Bildkombination aus zwei Fotos: links die Spice Girls, die zum Teil Buffalo Boots tragen; recht ein Turnschuh mit sehr hoher Plateausohle in Nahaufnahme.

Die Geschichte der klobigen Tower Boots von Buffalo beginnt in der frühen Techno-Szene in Frankfurt, dann machten die Pop-Ikonen der Spice Girls die Schuhe populär - inklusive aktuellem Revival. Erfunden wurden sie in Hochheim.

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Fashion Victim oder Fashion Hero?

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Eigentlich startet die Geschichte gar nicht in Hessen, sondern ganz woanders - und zwar in Mexiko, 1976. Der Hochheimer Michael Conradi entdeckte während seines Urlaubs seine Begeisterung für mexikanische Cowboy-Stiefel, die er dann drei Jahre später unter dem Namen Buffalo nach Hochheim (Main-Taunus) importierte und verkaufte, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Über die Jahre baute Conradi seine Firma auf und erweiterte sein Geschäft schließlich auf Turnschuhe.

Bis in den 1990er Jahren die Zeit der "Sneaker", wie Turnschuhe dann hießen, anbrach und damit auch die Zeit der Buffalo Boots: Conradi hatte nach Angaben des Unternehmens die zündende Idee. Er sägte die Sohle eines Turnschuhs ab, zog ein Plateau dazwischen ein und klebte den Schuh wieder zusammen - geboren war 1995 der Buffalo Tower Boot. Das unkonventionelle Aussehen und vor allem die Stabilität der Schuhe erweckte Aufsehen, hauptsächlich bei jungen Menschen und zunächst in der Frankfurter Techno-Szene.

Techno-Szene setzte den Trend der Tower Boots

"Die Techno-Szene hat etwas komplett Neues in die Gesellschaft hineingetragen", sagt Ilona Kötter, Professorin an der Akademie Mode und Design in Wiesbaden: "Sei es, wie man mit Musik umgeht, oder wie man mit Materialien, Looks und Aussehen umgegangen ist." Und dafür hätten eben auch die neuen, klobigen Turnschuhe aus Hessen gestanden. Die Techno-Szene sei der ideale Nährboden für den Trend der Tower Boots gewesen. Das Auflehnen gegen Konventionen, dazu habe der Schuh gepasst, sagt Kötter.

Historisch gesehen habe Mode zum Beispiel oft den femininen Körper zelebriert, hier sei das auf einmal nicht mehr so gewesen. "Das, was jetzt in aller Munde ist, dieses Gender-Neutrale, das hat der Schuh schon damals gemacht", findet Kötter. Szenegrößen wie Star-DJ Sven Väth trugen die Schuhe und gaben den "Buffalos", wie sie liebevoll genannt wurden, damit kräftig Rückenwind.

Vom Underground zum Mainstream

Die Schuhe fanden immer mehr Testimonials auch außerhalb der Techno-Szene und konnten sich in der jungen Mainstream-Mode etablieren. Der Schuh-Trend schwappte nach Großbritannien über und wurde sogar zu einem Symbol von Girlpower im Sinne der damals stilprägenden Spice Girls. Die international erfolgreiche Girlband ließ sich gerne mit den Plateau-Schuhen ablichten. Mode-Expertin Kötter vermutet dahinter eine Kampagne: "Nachdem Buffalo genügend Umsatz generiert hat, konnte man sich wohl die Spice Girls leisten. Und die haben wahrscheinlich auch nicht schlecht daran verdient."

Buffalo Boots 2019

Teuer und ungesund für die Füße

Nachdem die Buffalos mit verschiedenen Sohlenhöhen und Designs ein ganzes Jahrzehnt junger Mode prägten, verschwanden sie Ende der nuller Jahre von der Bildfläche. Sehr zur Freude vieler Eltern, so Kötter, die die Schuhe mit rund 200 Euro oft teuer und wegen der hohen Sohle auch gefährlich fanden. "Es gab immer wieder Leute, die damit umgeknickt sind, weshalb Eltern auch nicht mehr wollten, dass sie getragen werden."

Orthopäden warnen vor dauerhaften Fußfehlstellungen mit Schmerzen, die irgendwann chronisch würden. "Und je höher das Plateau ist, umso problematischer wird es", sagt der Orthopäde Richard Martin Sellei. "Dann können Bänder reißen oder Knochen brechen."

In der Mode kommt alles irgendwann wieder

Die Zwillinge Lisa und Lena Mantler halten Buffalo Boots in den Händen.

Nun sind die Buffalo Boots plötzlich wieder da und erleben im Zuge des 1990er-Jahre-Revivals ihren zweiten Frühling. Plateau-Schuhe in allen Varianten sind aktuell in der Schuhmode allgemein ein Riesenthema, nicht nur im Sneakersegment. "Das kommt so ein bisschen davon, dass wir nach Corona endlich wieder anfangen können zu feiern", sagt Designerin Sonja Yolver: "Die Textilien werden kürzer, lauter, wilder und entsprechend werden die Heels und auch die Plattformen höher." Von Laufstegen und Influencerinnenfüßen seien die Schuhe mit Plateausohle derzeit nicht wegzudenken.

Auch Buffalo arbeitet mit jungen Influencerinnen zusammen und legt einige Modelle neu auf. Und wahrscheinlich werden sich auch wieder Eltern um die Bänder an den Fußknöcheln ihrer Kinder sorgen. Es kommt eben alles wieder - besonders in der Mode.

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