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Bariton Georg Festl: Von AC/DC zu Lulu

Ein durchtrainierter Mann in engem Outfit posiert vor einem Vorhang. Im Hintergrund schaut ein fülliger Mensch skeptisch auf ihn.

Georg Festl ist Bass-Bariton, bekennender AC/DC-Fan und dreifacher bayerischer Meister im Gewichtheben. Derzeit begeistert er in Darmstadt das Opernpublikum mit hochkomplexer Zwölftonmusik und grazilem Tanz im rosa Höschen.

Schon als Kind war Georg Festl AC/DC Fan. "Ein bisschen lauter, ein bisschen schneller, das war meine Lieblingsmusik und ist es immer noch bis heute", sagt er. Das hat sich auch nicht geändert, als er klassischen Gesang studierte und 2017 ins Ensemble des Darmstädter Staatstheaters aufgenommen wurde. Warum auch?

Für Georg Festl gibt es viele Parallelen zwischen der Opernbühne und einem Rock-Konzert: "Der Gitarrist von AC/DC kommt auf die Bühne und ist der Größte", schwärmt er. Auch er versuche, ein 'Bühnentier' zu sein und Gas zu geben. "Das kann man sich absolut von AC/DC abschauen", findet er.

 Hochkomplexe Zwölftonmusik 

Derzeit ist der 35-jährige als Tierbändiger und Athlet in der Oper "Lulu" zu sehen und zu hören. Die Musik von Alban Berg ist ein starker Kontrast zur Musik der australischen Hardrock-Band, die Festl so verehrt. Es handelt sich um Tonreihen, die nach einem strengen Schema aufgebaut sind.

Vier Menschen gruppieren sich auf einer schwarzen Bühne um ein weißes Podest.

Streng ist auch die Disziplin, die man als Sänger haben muss, um sich solche Musik draufzuschaffen. Bis eine Opernolle bühnenreif ist, braucht Festl mindestens ein halbes Jahr. Zeit, in der er die Musik immer und immer wieder durchgeht und an seinem Vortrag feilt.

Dass die komplizierte Musik dann viele Menschen vom Opernbesuch abschreckt, findet er schade. Denn er weiß aus eigener Erfahrung: "Je öfter man es hört, umso mehr kann man sich da reinlegen."

"Spannend wie ein Tatort"

"Lulu" habe viel von einem Krimi, sei stellenweise spannend wie ein Fernseh-Tatort. Dass viele Musikfans klassische Musik erstmal nicht verstehen, findet er nicht schlimm. Ihm sei es früher ja auch so gegangen. Auch damals, als er per Zufall an der Nürnberger Staatsoper jobbte.

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Georg Festl im Gespräch mit Susanne Pütz.

Ein athletischer Mann in hautengem Trikot kämpft auf einem Podest stehend mit einer Dame im Pelzmantel
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"Und dann stand plötzlich ein Bariton neben mir, hat die Stimme aufgemacht und einen unglaublichen Sound produziert, so dass ich Gänsehaut bekommen habe." Da kam er zum ersten Mal mit Klassik in Berührung und merkte, dass Opernsänger sein Traumberuf ist. 

Sportlicher Spaß auf der Bühne 

Dass er beim Singen auf der Bühne auch körperlich so aktiv sein kann, liegt an einer weiteren Leidenschaft: Georg Festl liebt Sport. Drei Mal war er bayerischer Meister im Gewichtheben, spielte American Football. Bis heute trainiert er täglich. Zum Glück, denn sein athletischer Körper kommt beim Opernpublikum gut an.

Vielleicht ist es aber auch das "Gesamtpaket", was ihn so beliebt macht: Georg Festl ist sportlich, humorvoll, vielseitig, aufgeschlossen, und hochprofessionell – eben ein ganz normaler Opernsänger von heute. 

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"Lulu" in der Oper Darmstadt

 Noch am Samstag, 8., Freitag, 14. und Freitag, 21. April.

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