Dieter Wedel in Bad Hersfeld

Mit Dieter Wedel übernimmt einer der bekanntesten deutschen Regisseure die Leitung der Bad Hersfelder Festspiele. Bei seiner Vorstellung äußerte er sich zum Eklat um Holk Freytag und zu seinen Plänen für das Theaterfestival.

"Ich freue mich, wieder zurück zu sein in meinem Heimatland Hessen", sagte er zur Begrüßung am Freitag (26.09.2014). Er habe die Auseinandersetzungen mit Holk Freytag mitbekommen und sich mit ihm auch ausgetauscht, so Wedel weiter. "Ich fand, es hat den Festspielen geschadet, und ich habe mich immer gewundert, warum man das nicht in einer anderen Form gemacht hat", sagte Wedel an Thomas Fehling gerichtet. Er hätte sich gewünscht, die Auseinandersetzungen wären hinter verschlossenen Türen geführt worden.

Videobeitrag

Video

Wedel will Festspiele reformieren

startbild-wedel
Ende des Videobeitrags

Er habe auch unmittelbar nach dem Angebot, die Intendanz zu übernehmen, mit Holk Freytag gesprochen. "Ich schätze ihn als Regisseur, und ich hoffe, dass wir auch seine Verletzungen lindern können." Am Samstag solle es ein Gespräch zwischen Wedel und Freytag geben: "Es wird natürlich, das hoffe ich, eine Inszenierung von Holk Freytag geben."

Anspruch, Popularität und Veronika Verres

Zu seinen künstlerischen Plänen sagte Wedel, er werde am Freitag noch kein Programm für die Spielzeit 2015 vorlegen - das solle bis Mitte November geschehen. Nur so viel: Es werde aber eine verkürzte Spielzeit geben mit einem Musical, einem Klassiker und einem Eichhof-Stück. Er würde auch gerne den Park des Stiftsbezirks in die Inszenierungen einbeziehen, was mit der hessischen Landesregierung geklärt werden müsse. Dort würde er gerne "Wallensteins Lager" aufführen. Auch sollten Kinder und Jugendliche besser einbezogen werden, so Wedel. Außerdem solle es Gespräche mit den Opernfestspielen geben, die bislang nach den Theaterfestspielen stattfinden.

Schon im kommenden Jahr würden wahrscheinlich einige Stars nach Bad Hersfeld kommen, mit denen er befreundet sei. Zumindest würden sie sich anschauen, was er bei den Festspielen mache. Aber einige spielten ja auch gerne Theater und würden vielleicht auch bei den Festspielen auftreten, eventuell auch Veronika Ferres, so Wedel.

Wedel reagierte verwundert auf Äußerungen des Vereins "Freunde der Stiftsruine", man wolle kein Eventtheater in Bad Hersfeld: "Wer Angst hat zu feiern, der sollte keine Festspiele veranstalten." Dass in Bad Hersfeld immer wieder Werktreue gefordert werde, sehe er kritisch: Historisch korrekt aufgeführtes Theater gehöre ins Universitätsseminar, nicht auf die Theaterbühne, sagt er. Dazu gehörten auch technische Fragen: Die Schauspieler müssten bis zur letzten Reihe zu hören sein, weshalb er auch im Sprechtheater zu Mikrofonen greifen dürfe. Außerdem müssten auch die Zuschauer ganz hinten noch die Schauspieler erkennen können. "Wenn das nicht so ist, dann müssen wir uns was einfallen lassen."

Reform der Strukturen

Er wolle nun an den Strukturen der Bad Hersfelder Festspiele arbeiten, so Wedel, damit solche Konflikte in der Zukunft abgebaut würden - denn seiner Meinung nach seien sie unabhängig von Personen: "Da muss etwas am System falsch sein." Sein Vorschlag ist eine gemeinnützige GmbH, um die Festspiele aus den politischen Auseinandersetzungen der Stadt herauszuholen. "Ich bin parteilos, und es darf nicht darum gehen, ob ich dieser oder jener Seite zuneige. Wir müssen wieder um die Festspiele gehen und nicht darum, wer mit wem streitet."

Bei seinen Produktionen habe er stets auch eine wirtschaftliche Verantwortung, sagte Wedel. Den genauen Blick auf die Zahlen habe er aber an einen kaufmännischen Leiter abgegeben, um sich auf die künstlerischen Belange konzentrieren zu können. Daher sei die Entscheidung gefallen, dass es bei den Festspielen in Zukunft einen kaufmännischen Leiter geben wird, der mit Wedel gleichberechtigt ist. Er werde sich in den kommenden Tagen mit allen Beteiligten zusammen setzen, so Wedel weiter. Gespräche gebe es vor allem mit den Schauspielern, mit denen es wohl Vorabsprachen aus der Intendanz Freytag gebe. "Was uns allen am Herzen liegt, das sind diese Festspiele und ist diese Spielstätte."

Neue Sponsoren, Fehling verletzt

Wedel plant, private Sponsoren für die Festspiele zu werben. Er selbst werbe allerdings nicht, dafür habe er aber einen Mitarbeiter, der diese Aufgabe übernimmt. "Sponsoren muss man mehr bieten, als in einem Friedhof unter dem Plakat zu landen." Es gebe allerdings auch eine Reihe von Sponsoren, die ihn unterstützen, die aber nicht genannt werden wollten, so Wedel.

Zuvor war der neue Intendant von Bürgermeister Thomas Fehling (FDP) offiziell in Bad Hersfeld begrüßt worden. Fehling blickte dabei auf die vergangenen Monate zurück: Was in den Medien passiert sei, sei unglücklich gewesen, habe ihn verletzt und die Festspiele beschädigt. Er hätte sich das anders gewünscht, sagte Fehling weiter. Heute solle aber ein Neuanfang sein, und er lade alle dazu ein, gemeinsam die Bad Hersfelder Festspiele in Zukunft wieder positiv zu gestalten.

Er lobte den neuen Intendanten, der sein Wunschkandidat war: "Wir haben den Besten gefunden." Es werde mit Sicherheit nauch einmal unterschiedliche Meinungen geben, sagte Fehling dem hr. "Wichtig ist, dass wir eine klare Verabredung haben, wie wir in solchen Momenten weiter vorgehen, dass Konflikte nicht nach draußen getragen werden, sondern gelöst werden können." So habe er Wedel in den Gesprächen kennen gelernt.  

Start im Oktober

Erfolgsregisseur Wedel übernimmt die Leitung des Freilicht-Theaterfestivals ab Oktober für die Spielzeiten 2015 bis 2018. Wedel wird Nachfolger von Intendant Holk Freytag, der am Ende dieser Sommer-Saison wegen eines Streits um die Finanzen entlassen worden war. Der gebürtige Frankfurter Wedel leitete zuletzt die Nibelungenfestspiele in Worms.

Beim Fernsehpublikum machte er sich einen Namen mit vielbeachteten TV-Mehrteilern wie "Der große Bellheim". Wedel bekam zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Goldene Kamera, den Adolf-Grimme-Preis und den Bambi.