Probenstart bei Hersfelder Festspielen Intendant Hinkel inszeniert seine "Sommernachtsträume" zum Abschied
Diese Saison ist besonders für Theater-Macher Joern Hinkel. Es wird seine letzte Saison als Intendant bei den Bad Hersfelder Festspielen. Zum Abschied inszeniert er Shakespeare als Crossover.
Der scheidende Intendant der Bad Hersfelder Festspiele erlebt nun immer häufiger sein letztes Mal. Bereits im Oktober hat Joern Hinkel das Programm für die letzten Bad Hersfelder Festspiele unter seiner Leitung vorgestellt. Am 20. Juni wird er das Freilicht-Theaterfestival zum letzten Mal bei einem Festakt in der Stiftsruine eröffnen. Zwischendrin hatte er nun am Dienstag wieder einen "Letztes-Mal"-Moment: den Probenauftakt für seine Schluss-Saison.
Der 54 Jahre alte Theater-Macher hatte bereits angekündigt, dass er die Festspiele nach fast acht Jahren verlassen wird. Sein Ziel: Eine neue Herausforderung. Im August 2024 wurde deswegen Elke Hesse als seine Nachfolgerin vorgestellt. Sie wird im nächsten Jahr das 75. Jubiläum der traditionsreichen Festspiele gestalten.
Heiteres in finsteren Zeiten
Zur Abschiedssaison will Hinkel in (welt-)politisch "finsteren Zeiten etwas zum Lachen und Träumen" bieten. Er zeigt als Regisseur eine Neu-Fassung des Shakespeare-Klassikers "Sommernachtstraum" und nennt seine Komödie "Sommernachtsträume".
Seit Jahren habe er die Idee, dieses "vollkommen verrückte Stück noch etwas verrückter zu machen". Für ihn ist es eines der ersten Stücke der Fantasy-Literatur, das mit fantastischen Gestalten bevölkert ist.
Shakespeare in der Crossover-Variante
Hinkel wird eine Art Crossover-Shakespeare inszenieren. In seiner Fassung werden auch Figuren und Liebespaare aus anderen Stücken auftauchen, etwa Romeo und Julia. Mit ihnen werde das Publikum eine Hersfelder Sommernacht "voller wilder und erotischer Liebesgeschichten erleben". Dabei soll es mit Slapstick-Elementen auch heiter zugehen.
Die Irrungen und Wirrungen der Figuren spielen an einem viktorianischen Fürstenhof im späten 19. Jahrhundert. Die Kostüme sind laut Hinkel von Steampunk-Welten inspiriert - eine Mischung aus viktorianischer Pracht und technischen Accessoires wie Fliegerbrillen, Taschenuhren oder Korsetts aus Leder".
Erol Sander als überzeugter Junggeselle
Erol Sander, bekannt als TV-Kommissar in "Mordkommission Istanbul", spielt den Benedikt - eine Rolle aus Shakespeares "Viel Lärm um Nichts". Die hat Hinkel transferiert: Sander verkörpert einen sehr von sich überzeugten Junggesellen, der sich unter keinen Umständen mit einer Frau einlassen will.
Sander lässt sich gern darauf ein und freut sich, an Hinkels Abschiedsstück mitzuwirken. Die beiden arbeiten zum dritten Mal zusammen. Auf der Bühne wird auch Anouschka Renzi stehen. Sie spielt eine "permanent betrunkene Kammerzofe" bei Hofe und habe eine diebische Freude, Intrigen zu spinnen.
In weiteren Rollen sind einige von Hinkels Weggefährten der vergangenen Jahre zu sehen: darunter Christian Nickel, Bettina Hauenschild, Gioia Osthoff, Helene Charlotte Sigal, Wolfgang Seidenberg und Thorsten Nindel.
Novum: Erstmals Orchester-Musik fürs Schauspiel
Eine weitere Premiere in Hinkels Bye-bye-Saison ist, dass das Schauspiel zur Eröffnung vom großen Orchester begleitet wird. Das ist sonst dem Musical vorbehalten. Jörg Gollasch hat die Musik für das Hersfelder Stück eigens komponiert.
Neben den "Sommernachtsträumen" wird außerdem das Schiller-Drama "Die Räuber" mit Musik der Punkrock-Band "Die Toten Hosen" gezeigt. Nach dem Publikumserfolg im vergangenen Jahr gibt es ein Wiedersehen mit dem Broadway-Musical "A Chorus Line" und dem Schauspiel "Wie im Himmel". Als Familienstück bringen die Festspiele den Astrid-Lindgren-Klassiker "Ronja Räubertochter" auf die Bühne. Auf der Nebenbühne in Schloss Eichhof sind zwei Komödien zu sehen: "Der Gott des Gemetzels" und "Kunst".