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Aus für Diemelsee-Dampfer

Die MS Muffert steuert auf den Anleger zu.

Umsonst gehofft! Die MS Muffert wird nie wieder über den Diemelsee schippern. Nach 19 Jahren hat der Besitzer den Betrieb des beliebten Fahrgastschiffes eingestellt. Dafür nennt er gleich mehrere Gründe.

Eine Petition mit 7.500 Unterschriften, prominente Fürsprecher und eine Ausnahmegenehmigung - all das konnte die MS Muffert nicht retten. Am Dienstag hat Betreiber Stefan Koch endgültig entschieden, die Fahrgastschifffahrt auf dem Diemelsee aufzugeben.

Hintergrund der Entscheidung ist eine gesetzliche Änderung in der Besatzungsverordnung für Binnenschiffe auf Bundeswasserstraßen. So muss neben dem Kapitän eine weitere Person mit nautischer Ausbildung an Bord sein. Diese Person muss seit Januar 2024 einen Sachkundigennachweis erbringen, für den eine theoretische und eine praktische Prüfung abgelegt werden muss. Bestandteil ist beispielsweise die Rettung von Fahrgästen.

Kompromisslösung für MS Muffert

Auf der MS Muffert war neben Koch lediglich eine Aushilfe für den Service mit auf dem Schiff. Betreiber Koch hatte lange gehofft, in dieser Besetzung die MS Muffert weiter über den Diemelsee steuern zu können - ohne Lehrgang und ohne Sachkundigennachweis.

Zumindest letzterer wäre Koch wohl auch erspart geblieben. Denn laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (GWDS) wurde für die MS Muffert eine "örtlich begrenzte Ausnahme für die Besatzung" zugelassen. Diese hätte erlaubt, dass Kapitän Koch sein Schiff bereits mit einem zusätzlichen Decksmann ohne aufwendige Sachkundigenprüfung ausreichend hätte besetzen können.

Bootsanleger für Seerundfahrten auf dem Diemelsee in der Gemeinde Diemelsee.

Für die Einstiegsqualifikation als Decksmann benötigt man laut GWDS neben einer Bestätigung der ärztlichen Tauglichkeit nur eine dreitägige grundlegende Sicherheitsausbildung und ein Schifferdienstbuch als Nachweis der Tätigkeit auf dem Schiff. In dem Lehrgang lernen angehende Decksmänner das richtige Verhalten an Bord.

"Weder wirtschaftlich noch betrieblich umsetzbar"

Für Koch war auch diese abgespeckte Anforderung keine Option. "Das kriege ich so mit meinen Aushilfskräften nicht umgesetzt", meint der Schiffsbesitzer. Um die Vorgaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes zu erfüllen, hätte er mehrere Aushilfskräfte zumindest mit der Ausbildung zum Decksmann gebraucht.

Nur so hätte er beispielsweise im Krankheitsfall alle angekündigten Fahrten bedienen können. Das verhindere jedoch der derzeitige Personalmangel. Der Betrieb der MS Muffert sei neben seinem Bootsverleih für ihn so "weder wirtschaftlich möglich, noch betrieblich umsetzbar".

Prominenter Unterstützer

Die Gemeinde bedauert das Aus für die Personenschifffahrt auf Hessens zweitgrößtem See. Das Schiff sei touristisch für die Region sehr wichtig, bekräftigte ein Gemeindevertreter.

Auch Friedrich Merz hatte sich für eine Ausnahmegenehmigung für die MS Muffert eingesetzt. Der CDU-Bundeschef ist Bundestagsabgeordneter für den Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen, zu dem ein Teil des Diemelsees gehört.

Was jetzt mit dem Schiff passiert, ist noch unklar. Für Koch ist die Entscheidung über das Aus noch viel zu frisch, um neue Pläne für seine MS Muffert zu machen. Deshalb bleibe sie erstmal aufgebockt in ihrem Winterquartier, sagt er. "Alles andere wird die Zeit zeigen."

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