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Früherer CDU-Politiker wegen Anstiftung zur Untreue verurteilt

Ein Schild der AWO vor einem Haufen Geld

Mehr als 50.000 Euro hat die Tochter eines ehemaligen CDU-Stadtverordneten von der Arbeiterwohlfahrt in Wiesbaden kassiert - ohne dafür zu arbeiten, wie das Amtsgericht jetzt feststellte. Beide wurden zu einer Geldstrafe verurteilt.

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Wie alles begann (1/6)

Die AWO-Affäre - Episode 1
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Rund 53.000 Euro verdiente die heute 36 Jahre alte Tochter des ehemaligen Wiesbadener CDU-Stadtverordneten Wolfgang Gores als Studentin in den Jahren 2017 bis 2019 dazu. Angestellt war sie bei der Wiesbadener Arbeiterwohlfahrt (AWO) parallel zu ihrem Zweitstudium als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Flüchtlingsbetreuung auf einer halben Stelle. Doch gearbeitet hat sie dafür nicht. Das Scheinarbeitsverhältnis soll der Kommunalpolitiker Gores seiner Tochter vermittelt haben.

In einem Prozess vor dem Amtsgericht Wiesbaden wurde Gores am Dienstag der Ansitftung zur Untreue für schuldig befunden und zu 150 Tagessätzen à 95 Euro verurteilt. Seine Tochter erhielt wegen Beihilfe zur Untreue eine Geldstrafe in Höhe von 150 Tagessätzen à 25 Euro. Außerdem muss sie ihr Gehalt zurückerstatten: insgesamt 53.094,42 Euro. Das erklärte das Amtsgericht am Mittwoch und bestätigte damit einen Bericht des Wiesbadener Kuriers. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, die Staatsanwaltschaft eine zehnmonatige Freiheitsstrafe zur Bewährung sowie die Gehaltsrückzahlung gefordert.

Verteidigung: Tochter bot ihre Arbeit an

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Gores für die Anstellung seine Kontakte zur damaligen Wiesbadener AWO-Vorsitzenden Hannelore Richter spielen ließ. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die in Berlin lebende Tochter nicht 20 Stunden für die Flüchtlingsarbeit in Frankfurt hätte leisten können.

Gores' Verteidiger Bernhard Lorenz, selbst ehemaliger Wiesbadener CDU-Fraktionschef, hatte den Vorwurf der Scheinarbeit zurückgewiesen. Die Tochter habe Hannelore Richter wiederholt ihre Arbeit angeboten, es sei Sache des Arbeitgebers, Arbeit zur Verfügung zu stellen. Lorenz kündigte an, in Berufung gehen zu wollen.

Wolfgang Gores hatte sich 2019 in den Kreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt wählen lassen. Als wenig später Berichte über die mutmaßlichen Machenschaften der AWO aufkamen, gab er diesen Posten schnell wieder ab. In einer E-Mail beklagte sich Hannelore Richter daraufhin über den "Herrn Gores, der seine Tochter zwei Jahre bei uns abgestellt hatte".

Der Skandal um die AWO-Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden war 2019 durch hr-Recherchen aufgedeckt worden. Dabei ging es zunächst um überhöhte Gehälter und teure Dienstwagen für Funktionäre des Sozialverbands. Im Laufe der Ermittlungen kamen immer neue Affären über Scheinarbeit, falsch abgerechnete Personalkosten und ungerechtfertigte Spenden ans Licht. 

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