Eine Frau fasst sich mit ihrer Hand an ihre Stirn und schaut nach unten.

Kopfschmerzen zählen zu den Volkskrankheiten. In vielen Fällen können sie aber so extrem werden, dass ein geordneter Alltag undenkbar wird. Das Schmerzzentrum Kassel vereint verschiedene Therapie-Ansätze - und wurde dafür ausgezeichnet.

Videobeitrag

Video

Barbara Krugs Kampf gegen die Kopfschmerzen

Schmerzzentrum Kassel
Ende des Videobeitrags

Wenn Barbara Krug aus Helsa (Kassel) Kopfschmerzen bekommt, tut ihr die ganze Gesichtshälfte weh. Der Schmerz sitzt hinter den Augen und ist fast unerträglich. Hinzu kommen Schwindel und Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Der 50-Jährigen ist klar: Das sind keine normalen Kopfschmerzen.

Barbara Krug hat Migräne. Teilweise plagen sie die Schmerzen über mehrere Tage. Nachdem Krug erfolglos bei mehreren Ärzten vorgesprochen hat, überweist ihr Hausarzt sie schließlich an das Schmerzzentrum der Vitos Orthopädische Klinik in Kassel.

Ausgezeichnete Therapie

Seit 13 Jahren bietet das Schmerzzentrum der Vitos Klinik in Kassel eine Behandlung speziell für Kopfschmerzpatienten an. Rund 1.500 Patienten mit chronischen Schmerzen kommen hier jährlich hin. Und das mit Erfolg: Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hat das Zentrum nun für seine "exzellente Behandlungsqualität" ausgezeichnet. Damit zählt die Einrichtung zu den besten deutschlandweit, nur Jena und Rostock haben eine noch bessere Bewertung erhalten.

Weitere Informationen

Anlaufstellen bei andauernden Kopfschmerzen

Betroffene können beispielsweise auf den Websites der DMKG und der MigräneLiga schauen, wo behandelnde Ärzte oder Kliniken in der Nähe niedergelassen sind. Zusätzlich finden sich weiterführende Informationen zu Migräne und Co.

Ende der weiteren Informationen

Bei den Patienten müsse man zunächst herausfinden, welche Art von Kopfschmerz sie plagen und welche Begleitschmerzen sie mitbringen, erklärt Chefarzt Andreas Böger. Der Leiter des Schmerzzentrums betont, dass man die Schmerzen mit unterschiedlichen Disziplinen betrachte. Im Zentrum arbeiten zum Beispiel Neurologie, Physiotherapie, Psychologie und Osteopathie zusammen.

Schmerzmittel lösen Kopfschmerzen aus

Wer regelmäßig Kopfschmerzen hat, greift schnell zu Schmerzmedikamenten. Doch Böger warnt vor inflationärem Gebrauch: "Wenn man an mehr als zehn Tagen im Monat ein Schmerzmedikament nimmt und das in innerhalb von mehr als drei Monaten eines Jahres, dann kommt man in die Richtung des Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerzes." Daraus entstehe ein Teufelskreis. Betroffene hätten immer häufiger Kopfschmerzen, nähmen immer häufiger Schmerzmittel.

Schmerzzentrum Kassel

Auch bei Barbara Krug war das der Fall. In der ersten Sprechstunde im Schmerzzentrum kam die Erkenntnis. "Ich nehme zu oft Medikamente gegen die Kopfschmerzen", sagt sie. Als sie stationär in der Klinik aufgenommen wurde, sollte sie nach Möglichkeit komplett auf die gewohnten Schmerzmittel verzichten.

Nach dem Absetzen der Medikamente folge häufig eine stärkere Migräne. Diese werde mit alternativen Medikamenten behandelt, erklärt Böger. Parallel zeige man den Patienten nicht-medikamentöse Wege, den Kopfschmerz zu lindern. "Fußbäder mit Senfmehl sind erstaunlich wirksam", sagt der Mediziner.

Wichtig sei, dass Patienten sich auf die Therapie einließen und verschiedene Dinge ausprobierten. Denn das Schema F mit sicherem Weg zum Erfolg gibt es in der Kopfschmerz-Therapie nicht. Diese kann ambulant erfolgen. Doch bei Patienten, die regelmäßig zu Schmerzmitteln greifen, erfolgt oft eine stationäre Behandlung in Kassel.

Langfristige Effekte durch Physiotherapie

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts haben im Jahr 2020 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer die kompletten Kriterien für Migräne erfüllt.

Migräne- und Clusterkopfschmerzen haben häufig Auslöser. Das können Stress, Stressabfall, hormonelle Veränderungen oder Schwankungen im Blutzuckerspiegel sein. Spannungskopfschmerzen entstünden durch eine verspannte Schulter- oder Nackenmuskulatur, weiß die Physiotherapeutin Sabine Treptow-Wünsche. Das könne durch Physiotherapie gut behandelt werden.

Bei Migräne kann Physiotherapie ebenfalls Erfolge erzielen. Barbara Krug werden Übungen gezeigt, die sie nach ihrem Klinikaufenthalt auch zu Hause durchführen kann. Eine Übung trainiert beispielsweise gezielt die Muskeln, die die Halswirbelsäule stabilisieren. Treptow-Wünsche hebt den positiven Effekt hervor: "Das verbessert die Durchblutung des Kopfes und stärkt die Nackenmuskulatur."

Audiobeitrag

Audio

Schmerzzentrum in Kassel ausgezeichnet

Schmerzzentrum Kassel
Ende des Audiobeitrags

Allerdings sei bei Physiotherapie auch etwas Geduld gefragt. Sie brauche länger, bis sie wirke, so Treptow-Wünsche. Dafür sei sie nachhaltiger und habe keine Nebenwirkungen im Gegensatz zu Medikamenten.

Im Extremfall: Botox

Andreas Böger spricht stolz über die Therapieerfolge. Oft verschwänden 50 bis 60 Prozent der Schmerzen bei den Patienten bereits nach zwei Wochen. Allerdings gebe es auch Extremfälle, in denen auf eine andere Methode zurückgegriffen werden müsse.

Hierbei wird den Patienten alle drei Monate eine sehr kleine Menge Botox an verschiedene Stellen in den Kopf gespritzt. Das funktioniere sehr gut, sagt Böger. Sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit der Migräneattacken würden nachlassen.

"Gravierende Unterschiede" nach zweiwöchiger Behandlung

Barbara Krug kommt nach rund zwei Wochen stationärer Behandlung in Kassel ohne Botox davon. Ihre Behandlung mit Physiotherapie und Entspannungsübungen zeigt bereits Erfolge. Sie bemerke "gravierende Unterschiede" und sei erstaunt darüber, wie viel sich durch die nicht-medikamentöse Behandlung erreichen lässt.

Die Migräne-Patientin schaut mittlerweile optimistisch in die Zukunft: "Ganz schmerzfrei werde ich vielleicht nicht sein, aber mit geminderten Schmerzen. Ich weiß ja jetzt, was ich machen und wie ich reagieren kann."

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen