SVWW-Spieler Sascha Mockenhaupt beim verfrühten Platzsturm der Fans

Ungeduldige Fans und eine falsche Durchsage lassen den SV Wehen Wiesbaden zu früh den vermeintlichen Zweitliga-Aufstieg feiern. Der Aufprall ist hart - und nun muss sich das Team zur Relegation wieder aufrappeln.

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Hollerbach: "Wir fühlen uns alle wie im falschen Film"

Benedict Hollerbach im hr-Interview
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Als das Unheil seinen Lauf nahm, war das ganze Stadion in Wiesbaden längst im Freudentaumel. Das Spiel des SV Wehen Wiesbaden gegen Halle war abgepfiffen, das 1:0 schien zum Aufstieg in die 2. Liga zu reichen. Minutenlang feierten Fans und Mannschaft gemeinsam auf dem Rasen, bevor die Schocknachricht die Runde machte: Osnabrück hatte in der Nachspielzeit noch zwei Tore geschossen und dem SVWW den direkten Aufstiegsplatz entrissen.

"Ich war mir sicher, dass wir aufgestiegen sind"

"Ich war auf dem Platz und habe mit den Fans gefeiert. Wir lagen uns schon in den Armen. Ich war mir sicher, dass wir aufgestiegen sind - und dann sowas", sagte ein geknickter Benedict Hollerbach im Anschluss am hr-Mikrofon. Tatsächlich waren die Spieler in diesem Theater die ärmsten Personen überhaupt: Ungeduldige Fans hatten direkt nach dem Abpfiff den Platzsturm gestartet - obwohl das Spiel des Konkurrenten Osnabrück noch lief. Und schließlich verkündete die Stadionregie per Ansage fälschlicherweise den feststehenden Aufstieg in die 2. Liga.

So wurden fröhlich die Eckdaten zur anstehenden Aufstiegsfeier durchgegeben und die Fans nutzten ihre Smartphones nicht mehr für den Blick auf die Drittliga-Ticker, sondern für Feier-Selfies. Die Spieler bekamen die obligatorischen Biergläser gereicht und legten los - bis die Nachricht vom Osnabrücker Sieg endlich durchsickerte und auch der Stadionsprecher sich kleinlaut korrigieren musste. Um ein Tor hatte der SV Wehen Wiesbaden den direkten Aufstieg verpasst und bekam nun auch den Spott der Halle-Fans zu hören, die das groteske Schauspiel auf dem Rasen mitangesehen hatten und "Nie mehr 2. Liga" unkten.

Erinnerungen an Schalke 2001

Co-Trainer Nils Döring, der seinen gesperrten Chef Markus Kauczinski vertrat, fühlte sich an "das Schalke-Bayern-Drama" von 2001 erinnert. "Die letzten Wochen waren eh eine Achterbahn der Gefühle, das hat heute alles getoppt. Das muss man erstmal verarbeiten." Sein Team hätte das Drama aber auch schon in den 90 Minuten vermeiden können. Kianz Froese hatte in der 77. Minute die große Chance auf das 2:0, das dem SVWW am Ende gereicht hätte. Andererseits hatte man auch mehrfach Glück, dass die Gäste aus Halle nicht zum Ausgleich kamen.

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Döring: "So ein bisschen das Schalke-Bayern-Drama"

Nils Döring, Co-Trainer des SVWW, im hr-Interview
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"Wir müssen die Köpfe freibekommen"

Das alles zählt jetzt aber nicht mehr, denn die Wiesbadener haben zwei entscheidende Spiele vor der Brust. Während man vor der Saison, in die der SVWW als Außenseiter gestartet war, den Relegationsplatz sicher sofort genommen hätte, hat dieser nun einen bitteren Beigeschmack. "Wir müssen die Köpfe freibekommen", so Döring.

Die Mannschaft wird am Sonntag erst einmal frei haben und kann am TV verfolgen, welcher Zweitligist der Gegner wird - Bielefeld, Nürnberg und Braunschweig sind noch in der Verlosung. "Egal welcher Gegner: Wir sind heiß drauf", gab Ahmet Gürleyen die Richtung vor. Die Relegationsspiele finden am 2. und 6. Juni statt, der SVWW hat im Hinspiel Heimrecht. Und wird mit Sicherheit nicht noch einmal zu früh feiern.

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Ezeh: "Ich dachte, dass wir aufgestiegen sind"

Brooklyn Ezeh vom SV Wehen Wiesbaden im hr-Interview
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