Audio

Podiumsdiskussion im Taunus mit "anderen" Gästen

Das Hotel Falkenstein Grand in Königstein

"Wir sind anders" – mit diesem Satz wirbt eine Schweizer Finanzplattform für ihre Veranstaltungsreihe. Der Blick auf eine bevorstehende Podiumsdiskussion in Königstein zeigt: Das ist nicht übertrieben.

Der Verzehr von Fleisch werde bald verboten, die Nutzung von Öl, Gas und Uran sowieso. Es werde zensiert und ausgegrenzt, das gesellschaftliche Klima sei totalitär. So hat Markus Krall im Herbst vergangenen Jahres in Frankfurt die Lage im Land beschrieben – in dem Gesprächsformat "alphaTrio", das am Samstag im Königsteiner Luxushotel Falkenstein Grand fortgesetzt wird.

Mit Krall. Der ist bei Veranstaltungen der Schweizer Finanzplattform World of Value GmbH quasi gesetzt. Im Format "alphaTrio" sind libertäre Positionen Standard.

Krall als Zeuge bei den Ermittlungen gegen Reuß

Schlagzeilen hat Krall zuletzt gemacht, als er zusammen mit Hans-Georg Maaßen das Projekt der Werteunion vorantrieb. Außerdem wurde Krall bei den Ermittlungen gegen die mutmaßliche Reichsbürger-Terrorbande um Heinrich XIII. Prinz Reuß befragt. Als Zeuge. Krall kennt Reuß. Die beiden hatten über einen längeren Zeitraum Kontakt.

Markus Krall (Mitte mit beigem Sakko) bei einer Veranstaltung der Werteunion

Ein Jahr bevor sich die mutmaßlichen Putschisten um Reuß formiert haben, soll Krall nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung für Reuß und dessen damalige Mitstreiter eine von ihm geschriebene 16-seitige "Verfassung für Deutschland" übermittelt haben, wie sich aus einer Korrespondenz zwischen beiden ergibt.

Am 1. September 2022 schrieb Krall den Recherchen zufolge an Reuß von einer "Zeit der großen Wende". "Die verdorbene Klasse unserer politischen 'Elite' hat jetzt alles ins Werk gesetzt, dass die Katastrophe total wird. Nur so kann die Katharsis gelingen." Der Prinz habe "das Nötige getan", damit das Heilige Deutschland wieder Struktur annehmen könne. 

Kommenden Monat beginnt in Frankfurt das Hauptverfahren gegen die Gruppe um Reuß, die den Umsturz geplant haben soll.

Daniel Model unterstützte österreichische Staatsverweigerer

Kontakte ins Reichsbürgermilieu hatte noch ein weiterer Gast, der am Samstag beim "alphaTrio" auf dem Podium in der Königsteiner Nobelherberge sitzen soll: Daniel Model. Der erfolgreiche Unternehmer aus der Schweiz, der in Liechtenstein lebt, ist in Österreich wegen staatsfeindlicher Verbindung verurteilt worden. Die Entscheidung des Grazer Landesgerichts hat er angefochten. Ohne Erfolg. Vor gut einem Jahr kam schließlich eine siebenmonatige Bewährungsstrafe raus – plus Geldstrafe in Höhe von einer Million Euro.

Model wurde verurteilt, weil er sich mit österreichischen Staatsverweigerern eingelassen hatte. Die haben ähnliche Ansichten wie hiesige Reichsbürger. Die Gruppe, um die es geht, hatte - in der Absicht, Selbstjustiz zu üben - einen Pseudo-Gerichtshof gegründet. Es gab Fake-Haftbefehle und sogar "Sheriffs", die eine Fantasie-Uniform samt Abzeichen trugen. Was lustig klingen mag, war bitterernst. Bei Razzien im Jahr 2018 wurden bei Mitgliedern der Gruppe Schusswaffen und Anleitungen zum Bombenbau gefunden.

Fantasie-Staat "Avalon" ausgerufen

Laut Gericht hat Daniel Model die Gruppe finanziell unterstützt und wurde bei ihr als "Friedensrichter" geführt. Eine Zeit lang war die Organisation unter der Adresse des "Modelhofs" im Schweizer Kanton Thurgau gemeldet. Das Areal gehört Daniel Model, der dort den Fantasie-Staat "Avalon" ausgerufen hat. Auf Fragen des hr hat der ehemalige Schweizer Curling-Champion nicht reagiert.

Es ist also definitiv was dran, wenn der Veranstalter des Podiumsgesprächs in Königstein damit wirbt, man sei "anders". Der hr hat Michael U., dem Gesellschafter von World of Value und einer weiteren Firma, die im selben Umfeld auftaucht, eine Reihe von Fragen gestellt. Er sollte sie in einer Frist von zwei Tagen beantworten. Er erklärte aber, das sei ihm in diesem Zeitraum nicht möglich. Eine kleine Fristverlängerung half auch nicht.

Die World of Value GmbH hat ihren Sitz in einem unscheinbaren Wohnhaus unweit der deutschen Grenze im schweizerischen Schaffhausen. Michael U. selbst kommt aber aus dem Main-Taunus-Kreis.

Homm soll Anleger betrogen haben

Aus Hessen kommt auch der in Bad Homburg aufgewachsene Florian Homm. Er hat als Hedgefonds-Manager einst mit Milliarden jongliert und soll in den USA in großem Stil Anleger betrogen haben. Weil das FBI hinter ihm her war, tauchte Homm lange unter. Er wurde schließlich in Italien festgenommen, aber nicht den US-Behörden ausgeliefert. Später kam er frei.

In der Schweiz ist Homm 2021 wegen gewerbsmäßigen Betrugs und "ungetreuer Geschäftsbesorgung" zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Hälfte soll er absitzen. Ein Berufungsverfahren läuft noch. Bis vor wenigen Jahren trat der Star-Investor von einst für eine Firma von Michael U. auf. Homm war auch schon Gast beim "alphaTrio". In einem seiner Bücher nennt er Michael U. einen alten Freund.

Krall: "Schulde dem hr keine Auskunft"

Wer wie und in welchem Umfang an den Einnahmen der Gesprächsrunde in Königstein partizipiert, ist nicht zu erfahren. Krall, der auf einer Internetseite von World of Value auch als Namensgeber eines Anlage-Portfolios auftaucht, lässt von einer Assistentin ausrichten: "Über meine privaten geschäftlichen Angelegenheiten schulde ich dem hr keine Auskunft."

Das Königsteiner Luxushotel Falkenstein Grand ließ unterdessen mitteilen, von den Hintergründen der World of Value-Veranstaltung nichts gewusst zu haben.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen