Rolf Breuer (Archivbild)

Der frühere Vorstandschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, ist tot. Er wurde 86 Jahre alt. Breuer hatte 2002 durch eine Interview-Äußerung die Insolvenz der Mediengruppe Kirch mit ausgelöst.

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Ex-Deutsche-Bank-Chef Breuer gestorben

hs 23.05.2024
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Der ehemalige Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzende sei am Mittwoch im Alter von 86 Jahren nach längerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben, teilte die Deutsche Bank am Donnerstag in Frankfurt mit. Breuer verbrachte nahezu sein komplettes Berufsleben bei der Deutschen Bank.

Internationalisierung der Bank vorangetrieben

Als Vorstandssprecher von Mai 1997 bis Mai 2002 trieb er die Internationalisierung des Konzerns voran und baute - gegen manche Widerstände - das Kapitalmarktgeschäft aus. Anschließend führte der Manager für vier Jahre den Aufsichtsrat des Geldhauses.

In seiner Zeit als Konzernchef machte "Mister Finanzplatz" das Frankfurter Institut zu einem der führenden Finanzkonzerne der Welt. 1999 feierte die Deutsche Bank die milliardenschwere Übernahme des US-Hauses Bankers Trust. Die angestrebte Fusion mit der Dresdner Bank allerdings scheiterte ein Jahr später kurz vor dem Abschluss.

Verdienste gewürdigt

Der amtierende Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts würdigte, die Bankers-Trust-Übernahme habe maßgeblich dazu beigetragen, "dass die Deutsche Bank heute ihre Kunden weltweit in allen Finanzfragen zur Seite stehen kann und über das dafür notwendige globale Netzwerk und die Expertise verfügt". In Rolf-Ernst Breuer verliere die Deutsche Bank "eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten".

Breuers Nachfolger Josef Ackermann sagte der "Bild"-Zeitung: "Die Deutsche Bank hat Rolf Breuer viel zu verdanken." In Erinnerung werde ihm ein Mensch bleiben, "auf den man sich immer verlassen konnte", sagte Ackermann. "Wenn es mal schlechte Presse gab, meinte er: Herr Ackermann, seien Sie getrost, Ihr Nachruf wird dereinst viel freundlicher ausfallen."

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) reagierte am Donnerstag betroffen auf Breuers Tod und nannte ihn "eine prägende Figur der deutschen Wirtschaft und Finanzwelt".

Anfang vom Ende des Medienkonzerns Kirch

Breuers Amtszeit war nicht frei von Turbulenzen. Es waren nur wenige Sätze, die er als Chef der Deutschen Bank Anfang 2002 in ein Reportermikrofon sprach. Breuer zweifelte in dem kurzen Gespräch mit Bloomberg TV, das am 4. Februar 2002 veröffentlicht wurde, die Kreditwürdigkeit Leo Kirchs an. Dessen Medienkonzern ging wenig später unter.

Zeitlebens machte Kirch dafür Breuer und die Deutsche Bank verantwortlich. Erst Jahre später einigte sich die Bank mit den Kirch-Erben auf einen Vergleich in dreistelliger Millionenhöhe.

Viele Ehrenämter nach Ende des Berufslebens

Dem Finanzplatz Frankfurt blieb Breuer auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben treu: "Frankfurt ist meine Heimat", bekannte der gebürtige Bonner einst und: "Hier möchte ich alt werden und begraben werden." Breuer war in zweiter Ehe verheiratet. Das Paar hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine Frau hat aus erster Ehe zwei weitere Kinder.

Im Schatten der Deutsche-Bank-Türme hatte Breuer sein privates Büro. Im Herzen Frankfurts kümmerte sich der Ex-Vorstands- und Aufsichtsratschef der Bank um seine zahlreichen Ehrenämter: International Piano Forum, Schirn Kunsthalle, Feith-Stiftung, Center for Financial Studies - die Liste ist lang.

Ministerpräsident Rhein hob Breuers Vorsitz im Kuratorium der Kulturstiftung der Länder hervor sowie seine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Frankfurt und sein Engagement als Sprecher des Hochschulrats der Frankfurter Goethe-Universität. "Unser Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Angehörigen. Das Land Hessen wird sein Andenken in Ehren halten", sagte Rhein.

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