Die Brüder Hansen stehen in Sportkleidung in einer Halle und lachen in die Kamera

Die Zwillinge Assan und Ousainou Hansen aus Egelsbach haben einen gemeinsamen Traum: Sie wollen im nächsten Jahr nach Paris zu Olympia und die Goldmedaille im Boxen gewinnen. Kämpfen mussten sie schon seit ihrer Kindheit – ums Überleben.

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Die Hansen-Zwillinge boxen sich nach oben | hessenschau Sport vom 02.08.2023

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Wenn die beiden Brüder Assan und Ousainou Hansen über das Boxen reden, strahlen ihre Augen. Der Boxsport begleitet die Egelsbacher seit ihrer Kindheit – nun wollen sich die beiden Amateurboxer den Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris erfüllen.

Das Vorbild von Assan und Ousainou sind die Klitschko-Brüder: "Zwei Brüder, die gemeinsam durch das Leben gehen und Sport machen, das hat uns inspiriert", erzählen die beiden Boxer über das ukrainische Brüder-Paar. Die Motivation zahlt sich aus: Beide haben inzwischen mehrere deutsche Meistertitel in ihren Gewichtsklassen geholt und erste internationale Erfolge gefeiert.

Armut, Hunger und Kriminalität in Gambia

Die beiden 23-Jährigen haben eine unglaublich positive Ausstrahlung. Dabei hatten sie im Leben nicht immer Grund zur Freude.

Aufgewachsen in Gambia lernten die beiden schon früh, dass Leben auch Überleben bedeutet. Armut, Hunger und Kriminalität gehörten zur Tagesordnung. "In unserer Familie gab es so einen Fall, da hat jemand jemanden anderes erstochen, weil er ihm Geld geschuldet hat", erzählt Assan in der ARD-Dokumentation "Wir boxen uns nach oben" (Close Up).

Manches Mal mussten sie mehrere Tage ohne Essen auskommen. Die Mutter sahen die Brüder nur dann, wenn sie aus Deutschland zu Besuch kam, wo sie für die Familie den Lebensunterhalt verdiente. Der Vater war schon in jungen Jahren gestorben.

Von Gambia nach Egelsbach

Mit acht Jahren holte die Mutter Assan und Ousainou zusammen mit ihrem Lebensgefährten Martin Hansen nach Egelsbach. Hansen wollte den beiden ein Vater sein und adoptierte sie. "Es war für mich von Anfang an klar, dass die Kinder meiner Frau auch meine Kinder sind und ich genauso ein Vater bin wie der leibliche Vater", erzählt Martin Hansen.

Ohne Deutschkenntnisse und ohne Lesen und Schreiben zu können, starteten die Brüder in der kleinen Gemeinde im Kreis Offenbach ihr neues Leben.

Der Boxsport gibt beiden viel. Die Eltern unterstützen die Ambitionen, der örtliche Sportverein erkennt ihr Talent. Inzwischen boxen die Brüder für die TG 1875 Darmstadt in der Bundesliga.

Mit einem K.-o.-Sieg gewinnen, ist das Ziel

Vater Hansen zeigt den Söhnen im heimischen Garten auch heute noch am Boxsack, was sie beachten müssen. "Papa hat uns schon als Kindern den sogenannten Powerschlag gezeigt und er hat ganz viele Bücher zu Bruce Lee oder Ähnlichem gelesen", erzählt Ousainou schmunzelnd.

Vater Hansen ist es wichtig, dass seine Söhne mit einem K.-o.-Sieg gewinnen. "Was mich immer gestört hat ist, dass die Buben manchmal nach Punkten verloren hatten. Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber manchmal spielt Hautfarbe in der Wertung vielleicht eine Rolle."

Der Traum: Gold bei den olympischen Spielen in Paris

Seit drei Jahren leben die beiden Brüder nun in Heidelberg und trainieren täglich im Olympiastützpunkt für ihr Ziel: im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Paris Gold in verschiedenen Gewichtsklassen zu gewinnen. Assan in der Klasse bis 63,5 kg, Ousainou bis 57 kg.

Assan Hansen in Aktion im Boxring

Assan hat hierfür im Juni dieses Jahres auch schon an einem Qualifikationsturnier in Krakau teilgenommen und konnte einen Kampf für sich entscheiden, scheiterte aber an einem sehr erfahrenen Gegner im letzten Kampf. Für einen kurzen Moment warf ihn das aus der Bahn: "Die Niederlage in Krakau war ein Schockmoment. Aber ich muss das abschließen und es geht weiter", gibt sich Assan kämpferisch.

Die beiden Brüder geben nicht auf und werden weiter an Turnieren teilnehmen. Bei zwei Wettkämpfen im nächsten Frühjahr in den USA und in Mexiko können sie sich noch für ihren großen Traum qualifizieren. Und sie sind sich sicher: "Wir glauben nicht nur daran, dass wir teilnehmen können, sondern, dass wir auch die Goldmedaille holen können."

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