Beschädigte Schaufensterscheibe eines Kiosks im Frankfurter Nordend, womöglich Einschusslöcher

Die Frankfurter Polizei ermittelt nach einem gewaltsamen Streit auf offener Straße im Nordend. Sie prüft, ob dort erneut zwei rivalisierende Gruppen aufeinandertrafen.

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Streit vor Kiosk - Polizei prüft Verbindung zu Clan-Kriminalität

Beschädigte Schaufensterscheibe eines Kiosks im Frankfurter Nordend, womöglich Einschusslöcher
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Blutspuren auf einem Gehweg und einer Straße vor einem Kiosk im Frankfurter Nordend haben die Polizei auf den Plan gerufen. Außerdem sind die Schaufensterscheiben des Kiosks beschädigt – es könnte sich um Einschusslöcher handeln. Aber was ist passiert?

In der Nacht zum Freitag sei es gegen Mitternacht zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen mehreren Menschen gekommen, teilte die Polizei mit. Über Täter und Opfer sei derzeit nichts bekannt. Die Blutspuren deuteten aber zumindest auf eine Verletzung mindestens einer Person hin.

Zeugenaussagen zufolge flüchteten nach der Auseinandersetzung mehrere Menschen vom mutmaßlichen Tatort nahe der großen Kreuzung Rothschildallee/Rohrbachstraße. Um Spuren zu sichern, sperrte die Polizei am Freitag zeitweise die Umgebung ab.

Soko zu Clan-Kriminalität ermittelt

Unklar ist nach Angaben der Polizei, ob tatsächlich Schüsse gefallen sind. Jedoch teilte sie mit, dass sie prüfe, ob die Auseinandersetzung mit dem "gewaltsamen, öffentlich ausgetragenen Konflikt zweier rivalisierender Gruppierungen" zu tun habe, den man seit Monaten beobachte. Dabei geht es im weiteren Sinne um Clan-Kriminalität.

Die Frankfurter Polizei richtete im Mai nach einer Reihe von gewalttätigen Straftaten eine Sonderkommission dazu ein. Es geht dabei unter anderem um einen Raub, abgegebene Schüsse und Körperverletzung. Damals hieß es: "Die handelnden Akteure sind zum Teil verwandtschaftlich verbunden."

Der Gründung der Soko "2804" vorangegangen war ein Vorfall im Einkaufszentrum Skyline Plaza im Frankfurter Europaviertel: Am 28. April griffen sich dort mehrere Männer gegenseitig mit Messern und Pfefferspray auf einem Parkdeck an. Zwei Menschen wurden verletzt. Ein 40-Jähriger überlebte trotz lebensbedrohlicher Schnittverletzungen, weil ein Polizist ihn noch am Tatort erstversorgte.

Kriminelle Banden liegen überkreuz

Die Ermittlungen ergaben, dass im Skyline Plaza zwei Banden aufeinandergetroffen waren, die sich seit längerem bekriegen. Auf der einen Seite eine Großfamilie aus dem Allerheiligenviertel und dem Stadtteil Höchst, auf der anderen eine Gruppe von Männern, die im Stadtteil Sossenheim miteinander aufgewachsen sind. Beide Gruppen präsentieren sich auch in Videos im Internet, mit martialischen Posen, unterlegt von Gangster-Rap.

Soko-Leiter Victor Lekic sagte dem hr, die beiden Gruppierungen seien sich beim Rauschgifthandel und illegalen Glücksspiel in die Quere gekommen. Da gebe es Revierstreitigkeiten, außerdem gehe es um "vermeintliche Ehrverletzungen, die man dann versucht zu bereinigen".

Schüsse auf Kiosk im Januar 2021

Im Januar 2021 zum Beispiel sah das so aus: Die Sossenheimer überfielen Angehörige der Großfamilie im Allerheiligenviertel. Sie schossen mit Feuerwaffen auf einen Kiosk, wo sich mehrere Menschen aufhielten. "Es war nur Glück und Zufall, dass dort niemand zu Schaden kam", erinnert sich Lekic.

Den Angreifern wurde der Prozess gemacht, fünf von ihnen mussten ins Gefängnis. Derartige Angriffe sind aus Sicht von Soko-Leiter Lekic Machtdemonstrationen – die grundsätzlich Racheaktionen nach sich ziehen. Besonders gefährlich seien diese dann, wenn sie auf offener Straße stattfänden. Dort bestehe das Risiko, dass gänzlich Unbeteiligte verletzt würden.

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