Union Berlin. Was lief denn bisher in den Verhandlungen schief?

Schäfer: Das möchte ich gar nicht kommentieren. Ich habe schon sehr viel gelesen von Sachen, die ich selbst nicht wusste. Deswegen möchte ich es nicht noch weiter anheizen. Noch mal: Wir sind in vernünftigen Gesprächen mit allen Partnern. Manchmal gibt es andere Entscheidungen, die stattfinden. Und wir wissen um den Wert des Spielers. Deswegen sehen wir das sehr gelassen.

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Schäfer über Hollerbach: "Wir haben sehr viel Freude mit ihm"

SVWW-Stürmer Benedict Hollerbach ist begehrt auf dem Transfermarkt.
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hessenschau.de: Der Verein gibt seit einiger Zeit in seinen Meldungen zu Neuverpflichtungen und Verlängerungen nicht mehr bekannt, wie lange Verträge mit Spielern laufen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Schäfer: Das gab es in der Vergangenheit auch schon bei anderen Vereinen. Es hat ein bisschen was damit zu tun, dass, wenn man Vertragslängen immer bereitstellt, es aber automatische Verlängerungen oder Optionen gibt, man relativ viel zu melden hat. Wir machen das, um uns diesen Stress zu ersparen, den wir dadurch auch erlebt haben.

Das Interview führte Sonja Riegel.