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Vielen Babyboomern in Hessen droht Wohnungsnot im Alter

Häuser mit Wohnungen stehen in einem Neubaugebiet.

Die Deutschen werden immer älter. Deshalb steigt auch der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. Laut einer Studie werden in Hessen in den nächsten 20 Jahren 38.000 neue Wohnungen für Rentner benötigt. Darauf sei man nicht vorbereitet, warnt ein Experte.

Viele Renterinnen und Rentner werden sich das Wohnen künftig nicht mehr leisten können. Denn die Deutschen werden immer älter und die Älteren immer ärmer, warnt das Pestel-Institut - ein Forschungsinstitut für Kommunen, Unternehmen und Verbände.

Zusätzlich steigt der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen - gerade vor dem Hintergrund der geburtenstarken Baby-Boomer-Generation. Das Pestel-Institut stellt in einer Zukunftsstudie, die es im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) gemacht hat, fest: Die Zahl der Haushalte, die im Ruhestand sind, erreicht in Hessen 2040 ihren Höchstwert.

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Fast 1,04 Millionen Rentner-Haushalte soll es demnach 2040 geben. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 lag die Zahl dieser Haushalte bei knapp 870.000. Somit braucht es auch mehr seniorengerechte Wohnungen. Lag der Bedarf an diesen Wohnungen in Hessen im Jahr 2022 noch bei 200.000, steigt er nach Hochrechnungen 2040 um 38.000.

Familien nutzen altersgerechte Wohnungen

Auf die kommende Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge sei der Wohnungsmarkt "ganz und gar nicht vorbereitet", sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Deutschlandweit sei nur jede siebte Wohnung heute altersgerecht.

Hinzu komme das Problem, dass ein Großteil dieser Wohnungen nicht einmal von Älteren bewohnt werde. Häufig nutzten Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. "Deutschland rast gerade mit 100 Sachen in die Graue Wohnungsnot", so Günther.

2.000 Wohnungen mehr in Frankfurt und Wiesbaden

In Wiesbaden braucht es laut Studie 2040 etwa 2.000 Rentner-Wohnungen mehr als noch 2022. Ab 2045 nimmt der Bedarf dann wieder ab. In Frankfurt hingegen werden die meisten Wohnungen laut Berechnungen im Jahr 2050 gebraucht. 21.000 seniorengerechte Wohnungen benötige man dann. 2022 lag die Zahl bei 18.000.

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Es sei zu befürchten, dass sich zwei Drittel der Seniorenhaushalte, die in einer Mietwohnung leben, bei steigenden Wohnkosten immer mehr einschränken müssen. Die Rente reiche bei vielen nicht für den bisherigen Lebensstandard. "Auch ein dramatischer Anstieg der Alters-Obdachlosigkeit ist zu erwarten", sagt Günther.

Immer mehr Pflegebedürftige

Als größtes Armutsrisiko nennt die Studie die Pflegebedürftigkeit im Alter. Im Schnitt koste die stationäre Pflege heute rund 2.410 Euro pro Monat, die ein älterer Mensch beisteuern müsse. Mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte habe allerdings weniger als 2.000 Euro netto im Monat zur Verfügung.

Und die Zahl der Pflegebedürftigen in Hessen steigt. Im Jahr 2023 liegt die Zahl der Pflegebedürftigen bei fast 350.000. Das geht aus Hochrechnungen des Pestel-Instituts hervor. Diese Zahl soll demnach bis 2050 auf über 450.000 steigen.

Einen Großteil davon machen die Menschen aus, die durch Angehörige zuhause versorgt werden. Nur ein kleiner Teil bekommt eine vollstationäre Pflege.

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Kritik am Alterswohnprogramm

Das Pestel-Institut übt Kritik am Staat. "Ein 'Alterswohnprogramm für die Baby-Boomer' ist politisch weit und breit nicht in Sicht", sagt der Leiter, Matthias Günther. Im Gegenteil: Der Bund bremse den altersgerechten Umbau von Wohnungen geradezu aus.

So biete die staatliche KfW-Bank – anders als früher – heute keine Zuschüsse mehr. Stattdessen gebe es ein Kreditprogramm mit Zinsen ab 3 Prozent und Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. "Das ist eine Farce", so Günther.

Land Hessen verteidigt Fördermaßnahmen

Das hessische Wirtschaftsministerium betonte hingegen auf Anfrage, dass in Hessen Fördermaßnahmen für den altersgerechten Umbau von Wohnungen existierten. So gewähre das Land beispielsweise einen Zuschlag von 150 Euro je Quadratmeter für den Neubau von rollstuhlgerechten Sozialwohnungen und ermögliche einen zusätzlichen Finanzierungszuschuss für den Einbau von Aufzügen, teilte das Ministerium am Dienstag mit.

Auch Maßnahmen zur Verbesserung der baulichen Eignung von Mietwohnungen für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen würden mittels Darlehen und Zuschüssen gefördert. Sofern entsprechende Maßnahmen außerhalb der Wohnung im näheren Wohnumfeld umgesetzt würden, sähe man sogar von Mietpreis- und Belegungsbindungen ab.

Zudem gebe es Zuschüsse für den behindertengerechten Umbau von selbstgenutztem Wohneigentum in Höhe von bis zu 50 Prozent, maximal jedoch 15.000 Euro pro Wohnung. Das Land stelle hierfür jährlich drei Millionen Euro zur Verfügung.

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