Zum 90. Geburtstag des Designers Sieben Dinge, mit denen Dieter Rams die Welt schöner gemacht hat
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Dieter Rams wird 90

"Weniger, aber besser" - das ist das Credo des Industriedesigners Dieter Rams, der jetzt seinen 90. Geburtstag feiert. Mit seinen bewusst schlichten Entwürfen für den Elektrogeräte-Hersteller Braun hat er Design-Geschichte geschrieben und sogar den Chef-Designer von Apple beeinflusst.
Ob Rasierapparat oder Wecker, HiFi-Anlage oder Regalsystem – mindestens ein Produkt von Dieter Rams war im vergangenen Jahrtausend in fast jedem deutschen Haushalt zu finden. Erkennen Sie einige wieder?
SK 4 Radio-Phonokombination - Der "Schneewittchensarg"

Radio und Plattenspieler waren früher große Möbelstücke. Oft in dunklem Holz gehalten nahmen sie viel Platz im Wohnzimmer ein. Die Revolution kam 1956 mit Dieter Rams und seinem SK 4. Ein heller, schlichter Quader vereinte Plattenspieler und Radio unter einem transparenten Deckel, der dem Gerät den Spitznamen "Schneewittchensarg" einbrachte. HiFi-Anlagen mehrerer Jahrzehnte orientierten sich an diesem Vorbild, das auch Rams immer weiter entwickelte.
T 4 Taschenempfänger - Inspiration für Apple

Obwohl das Miniradio aus dem Jahr 1959 stammt, kommt es uns bis heute sehr modern und vertraut vor. Ein möglicher Grund: Rams' Entwürfe haben auch den langjährigen Apple-Designer Jonathan Ive geprägt. Dessen in den Jahren 2001 bis 2014 produzierter mp3-Player iPod ähnelt auf den ersten Blick verblüffend dem Taschenradio aus den 1950er Jahren.
Braun micron Rasierer - Keine Rutschgefahr

Dass elektrische Rasierapparate hierzulande zuallererst mit der Firma Braun verbunden werden, hat auch mit dem Design zu tun, das unter Leitung von Dieter Rams für diese Geräte entwickelt wurde. Dazu gehörte die Idee mit den schwarzen Kunststoff-Noppen, dank derer das Gerät auch bei feuchten Fingern nicht aus der Hand gleiten soll. Ein auch in anderen Bereichen immer wieder kopiertes Gestaltungselement - sogar bei Bleistiften.
Nassrasierer Gillette Sensor - Klinge mit Griff

In den späten 1980er Jahren hatte die Firma Gillette ein neues Klingensystem entwickelt und bestellte beim Braun-Design-Team um Dieter Rams einen Griff dafür. Die Firma Braun war nämlich 1967 von der Gillette Company übernommen worden. Rams griff die Idee mit den schwarzen Kunststoff-Elementen vom elektrischen Rasierapparat wieder auf, um auch beim Nassrasierer die Griffigkeit zu erhöhen.
phase 3 Wecker - Schönes hält länger

Uhren und Wecker von Braun gehören zu den Design-Klassikern, die uns seit Jahrzehnten begleiten. Dabei ist die Gestaltung – wie fast immer bei Dieter Rams – so zeitlos, dass die Objekte nicht unmodern werden.
T 2 Tischfeuerzeug - Es geht auch bunt

Die meisten Entwürfe von Dieter Rams sind in Weiß, Grau oder Schwarz gehalten. Manchmal ist ein Detail farbig abgesetzt, zum Beispiel ein Einschaltknopf in orange. Doch spätestens in den 1970ern konnte auch Dieter Rams nicht widerstehen und griff zu knalligen Farben - mit orangenen Kaffeemaschinen oder Tischfeuerzeugen in verschiedenen Farbvarianten.
606 Regalsystem - Verschwindend schön

Zurückhaltendes, schlichtes Design, das sich nicht aufdrängt - darum ging es Dieter Rams auch bei seinen Möbel-Entwürfen, die bis heute von der Firma Vitsoe produziert werden. Schlichte Aluminium-Schienen an der Wand und Böden aus Stahlblech in grauweiß, mehr braucht ein Regal nicht. Wenn Bücher darinstehen, wird es beinahe unsichtbar.
Dieter Rams
Dieter Rams wurde am 20. Mai 1932 in Wiesbaden geboren, wo er auch an der Werkkunstschule Architektur und Innenarchitektur studierte. Seit 1955 war er für den Kronberger Elektrogeräte-Hersteller Braun tätig, ab 1961 als Design-Chef. Er lebt in Kronberg.
Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt hat einen "Stilraum" mit Möbeln und Objekten von Dieter Rams eingerichtet. Dort werden zu Rams' 90. Geburtstag auch Fotografien seiner Ehefrau Ingeborg Rams gezeigt.
Ein Verzeichnis der Werke von Dieter Rams ist im Phaidon Verlag erschienen (Klaus Klemp: "Dieter Rams Werkverzeichnis").