72. Europäischer Wettbewerb Hessische Schüler überzeugen mit starken Botschaften für Europa
Sie wollen Frieden, Vielfalt und Verantwortung stärken: Beim Europäischen Wettbewerb wurden zahlreiche hessische Beiträge ausgezeichnet. Fünf Projekte stachen hervor - sie wurden bei der Preisverleihung im hr vorgestellt.
Sie haben gebastelt, gedichtet, geschrieben und gefilmt: für ein friedliches, sicheres Europa. Rund 5.000 Schülerinnen und Schüler aus ganz Hessen hatten am 72. Europäischen Wettbewerb teilgenommen. Die besten von ihnen wurden am Donnerstag im hr ausgezeichnet - mit Preisen auf Landes- und Bundesebene.
Der Wettbewerb stand in diesem Jahr unter dem Motto: "Europa? Aber sicher!" Es war ein Aufruf, sich mit Demokratie, Frieden und Sicherheit zu befassen. Mit bundesweit rund 74.000 Teilnehmenden ist der Europäische Wettbewerb der älteste und größte seiner Art in Deutschland. Es gibt ihn seit 1953.
Pop-Art für den Frieden - Bundespreis nach Bad Homburg
Zum ersten Mal fand die Ehrung der Landessieger im Hessischen Rundfunk in Frankfurt statt. Dazu gab es Führungen durch den Sender, einen Kurzfilm über die prämierten Arbeiten und die Übergabe der Urkunden in der Goldhalle des Funkhauses am Dornbusch.
Ein besonderes Highlight kam aus Bad Homburg: 56 Schülerinnen und Schüler der Humboldtschule gestalteten großformatige Pop-Art-Bilder zum Thema Frieden - mit weißen Tauben, Regenbögen, Peace-Zeichen und grünen Erdkugeln in Herzform. Aus brauner Recyclingpappe entstanden farbenfrohe Eye-Catcher, die am Donnerstag auch das hr-Foyer schmückten.
"Frieden ist keine Selbstverständlichkeit"
"Wenn es knallig ist, guckt man schneller hin", erklärte Schülerin Sarah Kelch. Frieden sei bunt und vielfältig. Sie hätten deshalb so viele Farben wie möglich verwendet, damit alle Leute eingeschlossen würden. Die Bad Homburger Schülerinnen und Schüler haben in mehreren Gruppen zusammengearbeitet.
Neben der künstlerischen Gestaltung ging es den Schülern auch um eine klare Botschaft: "Nur weil wir in Frieden leben, heißt das nicht, dass das Thema uns nichts angeht", sagte Augustine Frenz, die bei der Preisverleihung für ihre Klasse sprach. "Wir sind mitverantwortlich, dass auch andere in Frieden leben können."
Fünf Projekte im hr - alle mit Bundespreisen ausgezeichnet
Neben vielen ausgezeichneten Beiträgen aus Hessen wurden bei der Siegerehrung im hr fünf Projekte hervorgehoben. Die Schülerinnen und Schüler erhielten dafür Bundespreise und stellten ihre Arbeiten persönlich vor.
Drei Schüler der Justin-Wagner-Schule in Roßdorf (Darmstadt), Marc Müller, Levi Rasch und Felix Witte, überzeugten mit einem satirischen Video über einen erfundenen USB-Stick, der angeblich jeden Virus abwehrt.
Die Bundesjury lobte die "originelle Idee", die "minimalistische Umsetzung" und eine "selbstironische Witzigkeit", die "einen ernsthaften Appell" an alle Internetnutzenden richte, besonders an die jüngeren unter ihnen.
Zwei Perspektiven auf Hunger in Europa und "Fröhlichen Hitler-Tag"
Auch das Thema Ernährungssicherheit beschäftigte hessische Schülerinnen. Mirja Lacker von der Karl-Kübel-Schule in Bensheim (Bergstraße) stellte in ihrer Plakatkampagne den Kontrast zwischen Überfluss und Hunger dar. Melina Dahlem von der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich (Offenbach) zeigte, wie Klimawandel und Krieg die Versorgungslage verschärften. Ihre Arbeiten riefen auf, "sich über Missstände zu informieren und sich dagegen aufzulehnen", so die Jury.
Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch die 14-jährige Hanna Kim von der Justin-Wagner-Schule in Rodgau (Offenbach). In ihrer Kurzgeschichte entwirft sie ein düsteres Europa, in dem Meinungsfreiheit verboten ist und der sogenannte Hitler-Tag gefeiert wird.
Durch das Tagebuch ihrer Urgroßmutter erfährt die Hauptfigur von der Zeit vor der Diktatur und gründet mit anderen eine Widerstandsgruppe, inspiriert von der Weißen Rose, die im Hitler-Deutschland gegen das Nazi-Regime aufbegehrte. Die Jury sprach von einer "stilistisch hervorragenden Geschichte" und einer "herausragenden Leistung".
Ideen entwickeln, Verantwortung übernehmen
Der Europäische Wettbewerb findet seit 1953 statt und ist der älteste Schülerwettbewerb Deutschlands. Ziel ist es, dass sich Kinder und Jugendliche kreativ mit Europa und seinen Werten auseinandersetzen, ob in Collagen, Kurzgeschichten, Filmen oder Theaterstücken.
Der Wettbewerb sei mehr als ein Schulprojekt und ermutige Schülerinnen und Schüler aller Altersstufen und Schulformen dazu, eigene Meinungen zu entwickeln und kreativ auszudrücken. Das sagte Roland Gawinski, der Landesbeauftragte des Wettbewerbs in Hessen und selbst Lehrer an einer Berufsschule in Limburg. "Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung, entwickeln eigene Perspektiven und gestalten aktiv mit. Das fördert nicht nur ihre Persönlichkeit, sondern stärkt auch die demokratische Kultur", so Gawinski.
In Hessen sichtet eine ehrenamtliche Jury aus rund 20 Lehrkräften die Beiträge. Die besten Arbeiten schlagen sie dann für den Bundesentscheid vor. In diesem Jahr gingen viele Preise nach Hessen, wie nach Bad Vilbel (Wetterau), Dreieich und Königstein (Hochtaunus). "Wenn wir eine richtig gute Arbeit finden - sei es ein Bild, ein Song oder ein Text - dann feiern wir das auch richtig", sagte Gawinski.
Was nach dem Preis bleibt? Hoffnung auf Wirkung
Für die Schülerinnen der Bad Homburger Humboldtschule ist klar: Ihr Pop-Art-Projekt soll mehr sein als nur ein Wettbewerbsbeitrag. Je mehr Menschen ihre farbenfrohen Eye-Catcher sehen, desto größer werde das Engagement für Frieden, hofft Schülerin Arezu Winkler: "Frieden entsteht nur, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten."
Ihr Wunsch für die Zukunft: eine Welt, in der die Werte der Unesco – Frieden, Bildung, kulturelle Vielfalt und Nachhaltigkeit – nicht nur in Europa, sondern weltweit gelebt werden.