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Stimme weg, Stimmung weg: Limp Bizkit in der Jahrhunderthalle

Fred Durst

Die amerikanische Nu-Metal-Legende Limp Bizkit war in der ausverkauften Frankfurter Jahrhunderthalle zu Gast. Weil Frontman Fred Durst gleich am Anfang die Stimme versagte, verkam der Auftritt zur schwer erträglichen Farce.

Es war ein bizarres Schauspiel, das sich am Mittwochabend in der ausverkauften Frankfurter Jahrhunderthalle darbot. Rund 4.800 Menschen waren gekommen, um den Auftritt der Nu-Metal-Legende Limp Bizkit im Rahmen ihrer "Still Sucks"-Tour zu sehen. Und sehen konnten sie die Band auch, nur hören nicht. Zumindest Frontman Fred Durst blieb fast den ganzen Abend nahezu stumm.

Bereits nach dem dritten Song brach dem ebenso charismatischen wie narzisstischen Bandleader die von Anfang an angeschlagene Stimme weg. Der Sänger konnte nicht mehr singen, eine überaus ungünstige Konstellation für einen Liveauftritt.

Statt das einzig richtige in solch einer Situation zu tun – und zwar den Abend abzubrechen, die Leute nach Hause zu schicken und das Konzert bei gegebener Zeit nachzuholen – entschied die Band, den Auftritt durchzuziehen. "I decided to do the goddamn concert" ("Ich habe mich entschieden, das gottverdammte Konzert zu spielen"), krächzte Durst ins Mikrofon. Er hätte es besser sein lassen, denn was folgte, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

Karaoke aus der Hölle

Durst holte sich "Hilfe" aus dem Publikum und zog wahllos Menschen aus der Menge auf die Bühne, die dort an seiner statt die Songs singen sollten. Ein oder zwei Lieder klangen tatsächlich irgendwie nach Limp Bizkit, der Rest war einfach zum Fremdschämen. Ein Limp-Bizkit-Karaoke in einem beliebigen Metalschuppen irgendwo im Nirgendwo hätte nicht schlimmer klingen können.

Durst selbst schlurfte sichtlich lustlos über die Bühne, hier und da einmal eine Geste, hin und wieder ein ausgestreckter Mittelfinger. "That’s fucking awesome" ("Das ist verdammt großartig"), hauchte er dem Publikum nach einer Reihe misslungener Karaoke-Nummern entgegen, klang dabei aber eher wie ein Bingo-Moderator im ortsansässigen Altersheim denn wie der Frontmann einer der größten Metal-Bands der Jahrtausendwende. Wahrscheinlich glaubte er sich selbst kein Wort.

Auch der Rest der Band hatte sichtlich Mühe, sich bei diesem Trauerspiel zu motivieren. Gitarrist Wes Borland spielte sein Instrument derart lustlos, dass man vermuten konnte, ihm seien unter seiner silbernen Maske vor Langeweile die Augen zugefallen.

Publikum harrt stoisch aus

Fast ebenso unangebracht wie das Geschehen auf der Bühne war das stoische Ausharren des Publikums. Dieser Auftritt von Limp Bizkit hätte nicht weniger verdient als ein gellendes Pfeifkonzert. Aber außer ein paar zögerlicher Buh-Rufe blieben Unmutsbekundungen aus, stattdessen gab es höflichen Applaus nach jeder noch so schlimmen Nummer.

Dass Durst am Ende dann auch noch die wenigen Leute, die sich zurecht über das Dargebotene aufregten, als Arschlöcher und schlechte Menschen beschimpfte, passte ins desolate Bild, das der 52-Jährige und seine Bandkollegen an diesem Abend abgaben.

Limp-Bizkit-Auftritt der besonderen Art

Wenn Durst seine Stimme irgendwann wiedererlangt, sollte das erste, was er von sich gibt, ein lautes "Sorry, Frankfurt!" sein.

Immerhin können alldiejenigen, die diesen Abend miterleben mussten, mit Fug und Recht behaupten, einen ganz besonderen Limp-Bizkit-Auftritt gesehen zu haben. Ein schwacher Trost.