THW-Kräfte beim Rettungseinsatz im türkischen Kirikhan

Hilfskräfte aus Hessen und anderen Bundesländern haben in der Türkei eine Frau gerettet. Sie war nach dem Erdbeben mehr als 140 Stunden lang unter den Trümmern eines Wohnhauses eingeschlossen. Einsatzkräfte sprechen von einem Wunder.

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Hessische Hilfskräfte im Erbebengebiet

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In der Nacht zum Sonntag haben Rettungskräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine 88-jährige Frau nach über 140 Stunden lebend aus Trümmern in der türkischen Stadt Kirikhan geborgen. 

Gegen 20 Uhr wurden die Helfer und Helferinnen der Organisationen I.S.A.R. und des THW alarmiert. Vier Stunden lang versuchten sie, an die Frau heranzukommen. Immer wieder unterbrachen sie ihre Arbeiten und blieben ganz still, um die Geräusche der 88-Jährigen wahrnehmen zu können.

"Schon bei den Räumungsarbeiten durch die lokalen Kräfte waren Schreie zu hören, worauf diese dann uns alarmiert haben", berichtet Bernd Stockhorst, der für das THW in die Türkei gefahren und vor Ort für die medizinische Versorgung zuständig ist.

Anwohner hatten Hinweis gegeben

Nach den Angaben des THW lag die Frau unter einer Betonplatte. Um sich ihr nähern zu können, mussten die Einsatzkräfte in ein drei Meter tiefes Loch klettern. "Wir haben Spezialgerät eingesetzt", berichtet Anton Hünnemeier-Weber aus dem rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler, der den Einsatz gemeinsam mit einem Kollegen leitete.

Mit einem sogenannten hydraulischen Spreizer sei es gelungen, die schweren Trümmerteile auseinanderzudrücken. "So war es uns möglich, den entsprechenden Raum zu schaffen, um an die Person heranzukommen." Mit vereinten Kräften konnten die Einsatzkräfte die alte Frau lebend aus den Trümmern ziehen.

Ganze 144 Stunden hatte sie dort gelegen. Das grenzt schon an ein Wunder, denn die Faustregel besagt, dass man höchstens 72 Stunden Zeit hat, Menschen nach einem Erdbeben zu befreien. Die 88-Jährige war doppelt so lange eingeschlossen. "Es war ein Wunder, die Dame hat unglaubliches Glück gehabt", sagt THW-Mediziner Stockhorst. Sie wurde mit mehreren Knochenbrüchen und völlig geschwächt ins Krankenhaus gebracht.

"Ein wunderschönes Gefühl"

Die Frau war gemeinsam mit mehreren Personen eingeschlossen, die nach Angaben des THW bereits tot waren. Deren Leichen mussten zuerst aus den Trümmern geholt werden. Dabei wurden die Einsatzkräfte von Einheimischen unterstützt. Den Hinweis, dass es eine lebende Person unter den Trümmern geben soll, hatten Anwohner gegeben.

"Es war egal, wer von welcher Organisation war. Das war ein Team, auch wenn man sich nicht verbal verständigen konnte. Da haben Gesten oder Mimik gereicht", lobt THW-Mediziner Stockhorst im Nachhinein die Zusammenarbeit mit den lokalen Hilfskräften und den Einheimischen. "Für mich war es die erste Lebensrettung. Es war ein wunderschönes Gefühl."

Nicht die erste Lebendrettung des THW Hessen

Bereits am Freitag hatten die Einsatzkräfte des THW Hessen die 40-jährige Zeynep lebend aus den Trümmern geborgen – nach mehr als 100 Stunden. Insgesamt 54 Stunden hatten die Rettungskräfte gebraucht, um sie aus dem Schutt zu befreien. Doch Samstagmorgen kam dann die traurige Nachricht ihrer Geschwister: Zeynep ist gestorben. "Das war ein bewegender Moment", sagt Christian Buttkereit, der für den hr und den SWR mit den Helfern aus Hessen und Rheinland-Pfalz vor Ort ist.

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