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Hessen lockert Einfuhr-Regeln für Kinder-Antibiotika

Ein Mitarbeiter einer Apotheke greift nach einer Packung Antibiotikasaft «Infectomycin» für Kinder.

Antibiotika-Säfte für kranke Kinder sind weiterhin knapp. Nun lockert Hessen für Apotheken und den Großhandel die Regeln zur Einfuhr der Medikamente aus dem Ausland. Ob sich die Lage dadurch entspannt, wird in der Politik und von Apothekern allerdings bezweifelt.

Die Landesregierung kündigte am Donnerstag an, dass dem Großhandel und den Apotheken in Hessen gestattet werde, Antibiotika-Säfte für Kinder aus dem Ausland einzuführen.

Keine deutsche Packungsbeilage nötig

Das bedeutet laut dem hessischen Gesundheitsministerium unter anderem, dass die Medikamente nicht in deutscher Sprache gekennzeichnet sein müssen und auch keine deutsche Packungsbeilage beigefügt sein muss.

Voraussetzung bleibe allerdings, dass die zuständige Landesbehörde den Unternehmen oder Großhändlern zuvor die Erlaubnis erteilt hat, das Medikament in den Verkehr zu bringen.

Gesundheitsminister: Erleichterung für Apotheken

"Zur Therapie potenziell lebensbedrohlicher Erkrankungen oder schwerer bakterieller Infektionen bei Kindern sind Antibiotikasäfte häufig notwendig. Hier bestehen bundesweit Engpässe", sagte Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). "Deshalb erleichtern wir den Apotheken und dem Großhandel in Hessen mit dieser Maßnahme den Bezug und die Abgabe der benötigten Mittel."

Antibiotika werden zum Beispiel bei potenziell lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen und Erkrankungen wie Lungenentzündung verschrieben.

Offizieller Versorgungsengpass festgestellt

Vor Hessen hatten bereits andere Bundesländer solch eine Erlaubnis erteilt - unter anderem Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

Möglich ist das, weil das Bundesgesundheitsministerium am 25. April offiziell einen Versorgungsmangel bei Antibiotika-Säften für Kinder festgestellt hatte. Damit dürfen bestimmte Regeln des strengen Arzneimittelgesetzes befristet umgangen werden.

Apothekerverbände skeptisch

Apothekerverbände reagierten mit Kritik und Skepsis auf die Einfuhrerlaubnis. "Die Apothekenteams müssen für die Politik nun also erneut den Karren aus dem Dreck ziehen und auf Basis der Behördenentscheidungen alternative Arzneimittel aus dem Ausland beschaffen, um die Patientinnen und Patienten schnell versorgen zu können", sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, am Mittwoch.

Sie forderte, dass wieder mehr Produktion nach Europa geholt werden werden, "um allzu komplexe und damit leicht anfällige Lieferketten aus Fernost zumindest bei wichtigen Arzneimitteln zu vermeiden".

Nationale Antibiotika-Reserve gefordert

Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, sagte der "Rheinischen Post", dass der Bund einen Versorgungsmangel bei Antibiotika für Kinder erklärt habe, zeige zwar "den Ernst der Lage".

Dass dadurch nun der Import von Antibiotika "in größerem Stil" aus dem Ausland möglich werde, werde jedoch "kaum nützen", da auch in anderen EU-Ländern Antibiotikasäfte für Kinder knapp seien. Er forderte den Aufbau einer "nationalen Antibiotika-Reserve".

Auch Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) dämpfte die Erwartungen. "Wir haben es bei Antibiotika mit einem weltweiten Mangel zu tun", sagte er. Das betreffe auch die Grundsubstanzen, aus denen Apotheker Säfte herstellen könnten.

Im Sozialministerium in Sachsen ging man dagegen davon aus, dass die Medikamente "in wenigen Wochen" verfügbar sein werden.

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