Fettes Brot

Fettes Brot machen Schluss und gehen in Band-Rente. Alte Männer halt? Von wegen: In Frankfurt haben die drei Ur-Deutschrapper am Sonntagabend eine fette Abschiedsparty geschmissen. Erdbeben, was geht'n?

Zeit zu gehen. Das haben die Brote 2022 beschlossen: "Gruppe Fettes Brot ist nicht nur ancient ... sondern History! Papa und Papa und Papa trennen sich. Ende '23 packen wir unsere Turnbeutel und wandern ab da auf neuen Wegen."

Mag sein, aber vorher legen König Boris (Boris Lauterbach), Dokter Renz (Martin Vandreier) und Björn Beton (Björn Warns) mit ihrem DJ Markus Pauli und einer siebenköpfigen Band im Rahmen ihrer "Fettes Brot... is history"-Tour am Ostersonntag in Frankfurt an, zaubern eine stattliche Party-Sause aus ihren Beutelchen und zeigen dem Publikum in der vollen Festhalle, was sie künftig vermissen werden: Volle Fahrt voraus mit den Broten.

Die Animateure vom Party-Deck

Und weil man auch zurückblickt, wenn man sich verabschiedet, läuft als Konzert-Opener eine Fotoshow auf dem Bühnenvorhang, gute sieben Minuten Schnappschüsse aus der 30-jährigen Bandgeschichte – das macht schon ein bisschen sentimental. Als der Vorhang fällt, steigen Fettes Brot auch retro ein mit "Jein" aus den frühen Bandjahren von 1996. Ein Klassiker, der das textsichere Publikum direkt abholt.

Auf einer Bühne in einer Konzerthalle stehen drei Männer, dahinter ein Vorhang mit der Aufschrift "Fettes Brot"

Und tatsächlich möchte das deutlich männerlastige Publikum auch ein bisschen abgeholt und animiert werden. Aber mit ein paar freundlichen Anweisungen von der Bühne bei "Wackelige Angelegenheit" und engagiertem Vorturnen der Animateure sind dann auch die Arme oben und "streicheln die Luft". Und wenn die Band alle springen sehen möchte, dann springen auch alle.

Ein Schiff auf der Bühne, Hafenkräne und eine Möwe

Wie drei Kapitäne stehen König Boris, Dokter Renz und Björn Beton – inzwischen alle fast 50 – am Bug ihres Kutters "Yasmin", im Hintergrund die Hamburger Hafenkräne, über den Köpfen schwebt eine riesige Möwe, auf der liebevoll gestalteten Bühne fehlen sogar die Überseefrachtkisten und im Bühnenoutfit die Ringelshirts nicht.

Auf einer Bühne in einer Konzerthalle tanzen drei Männer mit Mikrofonen in der Hand.

Auch die Setlist lässt keine Wünsche offen, 27 Songs aus 30 Jahren, gute zwei Stunden geht die Fahrt. "Hamburg calling", "Nordisch by Nature" und "Emanuela" bringen das Publikum ins richtige Party-Fahrwasser. Bei "Amsterdam" oder "Wär das nicht derbe" dümpelt die Stimmung mit einem freundlich wippenden Publikum zwischendrin etwas ruhiger dahin.

Kurz kehrt echte Abschiedsstimmung ein

Und obwohl das der Abgesang ist und die Brote ihren Kutter nach der Tour endgültig ins Trockendock schieben werden, ist die Ansage von der Bühne klar: "Wir nehmen hier Abschied, das wisst Ihr. Aber sentimentaler wird es heute nicht mehr." Das stimmt nicht ganz, denn nach dem letzten Lied des Hauptteils "Das letzte Lied auf der Party", einem schmissigen Abtanz-Knaller, entsteht dann doch ein richtig emotionaler Moment.

"Für 30 Sekunden lassen wir uns jetzt einfach mal nur von Euch bejubeln." Und das Publikum feiert die Band, drei Kapitäne auf ihrem Kutter, und die genießen diese warme Welle. Allerdings zu kurz, dann zerlabern sie den Moment zu schnell mit witzigen Sprüchen, aber so ist das eben, "weil Brot nicht weint", wie es im gleichnamigen, eigentlichen Abschiedssong heißt. "Ja, Papa und Papa und Papa trenn'n sich. Fans sagen: Bitte nicht, Hater sagen: Endlich."

Die Hits zum Schluss - danke für alles

Als Zugabe gibt es zunächst das melancholische "An Tagen wie diesen", ein Sample von Falcos "Jeanny", bei dem Pascal Finkenauer als featured artist auf die Bühne kommt. Mit "Kannste kommen", "Bettina, zieh dir bitte etwas an" und dem Song, der zu einem feststehenden Ausdruck in der deutschen Sprache geworden ist, "Schwule Mädchen", reißen die Brote das Steuer dann noch einmal rum und lenken den Kutter in die finale Party-Zone.

Am Ende lässt die Band ein fröhlich aufgepeitschtes Publikum mit einem knappen "Danke für alles" am Pier zurück – Abgang geglückt. Die Welt muss jetzt ohne die Brote auskommen, zumindest als Dreierformation. Einzelprojekte sind nach eigenen Angaben explizit nicht ausgeschlossen.

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