Helfer inmitten von zerstörten Häusern zwischen Schutt und Geröll.

Seit einigen Tagen ist das Technische Hilfswerk im Erdbebengebiet im Süden der Türkei unterwegs. Ein Einsatz zwischen Hoffnung und Aussichtslosigkeit. Unser Reporter berichtet auch von Tumulten.

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THW-Retter im Erdbebengebiet in der Türkei

hs
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9 Uhr Ortszeit auf einem Berg nahe Kirikhan, einer 130.000-Einwohner-Stadt im Süden der Türkei. Es fließen Tränen der Erschöpfung und der Trauer bei den deutschen Helferinnen und Helfern. Im Camp der Hilfsorganisationen I.S.A.R. und dem THW Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland haben sich die Einsatzkräfte zu einer Gedenkzeremonie versammelt.

Sie trauern um die 40-jährige Zeynep, die sie am Freitag nach mehr als 100 Stunden noch aus den Trümmern geborgen haben. 54 Stunden hatten die Rettungskräfte gebraucht, um sie aus dem Schutt zu befreien. Doch am Samstag kam die traurige Nachricht ihrer Geschwister: Zeynep ist gestorben. "Das war ein bewegender Moment", sagt Reporter Christian Buttkereit, der für den hr und den SWR mit den Helfern aus Hessen und Rheinland-Pfalz vor Ort ist.

Helfer vom Technischen Hilfswerk mit einem Suchhund im Erdbebengebiet in der Türkei

Die Zahl der Todesopfer in der Türkei und in Syrien ist inzwischen auf über 25.000 gestiegen. Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wurden mehr als 80.000 Menschen verletzt.

Die Suche nach Verschütteten geht weiter

Nach der Trauerfeier macht sich Hundeführerin Evi Kümper aus Viernheim (Bergstraße) mit ihrer Schäferhündin Quaskiya bereit, auch an Tag fünf nach dem verheerenden Erdbeben weiter nach Verschüttenen zu suchen. Der Name Quaskiya stammt aus dem Kurdischen. Übersetzt bedeutet er: "sehnlicher Wunsch". Und genau den haben die Helfenden vor Ort. Doch mit jedem Tag, mit jeder Stunde sinkt die Wahrscheinlichkeit, noch Überlebende zu finden.

Die Faustregel besagt, dass man 72 Stunden Zeit hat, Menschen nach einem Erdbeben zu befreien. Quaskiya, Hope, Carla und Minx - die vier Hunde des THW Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland - schlagen immer seltener an. Seit dem späten Mittwochabend sind 50 Helferinnen und Helfer der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) des THW in der Provinz Hatay.

Bei den Bergungsarbeiten fielen offenbar auch Schüsse

Zwischen Hoffnung und Trauer mischt sich offenbar immer mehr auch Wut. Am Samstag habe es Unruhen und Tumulte gegeben, berichten die Helfer. "Auch Schüsse sollen gefallen sein", sagt Katharina Garrecht vom THW, "deswegen hat das THW zusammen mit I.S.A.R. Germany, mit denen wir unser Camp betreiben, und in Absprache mit den türkischen Behörden vor Ort entschieden, dass wir unsere Arbeiten einstellen und erst mal im Camp verbleiben."

Michael Walsdorf, Leiter der Stabstelle des THW-Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, sagt: "Dort warten wir ab, wie sich die Lage entwickelt. Wir stehen diesbezüglich in engem Kontakt mit den türkischen Behörden und AFAD, der türkischen Katastrophenschutzbehörde." Sollte sich die Lage wieder beruhigen, dann würden die Helfer ihre Arbeit so wie vorgesehen wiederaufnehmen.

Bundeswehr bringt Hilfsgüter in die Türkei

Vorerst geht die Hilfe der internationalen Hilfsorganisationen wie dem hessischen THW also weiter. Neben der Vermisstensuche geht es nun immer mehr darum, die Infrastruktur im Land provisorisch wieder aufzubauen. Hilfsgüter aus THW-Beständen haben mithilfe der Bundeswehr die Türkei erreicht, vor allem Stromerzeuger. Denn jetzt sei es auch wichtig, die Überlebenden im Blick zu haben.

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