Kita-Kinder in Fischaugen-Aufnahme

Seit 2013 haben Eltern Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Trotzdem gleicht die Suche nach einer Kinderbetreuung vielerorts einem Lottospiel. Eine Übersicht der Lage in Städten und Kreisen.

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Kitas arbeiten noch immer am Limit

hs 18.04.2023
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Für die Nassauische Heimstätte betreut Bianca K. rund 700 Wohnungen, spricht mit Mietern, organisiert Sanierung und Entkernung. Ein anspruchsvoller Job - aber die fehlende Kinderbetreuung zwingt sie zur Teilzeit: Für ihre beiden Söhne hat sie lediglich eine Kindergarten-Betreuung von halb acht bis 13 Uhr.

"Ganztagsplätze sind beliebt", erzählt die 37-Jährige aus Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau) und dass sie hofft, einen zu bekommen. Immerhin: Noch im August vergangenen Jahres war unklar, ob sie überhaupt einen Kita-Platz bekommt. Die Zusage kam dann im September.

Betreuungs-Lücke - und Stadt-Land-Gefälle

"Haben Sie Betreuungsbedarf für Ihre unter 3-Jährige?" Diese Frage beantworten deutlich mehr Eltern mit Ja, als dann einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen können.

Zwischen der Nachfrage, also dem Betreuungsbedarf, und dem Angebot - den tatsächlich angebotenen und genutzten Plätzen - klafft in Hessen eine deutliche Lücke.

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Auffällig ist, dass es zwischen Stadt und Land ein deutliches Gefälle gibt. Wobei ein Faktor für die niedrigere Nachfrage auf dem Land auch ein schlechteres Angebot sein könnte. Das zumindest legt der Blick auf die Zahlen in Ostdeutschland nahe. Dort ist die Kinderbetreuung seit DDR-Zeiten fast bedarfsdeckend ausgebaut - und der Anteil der Eltern, die Kinderbetreuung suchen, liegt mit etwa 60 Prozent deutlich höher als im Westen.

Deutliche Unterschiede von Kreis zu Kreis

Wie sieht es in den Kreisen aus? Die Bertelsmann-Stiftung hat die Daten zur Kinderbetreuung bundesweit ausgewertet und dabei auch auf die Personalausstattung geschaut.

Um Engpässe ausmachen zu können, ermittelten die Forscher, wie viele Kinder rechnerisch auf eine Erzieher-Vollzeitstelle kommen. Sinnvoll sei ein Verhältnis von maximal drei Kindern pro Erzieherin, sagt die Bertelsmann-Studie - das erreicht in Hessen nur der Kreis Darmstadt-Dieburg.

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2021 war ein Corona-Jahr. Zum Stichtag am 1. März 2021 konnten viele Betreuungseinrichtungen nur ein eingeschränktes Angebot aufrecht erhalten. Bei der Interpretation dieser Zahlen muss man also etwas vorsichtig sein. Neuere Zahlen sind noch nicht verfügbar.

Aber sie zeigen deutlich: Der Anteil der Kinder, die in Betreuung sind, schwankt stark. Vor allem zwischen den kreisfreien Städten einerseits und ländlich geprägten Kreisen andererseits.

Spitzenreiter ist dabei Frankfurt, wo 2021 über 40 Prozent der Kinder bis drei in Tagespflege waren. In Frankfurt ist auch der Anteil der Tagesmütter an der Tagespflege am niedrigsten: Der Kita-Anteil liegt in Frankfurt bei über 90 Prozent - im Kreis Bergstraße sind es nur 75. Sie können die Werte in der Karte oben durch einen Klick auf den jeweiligen Kreis abrufen.

Millionen vom Bund - aber zu wenig Fachkräfte

2020 trat bundesweit das "Gute-Kita-Gesetz" in Kraft. Hessen bekam 412 Millionen Euro vom Bund, um die Qualität der Kitas zu verbessern. Die Landesregierung wollte mit diesem Geld vor allem mehr Kita-Personal engagieren und durch Ausbildungsprogramme dem Mangel an Fachkräften entgegenwirken.

Weitere Informationen

Brennpunkt Kita

Unter dem Titel "Brennpunkt Kita" schaut die hessenschau in dieser Woche täglich auf Probleme in der Kinderbetreuung. hr-fernsehen, 19.30 Uhr

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Denn der ist riesig: In Hessen müssten dieses Jahr 10.726 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden, um genügend Plätze für jedes Kind zu schaffen. Um die frühkindliche Bildung und Betreuung entscheidend zu verbessern, sieht die Studie der Bertelsmann-Stiftung sogar einen Bedarf von über 28.000 Fachkräften.

Tatsächlich machen in Hessen in diesem Jahr 8.868 Studierende an Fachschulen für Sozialwesen eine Erzieher-Ausbildung. Das sind zwar fast sechs Prozent mehr als vor der Fachkräfteoffensive des Landes, aber zu wenig, um die aktuelle Lücke zu schließen.

Zitat
Im Kontext Kita wird mit Sicherheit der Fachkräftemangel die größte Herausforderung bleiben. Sozialminister Kai Klose (Grüne) Sozialminister Kai Klose (Grüne)
Zitat Ende

Anders gesagt: Auch wenn das Geld da ist, es gibt nicht annähernd genug qualifizierte Kräfte, um das Angebot substanziell auszubauen - weshalb Sozialminister Kai Klose (Grüne) einen Schwerpunkt bei der Ausbildungsförderung sieht.

"Das wird auch Aufgabe der nächsten Landesregierung sein müssen, hier das Niveau mindestens zu halten, wenn nicht noch weiter hineinzugehen", sagt er. So plane man die Förderung der praxisintegrierten vergüteten Ausbildung weiter auszubauen. Dabei handelt es sich um eine duale Ausbildung mit Praxisanbindung und festem Einkommen.

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Welche Kreise bauen ihr Angebot aus? Auch darauf lassen die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung Schlüsse zu - auch wenn sie wegen des Corona-Jahrs 2021 begrenzte Aussagekraft haben.

Für eine gestiegene oder gar gesunkene Betreuungsquote bei den Kleinkindern sind dabei zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen die Anstrengungen des Kreises - zum anderen die demografische Entwicklung.

Demnach legen die Kreise Kassel, Werra-Meißner und Marburg-Biedenkopf beim Angebot deutlich zu, während der Odenwaldkreis und der Lahn-Dill-Kreis rückläufige Zahlen verbuchen.

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