Ein Feuerwehrauto vor einem durch einen Brand zerstörten Wohnhaus.

Nach dem Wohnhausbrand in Wächtersbach konzentriert sich die Staatsanwaltschaft auf den Verdacht der Brandstiftung mit rechtsextremem Motiv. In dem Haus waren rassistische Schmierereien entdeckt worden.

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Wohnhausbrand in Wächtersbach – Staatsanwaltschaft ermittelt

hessenschau vom 28.12.2023
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Die Staatsanwaltschaft Hanau ermittelt nach dem Wohnhausbrand in Wächtersbach (Main-Kinzig) nun wegen des Verdachts auf Brandstiftung "mit rechtsextremer Tatmotivation". Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, werden die Ermittlungen im Dezernat für politisch motivierte Straftaten geführt.

Ermittler hatten am Mittwoch das ausgebrannte Wohnhaus im Stadtteil Wittgenborn begutachtet, nachdem die Feuerwehr die letzten Glutnester gelöscht hatte.

"Ausländer raus" an Wände geschmiert

Auch die Staatsschutzabteilung des zuständigen Polizeipräsidiums ist einbezogen. An mehreren Wänden des Hauses war der Schriftzug "Ausländer raus" entdeckt worden, wie die Stadt Wächtersbach am Dienstag auf ihrer Internetseite mitgeteilt hatte. Fotos zeigen entsprechende Schmierereien.

"Ausländer raus"-Schmiererei auf einer Wand in einem ausgebrannten Haus in Wächtersbach

In dem Haus hatte laut Stadt eine Familie aus Pakistan gewohnt, die seit vielen Jahren integriert im Stadtteil lebe. Bei dem Feuer wurde niemand verletzt.

Das Feuer war den Angaben zufolge in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag ausgebrochen. Zu dem Zeitpunkt habe sich niemand in dem Gebäude aufgehalten. Der Schaden wird auf 350.000 Euro geschätzt.

Bürgermeister: Wächtersbach ist "erschüttert"

"Ein Hausbrand zur Weihnachtszeit erschüttert jede Gemeinde", sagte Wächtersbachs Bürgermeister Andreas Weiher (SPD) am Mittwoch dem hr. Zu einer möglichen Brandstiftung mit rassistischem Motiv sagte Weiher: "Sollte sich das bestätigen, wäre das eine dramatische Entwicklung, die in keinster Weise vorhersehbar ist."

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Staatsanwaltschaft bestätigt Verdacht auf Brandstiftung nach Feuer in Wohnhaus

Ein Feuerwehrauto vor einem durch einen Brand zerstörten Wohnhaus.
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Er verwies auf die "sehr integrative soziale Arbeit" der Stadt für Menschen mit Migrationshintergrund. Weiher berichtete, dass er schon mehrere Hilfsangebote für die betroffene Familie bekommen habe. Die Familie sei bereits bei Freunden untergekommen und brauche keine weitere Hilfe.

Weiher und der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz (SPD) teilten am Donnerstag mit, eine politische und gesellschaftliche Einordnung sei erst möglich, wenn die Ursachen für den Brand und die ausländerfeindlichen Schmierereien zuverlässig aufgeklärt seien.

Ausländerbeiräte und Politiker entsetzt

Der Ausländerbeirat Wächtersbach zeigte sich entsetzt. "Wir sind zutiefst erschüttert, dass ein solch menschenverachtender, möglicherweise rassistisch motivierter Brandanschlag auf eine Familie mit Kindern verübt wurde", heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Man erwarte von allen staatlichen Stellen eine schnelle und lückenlose Aufklärung. Der Landesausländerbeirat (agah) schloss sich der Forderung an.

"Die Parolen, die an den Wänden entdeckt wurden, sind verabscheuungswürdig und verhetzend", sagte die Vize-Fraktionschefin der Grünen im Landtag, Martina Feldmayer, am Donnerstag. "Wer solche Taten begeht, greift unsere ganze Gesellschaft an."

Die Linken-Bundesvorsitzende Janine Wissler sagte: "Es reicht nicht, diese Taten zu verurteilen, man muss den Nährboden bekämpfen, der rechte Gewalt begünstigt: das Erstarken der Rechten und die rassistische Hetze gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete."

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Staatsschutz ermittelt nach Wohnhausbrand

Rauchende Ruinen eines ausgebrannten Hauses
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