Kombo mit AWO-Ffm Logo und Jürgen Richter ehem. Geschäftsführer der AWO-Ffm

Der ehemalige Geschäftsführer der Frankfurter AWO, Jürgen Richter, ist vor dem Landgericht Frankfurt gescheitert. Seinen Doktortitel habe er sich erschwindelt, urteilte das Gericht. Richters Verteidigung kündigte Revision an.

Jürgen Richter, nicht Dr. Jürgen Richter: Dass der ehemalige Frankfurter AWO-Vorsitzende seinen Doktortitel erschwindelt hat, entschied nun auch das Landgericht Frankfurt. Es bestätigte am Mittwoch das Urteil des Amtsgerichts. Herr Richter wisse genau, dass er keine Promotion geschrieben habe, sagte die Vorsitzende Richterin.

Das Amtsgericht hatte den 66-Jährigen im vergangenen Mai zur Zahlung von insgesamt 8.000 Euro verurteilt. "Doktor" Richter habe den akademischen Titel unter anderem in seinen Personalausweis und in den Reisepass eintragen lassen, hieß es damals im Urteil. Richter bekräftigte im Anschluss jedoch, den Titel in den USA erworben zu haben, und legte Berufung ein. Nach der Entscheidung des Landgerichts kündigte Richters Verteidigung am Mittwochabend an, erneut in Revision zu gehen.

Schlüsselfigur in der AWO-Affäre

Gemeinsam mit seiner Frau Hannelore gilt Jürgen Richter als eine der Schlüsselfiguren in der AWO-Affäre, in der es um Untreue und Betrug in Millionenhöhe geht. Der AWO-Kreisverband Frankfurt hatte ihm Anfang 2020 fristlos gekündigt. Zuvor hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Geschäftsführer aufgenommen.

Angaben des neuen Vorstands zufolge hatte die frühere Spitze des AWO-Kreisverbands wegen überhöhter Gehälter, überteuerter Dienstwagen und ungerechtfertigter Spenden einen Schaden von mehr als 6,3 Millionen Euro verursacht. Die Frankfurter AWO verklagte Richter und seine Frau auf Schadenersatz in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Doch das Arbeitsgericht wies die Klage zurück. Weitere Ermittlungen gegen das Ehepaar laufen noch.

Zuletzt wurde der abgewählte Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) in der Affäre wegen Vorteilsannahme zu einer Geldstrafe verurteilt. Zudem wurde bekannt, dass AWO-Funktionäre, inklusive dem Ehepaar Richter, in großem Umfang Schein-Minijobs vergeben haben sollen. Feldmanns Ex-Frau Zübeyde steht deshalb ebenfalls ein Prozess bevor.