Sportschützin aus Hessen holt Paralympics-Gold Hiltrop nervenstark bis zum letzten Schuss: "Unglaublich happy"

Lange Zeit trifft Natascha Hiltrop nicht, wie sie will. Die Sportschützin vom osthessischen Club SV Lengers scheint die Medaillen abhaken zu müssen - doch dann wird es Gold.

Natascha Hiltrop (Mitte) nach ihrem Sieg bei den Paralympics.
Natascha Hiltrop (Mitte) nach ihrem Sieg bei den Paralympics. Bild © Imago Images
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Die Paralympischen Spiele liefen für Natascha Hiltrop nicht wirklich prächtig. Fernab von Paris in einem der modernsten Schießsportzentren der Welt, in Châteauroux, hinkte die für den osthessischen Club SV Lengers startende Hiltrop den Erwartungen hinterher. Irgendwie fand sie ihre innere Mitte nicht ganz wie gewünscht und damit auch die Mitte der Ziele nicht.

Hiltrop also schied sehr überraschend im Mixed-Wettbewerb aus. Und auch ihr erster von zwei Einzelstarts, der Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr (50 Meter) in der Startklasse R8, lief am Dienstag eher durchwachsen an. Die Sechste der Qualifikation beschloss den Kniend-Anschlag ebenfalls nur auf Rang sechs. Eine Medaille? Möglich, aber in einiger Ferne.

Mentale Stärke macht den Trainer stolz

"Ich war ziemlich nervös, vor allem weil die Zuschauer so laut geklatscht haben", sagte Hiltrop hinterher am ARD-Mikrofon: "Nach dem ersten Schuss habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass das hier noch was wird. Trotzdem habe ich mich Schuss für Schuss immer weiter nach oben gearbeitet."

Irgendwann also legte die 32-Jährige, geboren in Bonn, ihre Anspannung ab – und traf. Hiltrop, die eine Querschnittslähmung hat, schoss sich liegend mit herausragenden 158,1 Ringen in Führung. "Wir haben erlebt, wie unglaublich gut die mentale Verfassung von ihr ist“, sagte Bundestrainer Rudi Krenn mit einigem Stolz.

Müde und erleichtert

Zumal der Höhepunkt des Dienstagabends noch folgen sollte: Im Stehend-Anschlag präsentierte sich Hessens Para-Sportschützin des Jahres zwar ebenfalls nervenstark, fiel aber dennoch auf Rang zwei zurück. Bis zum letzten Schuss. Der traf nahezu perfekt ins Ziel und die slowakische Konkurrentin Veronika Vadovicova zeigte ihrerseits Nerven. Hiltrop zog vorbei - der Sieg, das Gold, das dritte für Deutschland, das erste für Hessen. "Ich bin müde und kaputt, aber trotzdem unglaublich happy und erleichtert", sagte Hiltrop. Der Erfolg sei Lohn für die harte Arbeit.

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Hiltrop nimmt nach 2012, 2016 und 2021 zum vierten Mal an Paralympischen Spielen teil. In Tokio hatte sie nicht nur Silber im Dreistellungskampf, sondern auch zum ersten Mal in ihrer Karriere Paralympics-Gold gewonnen: Damals triumphierte sie im 10-Meter-Schießen mit dem Luftgewehr. 2016 in London hatte sie dort mit Silber ihre erste Medaille geholt. Am morgigen Donnerstag schießt sie in Châteauroux mit dem freien Gewehr über 50 Meter im Liegend-Anschlag erneut um eine Medaille.