Ein Feuerwehrauto vor einem durch einen Brand zerstörten Wohnhaus.

Ein vermeintlich rechtsextremer Brandanschlag hatte an Weihnachten in Wächtersbach für Aufregung gesorgt. Nach neuen Erkenntnissen hat sich der Fall allerdings anders dargestellt. Jetzt wurde unter anderem der Hausbesitzer festgenommen.

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Versicherungsbetrug statt rechtsextremer Tat

hessenschau vom 19.03.2024
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Ein scheinbar rechtsextremes Motiv sollte die Ermittler womöglich auf eine falsche Spur lenken: Nach dem Vollbrand eines Wohnhauses in Wächtersbach (Main-Kinzig) in der Weihnachtsnacht 2023 stehen fünf Personen unter dringendem Tatverdacht, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Wegen Fluchtgefahr seien sie vorläufig festgenommen worden.

Ein ausländerfeindliches Motiv für die Tat habe sich nach umfangreichen, verdeckten und "insbesondere auch in alle Richtungen geführten Ermittlungen nicht bestätigt", hieß es. Die Staatsanwaltschaft Hanau gehe aktuell davon aus, dass die Verdächtigen versuchten, die Ermittlungen auf eine falsche Spur zu lenken, woraufhin es auch zu öffentlichen Solidaritätsbekundungen und Mahnwachen gekommen war.

In der Brandruine waren "Ausländer raus"-Schriftzüge entdeckt worden. Diese sollen nach bisherigem Ermittlungsstand von den Eigentümern selbst dort hinterlassen worden sein.

Eigentümer soll Brand selbst gelegt haben

Bei zwei der Tatverdächtigen handelt es sich um den 47 Jahre alten pakistanischen Eigentümer des niedergebrannten Gebäudes sowie um dessen 34 Jahre alten Schwager. Ihnen wird unter anderem gemeinschaftliche schwere Brandstiftung mittels eines Brandbeschleunigers vorgeworfen, um Versicherungsleistungen im mittleren sechsstelligen Bereich zu erschleichen.

"Ausländer raus"-Schmiererei auf einer Wand in einem ausgebrannten Haus in Wächtersbach

Weil die Beschuldigten die Parole "Ausländer raus" im Gebäude hinterlassen haben sollen und dadurch den Eindruck eines ausländerfeindlichen Motivs erweckt hätten, seien sie zudem des gemeinschaftlichen Vortäuschens einer Straftat dringend verdächtig.

Der Eigentümer des Hauses stand schon kurz nach der Tat im Fokus der Ermittlungen, weil er bei seiner Vernehmung offensichtliche Brandverletzungen aufwies. Zudem hätte es weitere "Anhaltspunkte gegeben, dass er in Zusammenhang mit dieser Brandlegung stehen könnte", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hanau, Oliver Piechaczek. "Und dann haben sich verdeckte Maßnahmen und weitere Ermittlungsmaßnahmen angeschlossen."

Auch Sohn und Frau des Eigentümers unter Tatverdacht

Verdächtigt ist auch der 18 Jahre alte Sohn des Eigentümers, dem Beihilfe zum besonders schweren Betrug vorgeworfen wird. Er soll auf Geheiß seines Vaters den Schaden der Versicherung gemeldet und an einem Ortstermin mit dieser teilgenommen haben. Auch die Ehefrau des Eigentümers steht im Verdacht, an der Planung der Tat beteiligt gewesen zu sein. Die 33-Jährige soll kurz vor dem Brand verschiedene Haushaltsgegenstände verkauft haben.

Gegen einen 55 Jahre alten Mann wurde außerdem Haftbefehl wegen versuchter Strafvereitelung erlassen. Er soll dem Gebäudeeigentümer für die Tatzeit der Brandlegung gegenüber der Kriminalpolizei ein falsches Alibi gegeben haben.

Die fünf Tatverdächtigen wurden am Montagmorgen vorläufig festgenommen und sollen nun dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei dauern an. Es gelte die Unschuldsvermutung, betonte die Polizei in ihrer Mitteilung.

Bürgermeister: Vorverurteilung nie angesagt

Wächtersbachs Bürgermeister Andreas Weiher (SPD) spricht von einer "in hohem Maße kriminellen und gewissenlosen" Tat, die entsprechend bestraft werden müsse. "Der Vorfall zeigt aber auch, dass eine Vorverurteilung nie angesagt ist - egal, von wem und in welche Richtung." Man dürfe nicht verallgemeinern. Die Ermittlungsbehörden hätten "ein sauberes Ergebnis abgeliefert".

Die Stadtverordnete Angelika Silberling-Antoni (Linke) hatte nach dem Brand eine Mahnwache organisiert. Sie habe das wegen der möglichen rassistischen Hintergründe damals als ihre Pflicht angesehen. "Ich würde es jeden Tag wieder tun. Ich finde, so was ist immer richtig, und es kann nie falsch sein, gegen Rassismus aufzustehen."

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