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Wandelnder Hundehaufen in Offenbach

Mann in Hundekot-Kostüm, daneben ein Hund mit einer Frau durch eine Leine verbunden. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

Es ist ein Scheißjob, aber einer muss ihn ja machen: In Offenbach patrouilliert bald ein Mensch in einem riesigen Hundehaufen-Kostüm. Heißer Scheiß, meint unser Kolumnist.

Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Ich bin ja großer Fan von Maskottchen. Der Twitter-Account @MascotSilence beispielsweise sorgt bei mir verlässlich für einen Schmunzler. Er sammelt Bilder von Maskottchen von Sportmannschaften, die bei Schweigeminuten neben der Mannschaft stehen. Und durch ihre Verkleidung natürlich schmerzhaft unpassend wirken. Als hätte man auf einer Beerdigung eine Clownsnase an.

Mein Lieblingsmaskottchen war eigentlich immer "Kingsley" vom schottischen Fußballklub Partick Thistle, eine Mischung aus Distel, Bibo aus der Sesamstraße, Theo Waigel und der wütenden Sonne aus Mario Bros. 3. Seit heute Morgen habe ich allerdings einen neuen Favoriten: "Shitti" aus Offenbach.

"Dieses Business ist ein großes Geschäft"

"Shitti" ist, wie der Name vermuten lässt, ein Hundehaufen. Im Zuge der Abfall-Kampagne "Respect Offenbach" läuft nämlich ab Ende Mai ein Mensch in einem riesigen Hundehaufen-Kostüm durch Parks und entlang des Mainufers und soll Hundebesitzer dafür sensibilisieren, den Hundekot tatsächlich auch zu entsorgen. Zuvor gab es schon "Kippi" und "Mülli", die sich in der Innenstadt gegen Zigarettenstummel und Abfall einsetzen. Nun also "Shitti".

Ich weiß ja nicht, wie es ihnen geht, aber ich halte das für eine Scheißidee, und wenn ihnen dieser Kalauer schon zu flach war, sollten Sie an dieser Stelle aufhören zu lesen. In das Kostüm sollen zunächst städtische Mitarbeiter schlüpfen und ich frage mich, wie wohl der Auswahlprozess gelaufen ist. "Sag mal, hast du nicht Lust auf einen richtigen Scheißjob?" - "Gibt es denn wenigstens mehr Geld?" – "Sicher, das Business mit Maskottchen ist schließlich ein großes Geschäft."

Ein Haufen Arbeit

Ich hoffe in der Tat, dass derjenige, der alsbald morgens in ein Hundekotkostüm schlüpft, um seiner Arbeit nachzugehen, gut bezahlt wird. Nur ein gutes Gesprächsthema für Partys zu haben, kann ja nicht Lohn genug sein. "Und, was machst du beruflich?" – "Also, da muss ich ein wenig ausholen. Kennst du Hundekacke …?" Und wie es wohl zuhause läuft? "Schatz, wie war die Arbeit?" – "Beschissen, ich hab zur Zeit echt einen Haufen Arbeit."

Die Stadt Offenbach will mit Shitti "auf humorvolle und sympathische Weise" gegen die Verschmutzung im öffentlichen Raum vorgehen. Zumindest bei mir verfängt das, ich würde es wirklich sehr witzig finden, wenn ich im Park beobachten würde, wie ein mannsgroßer Hundehaufen arglose Hundehalter aufschreckt.

Andererseits ist Humor natürlich auch immer eine Frage der Perspektive: Würde mich ein 1,80 Meter großer Hundehaufen ansprechen und 150 Euro Bußgeld von mir kassieren wollen, würde ich unser Trinkwasser wahrscheinlich auf LSD untersuchen lassen.

Aus Scheiße Geld machen

In jedem Fall kann man mit Fug und Recht behaupten, dass da in Offenbach demnächst jemand aber mal so richtig in der Scheiße steckt. Und das jeden Tag, beruflich. Aber wie heißt es so schön? Wer bis zum Hals in Scheiße steckt, sollte den Kopf nicht hängen lassen. Und hey, immerhin macht derjenige aus Scheiße dann Geld.

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